angäben, und nach vollendetem Versuche durch einen fest bleibenden Zeiger noch die größte Gewalt des Zuges abzulesen erlaubten *).
Doch es ist Zeit diesen Gegenstand endlich zu verlassen. --
Neunte Vorlesung.
Grader Stoß unelastischer Körper.
Die Lehre vom Stoße der Körper bietet mir, als die letzte aus der Mechanik fester Körper, noch eine Reihe von Betrachtun- gen dar, womit ich Sie, m. h. H., heute zu unterhalten gedenke.
Wenn zwei gleiche unelastische Kugeln mit gleichen Geschwin- digkeiten einander so begegnen, daß die Richtungen ihrer Bewegun- gen einander genau entgegengesetzt sind, so werden diese Bewegun- gen im Zusammentreffen sich gewiß völlig aufheben. Wäre die Masse des einen Körpers doppelt so groß, als die des andern, die Geschwindigkeit des kleinern aber doppelt so groß, als die des grö- ßern, so würden wieder beide im Zusammentreffen alle Bewegung verlieren; denn man könnte sich jene doppelte Masse, als in zwei gleich hinter einander eintreffende Theile zerlegt denken, deren erster, als der begegnenden Masse gleich, ihr ebenso viel Geschwin- digkeit raubt, als er selbst besitzt, wo dann der zweite ebenso große Theil die noch übrig bleibende ebenso große Geschwindigkeit der klei- nern Masse völlig zerstört. Dieselbe Ueberlegung zeigt allgemein, daß zwei Körper, wenn sie in grade entgegengesetzten Richtungen auf einander treffen, ihre Bewegung gegenseitig ganz zerstören, wenn ihre Geschwindigkeiten den Massen umgekehrt proportional sind, das heißt, wenn die Geschwindigkeit des kleinern ein ebenso Viel- faches der Geschwindigkeit des größern ist, als die Masse des klei- nern in der Masse des größern enthalten ist. Hierauf gründet sich der Begriff von Quantität der Bewegung. Wir schreiben der Masse von 10 Pfunden, wenn sie mit 3 Fuß Geschwindigkeit in 1 Secunde bewegt wird, eben die Größe der Bewegung oder eben
*)Gilb. Ann. LI. 322.
angaͤben, und nach vollendetem Verſuche durch einen feſt bleibenden Zeiger noch die groͤßte Gewalt des Zuges abzuleſen erlaubten *).
Doch es iſt Zeit dieſen Gegenſtand endlich zu verlaſſen. —
Neunte Vorleſung.
Grader Stoß unelaſtiſcher Koͤrper.
Die Lehre vom Stoße der Koͤrper bietet mir, als die letzte aus der Mechanik feſter Koͤrper, noch eine Reihe von Betrachtun- gen dar, womit ich Sie, m. h. H., heute zu unterhalten gedenke.
Wenn zwei gleiche unelaſtiſche Kugeln mit gleichen Geſchwin- digkeiten einander ſo begegnen, daß die Richtungen ihrer Bewegun- gen einander genau entgegengeſetzt ſind, ſo werden dieſe Bewegun- gen im Zuſammentreffen ſich gewiß voͤllig aufheben. Waͤre die Maſſe des einen Koͤrpers doppelt ſo groß, als die des andern, die Geſchwindigkeit des kleinern aber doppelt ſo groß, als die des groͤ- ßern, ſo wuͤrden wieder beide im Zuſammentreffen alle Bewegung verlieren; denn man koͤnnte ſich jene doppelte Maſſe, als in zwei gleich hinter einander eintreffende Theile zerlegt denken, deren erſter, als der begegnenden Maſſe gleich, ihr ebenſo viel Geſchwin- digkeit raubt, als er ſelbſt beſitzt, wo dann der zweite ebenſo große Theil die noch uͤbrig bleibende ebenſo große Geſchwindigkeit der klei- nern Maſſe voͤllig zerſtoͤrt. Dieſelbe Ueberlegung zeigt allgemein, daß zwei Koͤrper, wenn ſie in grade entgegengeſetzten Richtungen auf einander treffen, ihre Bewegung gegenſeitig ganz zerſtoͤren, wenn ihre Geſchwindigkeiten den Maſſen umgekehrt proportional ſind, das heißt, wenn die Geſchwindigkeit des kleinern ein ebenſo Viel- faches der Geſchwindigkeit des groͤßern iſt, als die Maſſe des klei- nern in der Maſſe des groͤßern enthalten iſt. Hierauf gruͤndet ſich der Begriff von Quantitaͤt der Bewegung. Wir ſchreiben der Maſſe von 10 Pfunden, wenn ſie mit 3 Fuß Geſchwindigkeit in 1 Secunde bewegt wird, eben die Groͤße der Bewegung oder eben
*)Gilb. Ann. LI. 322.
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angaͤben, und nach vollendetem Verſuche durch einen feſt bleibenden
Zeiger noch die groͤßte Gewalt des Zuges abzuleſen erlaubten *).
Doch es iſt Zeit dieſen Gegenſtand endlich zu verlaſſen. —
Neunte Vorleſung.
Grader Stoß unelaſtiſcher Koͤrper.
Die Lehre vom Stoße der Koͤrper bietet mir, als die letzte
aus der Mechanik feſter Koͤrper, noch eine Reihe von Betrachtun-
gen dar, womit ich Sie, m. h. H., heute zu unterhalten gedenke.
Wenn zwei gleiche unelaſtiſche Kugeln mit gleichen Geſchwin-
digkeiten einander ſo begegnen, daß die Richtungen ihrer Bewegun-
gen einander genau entgegengeſetzt ſind, ſo werden dieſe Bewegun-
gen im Zuſammentreffen ſich gewiß voͤllig aufheben. Waͤre die
Maſſe des einen Koͤrpers doppelt ſo groß, als die des andern, die
Geſchwindigkeit des kleinern aber doppelt ſo groß, als die des groͤ-
ßern, ſo wuͤrden wieder beide im Zuſammentreffen alle Bewegung
verlieren; denn man koͤnnte ſich jene doppelte Maſſe, als in zwei
gleich hinter einander eintreffende Theile zerlegt denken, deren
erſter, als der begegnenden Maſſe gleich, ihr ebenſo viel Geſchwin-
digkeit raubt, als er ſelbſt beſitzt, wo dann der zweite ebenſo große
Theil die noch uͤbrig bleibende ebenſo große Geſchwindigkeit der klei-
nern Maſſe voͤllig zerſtoͤrt. Dieſelbe Ueberlegung zeigt allgemein,
daß zwei Koͤrper, wenn ſie in grade entgegengeſetzten Richtungen auf
einander treffen, ihre Bewegung gegenſeitig ganz zerſtoͤren, wenn
ihre Geſchwindigkeiten den Maſſen umgekehrt proportional ſind,
das heißt, wenn die Geſchwindigkeit des kleinern ein ebenſo Viel-
faches der Geſchwindigkeit des groͤßern iſt, als die Maſſe des klei-
nern in der Maſſe des groͤßern enthalten iſt. Hierauf gruͤndet ſich
der Begriff von Quantitaͤt der Bewegung. Wir ſchreiben
der Maſſe von 10 Pfunden, wenn ſie mit 3 Fuß Geſchwindigkeit
in 1 Secunde bewegt wird, eben die Groͤße der Bewegung oder eben
*) Gilb. Ann. LI. 322.
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830/138>, abgerufen am 16.07.2024.
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