Ha, ha, ha! Muß einer noch des Elends lachen. Was doch die Zeitungsschreiber heut zu Tag' alles aufgabeln. Als wenn's nicht Staats- und Kriegs- nachrichten aus allen Theilen der Welt genug gäbe, ohne daß sie dergleichen Narrn'spossen in ihre Blät- ter 'nein schmierten. Ich lese keine Zeitung mehr.
Paul. Ey, was ist's denn? Machst einen Ketzers- lerm! Laß sehn.
Peter. Guck da: Lebensgeschicht' eines armen Manns im Tockenburg! 's möcht einer aus der Haut schleufen. Bald muß man sich schämen ein Tockenburger zu seyn. Unser Ländchen ist ohnedem schon verschreyt genug. Wenn's denn noch solche Narren giebt, die sich selbst in Druck stellen, und so- gar in die Zeitung setzen lassen, werden wir aller Welt zum Gespött werden. Du sollst's hören und sehen, wie man zu Z. **, St. **, und H ***, drüber die Nase rümpft, und ein teuflisches Geläch- ter anfängt. Und denn mag mir das eine saubere Lebensgeschicht' abgeben. Man kennt die Näbis --
Paul. Das ist, beym Sapperment! nicht brav. Man hat da dem armen Mann einen verzweifelten Streich gespielt. Ich weiß, wei's ihm durch Mark und Bein gehen wird. Freylich hat er sein Geschreib dem Herr Pfarrherr übergeben, Gebrauch davon zu machen, wenn er's irgend wohin tauglich finde; aber
doch
Peter und Paul.
Peter (mit einer Zeitung in der Hand).
Ha, ha, ha! Muß einer noch des Elends lachen. Was doch die Zeitungsſchreiber heut zu Tag’ alles aufgabeln. Als wenn’s nicht Staats- und Kriegs- nachrichten aus allen Theilen der Welt genug gaͤbe, ohne daß ſie dergleichen Narrn’spoſſen in ihre Blaͤt- ter ’nein ſchmierten. Ich leſe keine Zeitung mehr.
Paul. Ey, was iſt’s denn? Machſt einen Ketzers- lerm! Laß ſehn.
Peter. Guck da: Lebensgeſchicht’ eines armen Manns im Tockenburg! ’s moͤcht einer aus der Haut ſchleufen. Bald muß man ſich ſchaͤmen ein Tockenburger zu ſeyn. Unſer Laͤndchen iſt ohnedem ſchon verſchreyt genug. Wenn’s denn noch ſolche Narren giebt, die ſich ſelbſt in Druck ſtellen, und ſo- gar in die Zeitung ſetzen laſſen, werden wir aller Welt zum Geſpoͤtt werden. Du ſollſt’s hoͤren und ſehen, wie man zu Z. **, St. **, und H ***, druͤber die Naſe ruͤmpft, und ein teufliſches Gelaͤch- ter anfaͤngt. Und denn mag mir das eine ſaubere Lebensgeſchicht’ abgeben. Man kennt die Naͤbis —
Paul. Das iſt, beym Sapperment! nicht brav. Man hat da dem armen Mann einen verzweifelten Streich geſpielt. Ich weiß, wei’s ihm durch Mark und Bein gehen wird. Freylich hat er ſein Geſchreib dem Herr Pfarrherr uͤbergeben, Gebrauch davon zu machen, wenn er’s irgend wohin tauglich finde; aber
doch
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Peter und Paul.
Peter (mit einer Zeitung in der Hand).
Ha, ha, ha! Muß einer noch des Elends lachen.
Was doch die Zeitungsſchreiber heut zu Tag’ alles
aufgabeln. Als wenn’s nicht Staats- und Kriegs-
nachrichten aus allen Theilen der Welt genug gaͤbe,
ohne daß ſie dergleichen Narrn’spoſſen in ihre Blaͤt-
ter ’nein ſchmierten. Ich leſe keine Zeitung mehr.
Paul. Ey, was iſt’s denn? Machſt einen Ketzers-
lerm! Laß ſehn.
Peter. Guck da: Lebensgeſchicht’ eines armen
Manns im Tockenburg! ’s moͤcht einer aus
der Haut ſchleufen. Bald muß man ſich ſchaͤmen ein
Tockenburger zu ſeyn. Unſer Laͤndchen iſt ohnedem
ſchon verſchreyt genug. Wenn’s denn noch ſolche
Narren giebt, die ſich ſelbſt in Druck ſtellen, und ſo-
gar in die Zeitung ſetzen laſſen, werden wir aller
Welt zum Geſpoͤtt werden. Du ſollſt’s hoͤren und
ſehen, wie man zu Z. **, St. **, und H ***,
druͤber die Naſe ruͤmpft, und ein teufliſches Gelaͤch-
ter anfaͤngt. Und denn mag mir das eine ſaubere
Lebensgeſchicht’ abgeben. Man kennt die Naͤbis —
Paul. Das iſt, beym Sapperment! nicht brav.
Man hat da dem armen Mann einen verzweifelten
Streich geſpielt. Ich weiß, wei’s ihm durch Mark
und Bein gehen wird. Freylich hat er ſein Geſchreib
dem Herr Pfarrherr uͤbergeben, Gebrauch davon zu
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Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeker_lebensgeschichte_1789/304>, abgerufen am 01.03.2025.
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