Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830.daß die Axe kürzer als der auf sie senkrechte Durchmesser wird. Noch ein Experiment, welches zugleich eine Zusammensetzung Andre Erscheinungen, die von der Schwungkraft abhängen. Eine ähnliche Zusammensetzung der Kräfte ist es, welche den daß die Axe kuͤrzer als der auf ſie ſenkrechte Durchmeſſer wird. Noch ein Experiment, welches zugleich eine Zuſammenſetzung Andre Erſcheinungen, die von der Schwungkraft abhaͤngen. Eine aͤhnliche Zuſammenſetzung der Kraͤfte iſt es, welche den <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0117" n="95"/> daß die Axe kuͤrzer als der auf ſie ſenkrechte Durchmeſſer wird.<lb/> Bei der ſchnellen Drehung, wo unſer Auge keine einzelne Stel-<lb/> lung der Reifen mehr deutlich wahrnimmt, ſcheint es dann, als<lb/> ob eine ſphaͤroidiſche Maſſe den ganzen bei der Drehung durch-<lb/> laufenen Raum ausfuͤllte. Die Abplattung iſt deſto ſtaͤrker,<lb/> je ſchneller die Drehung wird.</p><lb/> <p>Noch ein Experiment, welches zugleich eine Zuſammenſetzung<lb/> von Kraͤften, naͤmlich der zugleich wirkenden Schwerkraft und<lb/> Schwungkraft, zeigt, gehoͤrt hierher. Wenn man (<hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">Fig. 60</hi></hi>) an<lb/> verticalen Staͤbchen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">KI, GH</hi></hi> ſchwere Kugeln aufhaͤngt, ſo treibt<lb/> die Schwungkraft dieſe Kugeln bei der Drehung der Scheibe <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">DE</hi></hi><lb/> vom Mittelpuncte <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">C</hi></hi> abwaͤrts, die Schwerkraft dagegen treibt ſie<lb/> niederwaͤrts, und beiden Kraͤften folgend ſtellen ſich die Kugeln in<lb/> eine ſchiefe Stellung, wie <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">HL, IM,</hi></hi> und deſto mehr der horizon-<lb/> talen Richtung genaͤhert, je ſchneller die Bewegung oder je groͤßer<lb/> uͤberhaupt die Schwungkraft iſt, und bei einer die Schwerkraft ſehr<lb/> weit uͤbertreffenden Schwungkraft erreichen ſie eine nur wenig von<lb/> der Horizontallinie abweichende Richtung.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Andre Erſcheinungen</hi>, <hi rendition="#g">die von der Schwungkraft<lb/> abhaͤngen</hi>.</head><lb/> <p>Eine aͤhnliche Zuſammenſetzung der Kraͤfte iſt es, welche den<lb/> auf ſeinem Pferde ſtehenden Kunſtreiter noͤthigt, ſich ſtark nach dem<lb/> Innern des Kreiſes, durch welchen er forteilt, zu lehnen. Hier<lb/> naͤmlich wuͤrde die Schwungkraft ihn vom Sattel hinabſchleudern,<lb/> wenn er grade auf demſelben zu ſtehen verſuchen wollte; er muß<lb/> daher ſeinem Fuße eine Stuͤtze in derjenigen Richtung geben, welche<lb/> als Richtung der Mittelkraft aus Schwungkraft und Schwere her-<lb/> vorgeht, und die ganze Stellung ſeines Koͤrpers lehnt ſich in dieſe<lb/> Richtung, ja das Pferd ſelbſt lehnt ſich, vorzuͤglich bei ſehr ſchnel-<lb/> lem Laufe im Kreiſe, eben ſo nach dem Innern des Kreiſes, und<lb/> die Erfahrung lehrt, ſelbſt in gewoͤhnlicheren Faͤllen, den unge-<lb/> ſchickten Reiter, daß er, bei ſchneller Aenderung der Richtung ſeines<lb/> Weges, ſich nach der innern Seite des von ihm beſchriebenen Bo-<lb/> gens hin lehnen muß, damit er nicht zu ſtark nach der andern Seite<lb/> getrieben werde, und wohl gar das Gleichgewicht verliere.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [95/0117]
daß die Axe kuͤrzer als der auf ſie ſenkrechte Durchmeſſer wird.
Bei der ſchnellen Drehung, wo unſer Auge keine einzelne Stel-
lung der Reifen mehr deutlich wahrnimmt, ſcheint es dann, als
ob eine ſphaͤroidiſche Maſſe den ganzen bei der Drehung durch-
laufenen Raum ausfuͤllte. Die Abplattung iſt deſto ſtaͤrker,
je ſchneller die Drehung wird.
Noch ein Experiment, welches zugleich eine Zuſammenſetzung
von Kraͤften, naͤmlich der zugleich wirkenden Schwerkraft und
Schwungkraft, zeigt, gehoͤrt hierher. Wenn man (Fig. 60) an
verticalen Staͤbchen KI, GH ſchwere Kugeln aufhaͤngt, ſo treibt
die Schwungkraft dieſe Kugeln bei der Drehung der Scheibe DE
vom Mittelpuncte C abwaͤrts, die Schwerkraft dagegen treibt ſie
niederwaͤrts, und beiden Kraͤften folgend ſtellen ſich die Kugeln in
eine ſchiefe Stellung, wie HL, IM, und deſto mehr der horizon-
talen Richtung genaͤhert, je ſchneller die Bewegung oder je groͤßer
uͤberhaupt die Schwungkraft iſt, und bei einer die Schwerkraft ſehr
weit uͤbertreffenden Schwungkraft erreichen ſie eine nur wenig von
der Horizontallinie abweichende Richtung.
Andre Erſcheinungen, die von der Schwungkraft
abhaͤngen.
Eine aͤhnliche Zuſammenſetzung der Kraͤfte iſt es, welche den
auf ſeinem Pferde ſtehenden Kunſtreiter noͤthigt, ſich ſtark nach dem
Innern des Kreiſes, durch welchen er forteilt, zu lehnen. Hier
naͤmlich wuͤrde die Schwungkraft ihn vom Sattel hinabſchleudern,
wenn er grade auf demſelben zu ſtehen verſuchen wollte; er muß
daher ſeinem Fuße eine Stuͤtze in derjenigen Richtung geben, welche
als Richtung der Mittelkraft aus Schwungkraft und Schwere her-
vorgeht, und die ganze Stellung ſeines Koͤrpers lehnt ſich in dieſe
Richtung, ja das Pferd ſelbſt lehnt ſich, vorzuͤglich bei ſehr ſchnel-
lem Laufe im Kreiſe, eben ſo nach dem Innern des Kreiſes, und
die Erfahrung lehrt, ſelbſt in gewoͤhnlicheren Faͤllen, den unge-
ſchickten Reiter, daß er, bei ſchneller Aenderung der Richtung ſeines
Weges, ſich nach der innern Seite des von ihm beſchriebenen Bo-
gens hin lehnen muß, damit er nicht zu ſtark nach der andern Seite
getrieben werde, und wohl gar das Gleichgewicht verliere.
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