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Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789.

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"werd' ich wohl einst zu Euch hinfahren? Denn ach! zu
"mir kömmt Ihr nicht wieder". Viele Wochen lang
gieng ich überall umher wie der Schatten an der Wand,
-- staunte Himmel und Erde an -- that zwar was
ich konnte -- konnte aber nicht viel. Zu Bezahlung
meiner Gläubiger wurden die Aussichten immer en-
ger und kürzer. Aus einem Sack in den andern zu
schleufen, und mich so lange zu wehren wie möglich,
mußt' itzt mein einziges Dichten und Trachten seyn.

LXX.
Nun gar fünf Jahre.

(1773. -- 1777.)

Diese Zeit über kroch ich so immer, zwischen Furcht
und Hofnung unter meiner Schuldenlast fort, trieb
mein Händelchen, und arbeitete daneben was mir
vor die Hand kam. Zu Anfang dieser Epoche gieng's
vollends immer den Krebsgang. So viel unnütze
Mäuler (denn die Fünfezahl meiner Kinder war itzt
wieder complet), die Ausgaben für Essen, Kleider,
Holz u. s. f. und dann die leidigen Zinse, frassen
meinen kleinen Gewinnst noch etwas mehr als auf.
Meine schönste Hofnung erstreckte sich erst auf Jahre
hinaus, wo meine Jungens mir zur Hülfe gewachsen
seyn würden. Aber wenn meine Gläubiger bös' gewe-
sen, sie hätten mich lange vorherüberrumpelt. Nein!
sie trugen Geduld mit mir; freylich bestrebt' ich mich
auch aus allen Kräften Wort zu halten so gut wie
möglich; aber das bestuhnd meist in -- neuem Schul-

„werd’ ich wohl einſt zu Euch hinfahren? Denn ach! zu
„mir koͤmmt Ihr nicht wieder„. Viele Wochen lang
gieng ich uͤberall umher wie der Schatten an der Wand,
— ſtaunte Himmel und Erde an — that zwar was
ich konnte — konnte aber nicht viel. Zu Bezahlung
meiner Glaͤubiger wurden die Ausſichten immer en-
ger und kuͤrzer. Aus einem Sack in den andern zu
ſchleufen, und mich ſo lange zu wehren wie moͤglich,
mußt’ itzt mein einziges Dichten und Trachten ſeyn.

LXX.
Nun gar fuͤnf Jahre.

(1773. — 1777.)

Dieſe Zeit uͤber kroch ich ſo immer, zwiſchen Furcht
und Hofnung unter meiner Schuldenlaſt fort, trieb
mein Haͤndelchen, und arbeitete daneben was mir
vor die Hand kam. Zu Anfang dieſer Epoche gieng’s
vollends immer den Krebsgang. So viel unnuͤtze
Maͤuler (denn die Fuͤnfezahl meiner Kinder war itzt
wieder complet), die Ausgaben fuͤr Eſſen, Kleider,
Holz u. ſ. f. und dann die leidigen Zinſe, fraſſen
meinen kleinen Gewinnſt noch etwas mehr als auf.
Meine ſchoͤnſte Hofnung erſtreckte ſich erſt auf Jahre
hinaus, wo meine Jungens mir zur Huͤlfe gewachſen
ſeyn wuͤrden. Aber wenn meine Glaͤubiger boͤſ’ gewe-
ſen, ſie haͤtten mich lange vorheruͤberrumpelt. Nein!
ſie trugen Geduld mit mir; freylich beſtrebt’ ich mich
auch aus allen Kraͤften Wort zu halten ſo gut wie
moͤglich; aber das beſtuhnd meiſt in — neuem Schul-

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[204/0220] „werd’ ich wohl einſt zu Euch hinfahren? Denn ach! zu „mir koͤmmt Ihr nicht wieder„. Viele Wochen lang gieng ich uͤberall umher wie der Schatten an der Wand, — ſtaunte Himmel und Erde an — that zwar was ich konnte — konnte aber nicht viel. Zu Bezahlung meiner Glaͤubiger wurden die Ausſichten immer en- ger und kuͤrzer. Aus einem Sack in den andern zu ſchleufen, und mich ſo lange zu wehren wie moͤglich, mußt’ itzt mein einziges Dichten und Trachten ſeyn. LXX. Nun gar fuͤnf Jahre. (1773. — 1777.) Dieſe Zeit uͤber kroch ich ſo immer, zwiſchen Furcht und Hofnung unter meiner Schuldenlaſt fort, trieb mein Haͤndelchen, und arbeitete daneben was mir vor die Hand kam. Zu Anfang dieſer Epoche gieng’s vollends immer den Krebsgang. So viel unnuͤtze Maͤuler (denn die Fuͤnfezahl meiner Kinder war itzt wieder complet), die Ausgaben fuͤr Eſſen, Kleider, Holz u. ſ. f. und dann die leidigen Zinſe, fraſſen meinen kleinen Gewinnſt noch etwas mehr als auf. Meine ſchoͤnſte Hofnung erſtreckte ſich erſt auf Jahre hinaus, wo meine Jungens mir zur Huͤlfe gewachſen ſeyn wuͤrden. Aber wenn meine Glaͤubiger boͤſ’ gewe- ſen, ſie haͤtten mich lange vorheruͤberrumpelt. Nein! ſie trugen Geduld mit mir; freylich beſtrebt’ ich mich auch aus allen Kraͤften Wort zu halten ſo gut wie moͤglich; aber das beſtuhnd meiſt in — neuem Schul-

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Zitationshilfe: Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeker_lebensgeschichte_1789/220>, abgerufen am 21.11.2024.