recht angebracht wäre, und D muß folglich zehnmal so groß, als H sein, wenn CI zehnmal so groß als CG ist. Es gilt also hier die allgemeine Regel, daß man vom Unterstützungspunkte C die Linien CG, CI, senkrecht gegen die Richtungen der Kräfte ziehen und die Kräfte diesen Abständen umgekehrt proportional nehmen muß.
Anwendungen des Hebels.
Von den unzähligen Anwendungen des Hebels will ich nur einige Beispiele anführen. -- Wenn wir mit geringer Gewalt eine erhebliche Last heben wollen, so geben wir der Stange AB (Fig. 18.) ihren Unterstützungspunct in C so, daß die Last D in mög- lichst geringer Entfernung wirke, der Punct A hingegen, wo die Kraft angreifen soll, erheblich entfernt vom Unterstützungspuncte liege. Daß BCA hier ein Hebel ist, erhellt wohl selbst, und daß, wenn AC zehnmal so groß als DC ist, die Kraft in A nur ein Zehntel der Last zu betragen brauche, erhellt ebenfalls. Aber nicht da allein, wo eine auf einer Unterlage ruhende Stange in der ein- fachsten Form des Hebels wirksam ist, bedienen wir uns des Hebels, sondern manche andere Werkzeuge sind ebenfalls Hebel. Die Zange, mit welcher man recht fest fassen will, hat lange Handgriffe, statt daß der zu fassende Gegenstand mit kürzern Armen gefaßt wird; -- hier ist der Drehungspunct als Unterlage des Hebels anzusehen, und zwei einander entgegen drückende Hebel üben nahe bei diesem Drehungspuncte eine große Gewalt aus, während die in einem ent- ferntern Puncte wirkende Kraft nur geringe zu sein braucht. Die Scheeren wirken eben so. Jeder Schlüssel, bei dem der Bart das Schloß faßt, während die Hand den obern Ring dreht, ist ein Hebel. Es ist nämlich einerlei, ob (Fig. 19.) die wegzuschiebende Last bei A oder bei a, ebenso entfernt von der zu drehenden Axe CD liegt, und da die Hand vorzüglich auf die entferntesten Theile des Hand- griffes BB wirkt, so braucht man nur eine in dem Maaße kleinere Kraft, als die Entfernung CB größer als Ca ist. Dieses wissen wir alle so wohl, daß wir, um den Schlüssel mit mehr Gewalt zu drehen, uns gern, obgleich oft zum Nachtheil des Schlosses und Schlüssels, eines längern, bei BB durchgesteckten Stabes bedienen. Die breitern Handgriffe an unseren Bohrern haben eben den Zweck,
recht angebracht waͤre, und D muß folglich zehnmal ſo groß, als H ſein, wenn CI zehnmal ſo groß als CG iſt. Es gilt alſo hier die allgemeine Regel, daß man vom Unterſtuͤtzungspunkte C die Linien CG, CI, ſenkrecht gegen die Richtungen der Kraͤfte ziehen und die Kraͤfte dieſen Abſtaͤnden umgekehrt proportional nehmen muß.
Anwendungen des Hebels.
Von den unzaͤhligen Anwendungen des Hebels will ich nur einige Beiſpiele anfuͤhren. — Wenn wir mit geringer Gewalt eine erhebliche Laſt heben wollen, ſo geben wir der Stange AB (Fig. 18.) ihren Unterſtuͤtzungspunct in C ſo, daß die Laſt D in moͤg- lichſt geringer Entfernung wirke, der Punct A hingegen, wo die Kraft angreifen ſoll, erheblich entfernt vom Unterſtuͤtzungspuncte liege. Daß BCA hier ein Hebel iſt, erhellt wohl ſelbſt, und daß, wenn AC zehnmal ſo groß als DC iſt, die Kraft in A nur ein Zehntel der Laſt zu betragen brauche, erhellt ebenfalls. Aber nicht da allein, wo eine auf einer Unterlage ruhende Stange in der ein- fachſten Form des Hebels wirkſam iſt, bedienen wir uns des Hebels, ſondern manche andere Werkzeuge ſind ebenfalls Hebel. Die Zange, mit welcher man recht feſt faſſen will, hat lange Handgriffe, ſtatt daß der zu faſſende Gegenſtand mit kuͤrzern Armen gefaßt wird; — hier iſt der Drehungspunct als Unterlage des Hebels anzuſehen, und zwei einander entgegen druͤckende Hebel uͤben nahe bei dieſem Drehungspuncte eine große Gewalt aus, waͤhrend die in einem ent- ferntern Puncte wirkende Kraft nur geringe zu ſein braucht. Die Scheeren wirken eben ſo. Jeder Schluͤſſel, bei dem der Bart das Schloß faßt, waͤhrend die Hand den obern Ring dreht, iſt ein Hebel. Es iſt naͤmlich einerlei, ob (Fig. 19.) die wegzuſchiebende Laſt bei A oder bei a, ebenſo entfernt von der zu drehenden Axe CD liegt, und da die Hand vorzuͤglich auf die entfernteſten Theile des Hand- griffes BB wirkt, ſo braucht man nur eine in dem Maaße kleinere Kraft, als die Entfernung CB groͤßer als Ca iſt. Dieſes wiſſen wir alle ſo wohl, daß wir, um den Schluͤſſel mit mehr Gewalt zu drehen, uns gern, obgleich oft zum Nachtheil des Schloſſes und Schluͤſſels, eines laͤngern, bei BB durchgeſteckten Stabes bedienen. Die breitern Handgriffe an unſeren Bohrern haben eben den Zweck,
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[52/0074]
recht angebracht waͤre, und D muß folglich zehnmal ſo groß, als
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Linien CG, CI, ſenkrecht gegen die Richtungen der Kraͤfte ziehen
und die Kraͤfte dieſen Abſtaͤnden umgekehrt proportional nehmen
muß.
Anwendungen des Hebels.
Von den unzaͤhligen Anwendungen des Hebels will ich nur
einige Beiſpiele anfuͤhren. — Wenn wir mit geringer Gewalt
eine erhebliche Laſt heben wollen, ſo geben wir der Stange AB
(Fig. 18.) ihren Unterſtuͤtzungspunct in C ſo, daß die Laſt D in moͤg-
lichſt geringer Entfernung wirke, der Punct A hingegen, wo die
Kraft angreifen ſoll, erheblich entfernt vom Unterſtuͤtzungspuncte
liege. Daß BCA hier ein Hebel iſt, erhellt wohl ſelbſt, und
daß, wenn AC zehnmal ſo groß als DC iſt, die Kraft in A nur ein
Zehntel der Laſt zu betragen brauche, erhellt ebenfalls. Aber nicht
da allein, wo eine auf einer Unterlage ruhende Stange in der ein-
fachſten Form des Hebels wirkſam iſt, bedienen wir uns des Hebels,
ſondern manche andere Werkzeuge ſind ebenfalls Hebel. Die Zange,
mit welcher man recht feſt faſſen will, hat lange Handgriffe, ſtatt
daß der zu faſſende Gegenſtand mit kuͤrzern Armen gefaßt wird; —
hier iſt der Drehungspunct als Unterlage des Hebels anzuſehen,
und zwei einander entgegen druͤckende Hebel uͤben nahe bei dieſem
Drehungspuncte eine große Gewalt aus, waͤhrend die in einem ent-
ferntern Puncte wirkende Kraft nur geringe zu ſein braucht. Die
Scheeren wirken eben ſo. Jeder Schluͤſſel, bei dem der Bart das
Schloß faßt, waͤhrend die Hand den obern Ring dreht, iſt ein Hebel.
Es iſt naͤmlich einerlei, ob (Fig. 19.) die wegzuſchiebende Laſt bei
A oder bei a, ebenſo entfernt von der zu drehenden Axe CD liegt,
und da die Hand vorzuͤglich auf die entfernteſten Theile des Hand-
griffes BB wirkt, ſo braucht man nur eine in dem Maaße kleinere
Kraft, als die Entfernung CB groͤßer als Ca iſt. Dieſes wiſſen
wir alle ſo wohl, daß wir, um den Schluͤſſel mit mehr Gewalt zu
drehen, uns gern, obgleich oft zum Nachtheil des Schloſſes und
Schluͤſſels, eines laͤngern, bei BB durchgeſteckten Stabes bedienen.
Die breitern Handgriffe an unſeren Bohrern haben eben den Zweck,
Informationen zur CAB-Ansicht
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830/74>, abgerufen am 23.02.2025.
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