Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789.Nacht desertirten viele; neben andern auch Bruder LV. Die Schlacht bey Lowositz. (1. Oktobr. 1756.) Früh Morgens mußten wir uns rangiren, und durch Nacht deſertirten viele; neben andern auch Bruder LV. Die Schlacht bey Lowoſitz. (1. Oktobr. 1756.) Fruͤh Morgens mußten wir uns rangiren, und durch <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0167" n="151"/> Nacht deſertirten viele; neben andern auch Bruder<lb/><hi rendition="#fr">Bachmann</hi>. Fuͤr mich wollt’ es ſich noch nicht<lb/> ſchicken, ſo wohl’s mir ſonſt behagt haͤtte.</p> </div><lb/> <div n="1"> <head><hi rendition="#g"><hi rendition="#aq">LV.</hi><lb/><hi rendition="#fr">Die Schlacht bey Lowoſitz</hi></hi>.</head><lb/> <p> <hi rendition="#c">(1. <hi rendition="#fr">Oktobr</hi>. 1756.)</hi> </p><lb/> <p><hi rendition="#in">F</hi>ruͤh Morgens mußten wir uns rangiren, und durch<lb/> ein enges Thaͤlchen gegen dem groſſen Thal hinun-<lb/> termarſchieren. Vor dem dicken Nebel konnten wir<lb/> nicht weit ſehen. Als wir aber vollends in die Plai-<lb/> ne hinunterkamen, und zur groſſen Armee ſtieſſen,<lb/> ruͤckten wir in drey Treffen weiter vor, und erblick-<lb/> ten von Ferne durch den Nebel, wie durch einen<lb/> Flor, feindliche Truppen auf einer Ebene, oberhalb<lb/> dem <hi rendition="#fr">Böhmiſchen</hi> Staͤdtchen <hi rendition="#fr">Lowoſitz</hi>. Es war<lb/><hi rendition="#fr">Kaiſerliche</hi> Kavallerie; denn die Infanterie beka-<lb/> men wir nie zu Geſicht, da ſich dieſelbe bey gedach-<lb/> tem Staͤdchen verſchanzt hatte. Um 6. Uhr gieng<lb/> ſchon das Donnern der Artillerie ſowohl aus unſerm<lb/> Vordertreffen als aus den <hi rendition="#fr">Kaiſerlichen</hi> Batterien<lb/> ſo gewaltig an, daß die Kanonenkugeln bis zu un-<lb/> ſerm Regiment (das im mittlern Treffen ſtuhnd)<lb/> durchſchnurrten. Bisher hatt’ ich immer noch Hof-<lb/> nung, vor einer Bataille zu entwiſchen; jetzt ſah’ ich<lb/> keine Ausflucht mehr weder vor noch hinter mir,<lb/> weder zur Rechten noch zur Linken. Wir ruͤckten<lb/> inzwiſchen immer vorwaͤrts. Da fiel mir vollends<lb/> aller Muth in die Hoſen; in den Bauch der Erde<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [151/0167]
Nacht deſertirten viele; neben andern auch Bruder
Bachmann. Fuͤr mich wollt’ es ſich noch nicht
ſchicken, ſo wohl’s mir ſonſt behagt haͤtte.
LV.
Die Schlacht bey Lowoſitz.
(1. Oktobr. 1756.)
Fruͤh Morgens mußten wir uns rangiren, und durch
ein enges Thaͤlchen gegen dem groſſen Thal hinun-
termarſchieren. Vor dem dicken Nebel konnten wir
nicht weit ſehen. Als wir aber vollends in die Plai-
ne hinunterkamen, und zur groſſen Armee ſtieſſen,
ruͤckten wir in drey Treffen weiter vor, und erblick-
ten von Ferne durch den Nebel, wie durch einen
Flor, feindliche Truppen auf einer Ebene, oberhalb
dem Böhmiſchen Staͤdtchen Lowoſitz. Es war
Kaiſerliche Kavallerie; denn die Infanterie beka-
men wir nie zu Geſicht, da ſich dieſelbe bey gedach-
tem Staͤdchen verſchanzt hatte. Um 6. Uhr gieng
ſchon das Donnern der Artillerie ſowohl aus unſerm
Vordertreffen als aus den Kaiſerlichen Batterien
ſo gewaltig an, daß die Kanonenkugeln bis zu un-
ſerm Regiment (das im mittlern Treffen ſtuhnd)
durchſchnurrten. Bisher hatt’ ich immer noch Hof-
nung, vor einer Bataille zu entwiſchen; jetzt ſah’ ich
keine Ausflucht mehr weder vor noch hinter mir,
weder zur Rechten noch zur Linken. Wir ruͤckten
inzwiſchen immer vorwaͤrts. Da fiel mir vollends
aller Muth in die Hoſen; in den Bauch der Erde
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