klein, im entgegengesetzten Falle zu groß werden. Horizontale Rotationen, das ist Drehungen um Axen, die senkrecht gegen die Tafel sind, können ähnliche Erfolge haben.
Wenn man die Lehre vom Stoße auf Körper von andern Gestalten, oder auch nur auf Kugeln, die ihren Schwerpunct nicht im Mittelpuncte haben, anwenden will, so werden die Un- tersuchungen fast immer sehr schwierig. Wenn man gegen eine ruhende Kugel, deren Schwerpunct in A läge, nach der Richtung BD stieße (Fig. 72.), so nähme sie eine rotirende Bewegung an, und die Frage, um welche Axe sie zu rotiren anfinge, und ob sie ihre Rotation um diese Axe immerwährend fortsetzen würde, oder ob die anfänglich als Axe ruhende Linie nachher der Rota- tion um eine andre Axe weichen würde, scheint mir zu schwierig, um sie hier zu erörtern. Die Gesetze der Bewegung der gewöhn- lichen Kreisel, die Beantwortung der Frage, warum ihre gegen die Verticallinie geneigte Axe eine Kegelfläche um die Vertical- linie durchläuft u. s. w., hat man mehrmals einer sorgfältigen Betrachtung gewürdiget, und diese Betrachtung ist wichtig, weil die Rotationsbewegungen der Himmelskörper um ihre Axen, und diejenigen wechselnden Richtungen der Axe, die sich uns in Be- ziehung auf die Erde an dem Rückgehen der Nachtgleichen zeigen, mit diesen Bewegungen in einer nahen Beziehung stehen.
Ich endige hiermit die Untersuchungen über die Bewegung fester Körper, die freilich noch zu vielfältigen Betrachtungen Anlaß geben könnte, wenn ich mir irgend vorsetzen dürfte, diese Ge- genstände zu erschöpfen, von denen ich hier nur das Wichtigste habe darstellen können.
Zehnte Vorlesung.
Wenn wir, m. h. H., einen Blick zurückwerfen auf die Kenntnisse, die sich in den bisherigen Betrachtungen vor uns entwickelt haben, so dürfen wir, glaube ich, wohl behaupten, daß eine reiche Erndte wichtiger Belehrungen aus den zuerst gering- fügig scheinenden uns zu Anfang gegebenen Bestimmungen hervor
klein, im entgegengeſetzten Falle zu groß werden. Horizontale Rotationen, das iſt Drehungen um Axen, die ſenkrecht gegen die Tafel ſind, koͤnnen aͤhnliche Erfolge haben.
Wenn man die Lehre vom Stoße auf Koͤrper von andern Geſtalten, oder auch nur auf Kugeln, die ihren Schwerpunct nicht im Mittelpuncte haben, anwenden will, ſo werden die Un- terſuchungen faſt immer ſehr ſchwierig. Wenn man gegen eine ruhende Kugel, deren Schwerpunct in A laͤge, nach der Richtung BD ſtieße (Fig. 72.), ſo naͤhme ſie eine rotirende Bewegung an, und die Frage, um welche Axe ſie zu rotiren anfinge, und ob ſie ihre Rotation um dieſe Axe immerwaͤhrend fortſetzen wuͤrde, oder ob die anfaͤnglich als Axe ruhende Linie nachher der Rota- tion um eine andre Axe weichen wuͤrde, ſcheint mir zu ſchwierig, um ſie hier zu eroͤrtern. Die Geſetze der Bewegung der gewoͤhn- lichen Kreiſel, die Beantwortung der Frage, warum ihre gegen die Verticallinie geneigte Axe eine Kegelflaͤche um die Vertical- linie durchlaͤuft u. ſ. w., hat man mehrmals einer ſorgfaͤltigen Betrachtung gewuͤrdiget, und dieſe Betrachtung iſt wichtig, weil die Rotationsbewegungen der Himmelskoͤrper um ihre Axen, und diejenigen wechſelnden Richtungen der Axe, die ſich uns in Be- ziehung auf die Erde an dem Ruͤckgehen der Nachtgleichen zeigen, mit dieſen Bewegungen in einer nahen Beziehung ſtehen.
Ich endige hiermit die Unterſuchungen uͤber die Bewegung feſter Koͤrper, die freilich noch zu vielfaͤltigen Betrachtungen Anlaß geben koͤnnte, wenn ich mir irgend vorſetzen duͤrfte, dieſe Ge- genſtaͤnde zu erſchoͤpfen, von denen ich hier nur das Wichtigſte habe darſtellen koͤnnen.
Zehnte Vorleſung.
Wenn wir, m. h. H., einen Blick zuruͤckwerfen auf die Kenntniſſe, die ſich in den bisherigen Betrachtungen vor uns entwickelt haben, ſo duͤrfen wir, glaube ich, wohl behaupten, daß eine reiche Erndte wichtiger Belehrungen aus den zuerſt gering- fuͤgig ſcheinenden uns zu Anfang gegebenen Beſtimmungen hervor
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klein, im entgegengeſetzten Falle zu groß werden. Horizontale
Rotationen, das iſt Drehungen um Axen, die ſenkrecht gegen die
Tafel ſind, koͤnnen aͤhnliche Erfolge haben.
Wenn man die Lehre vom Stoße auf Koͤrper von andern
Geſtalten, oder auch nur auf Kugeln, die ihren Schwerpunct
nicht im Mittelpuncte haben, anwenden will, ſo werden die Un-
terſuchungen faſt immer ſehr ſchwierig. Wenn man gegen eine
ruhende Kugel, deren Schwerpunct in A laͤge, nach der Richtung
BD ſtieße (Fig. 72.), ſo naͤhme ſie eine rotirende Bewegung an,
und die Frage, um welche Axe ſie zu rotiren anfinge, und ob
ſie ihre Rotation um dieſe Axe immerwaͤhrend fortſetzen wuͤrde,
oder ob die anfaͤnglich als Axe ruhende Linie nachher der Rota-
tion um eine andre Axe weichen wuͤrde, ſcheint mir zu ſchwierig,
um ſie hier zu eroͤrtern. Die Geſetze der Bewegung der gewoͤhn-
lichen Kreiſel, die Beantwortung der Frage, warum ihre gegen
die Verticallinie geneigte Axe eine Kegelflaͤche um die Vertical-
linie durchlaͤuft u. ſ. w., hat man mehrmals einer ſorgfaͤltigen
Betrachtung gewuͤrdiget, und dieſe Betrachtung iſt wichtig, weil
die Rotationsbewegungen der Himmelskoͤrper um ihre Axen, und
diejenigen wechſelnden Richtungen der Axe, die ſich uns in Be-
ziehung auf die Erde an dem Ruͤckgehen der Nachtgleichen zeigen,
mit dieſen Bewegungen in einer nahen Beziehung ſtehen.
Ich endige hiermit die Unterſuchungen uͤber die Bewegung
feſter Koͤrper, die freilich noch zu vielfaͤltigen Betrachtungen Anlaß
geben koͤnnte, wenn ich mir irgend vorſetzen duͤrfte, dieſe Ge-
genſtaͤnde zu erſchoͤpfen, von denen ich hier nur das Wichtigſte
habe darſtellen koͤnnen.
Zehnte Vorleſung.
Wenn wir, m. h. H., einen Blick zuruͤckwerfen auf die
Kenntniſſe, die ſich in den bisherigen Betrachtungen vor uns
entwickelt haben, ſo duͤrfen wir, glaube ich, wohl behaupten,
daß eine reiche Erndte wichtiger Belehrungen aus den zuerſt gering-
fuͤgig ſcheinenden uns zu Anfang gegebenen Beſtimmungen hervor
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830/148>, abgerufen am 23.02.2025.
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