Boltzmann, Ludwig: Vorlesungen über Gastheorie. Bd. 2. Leipzig, 1898.II. Abschnitt. [Gleich. 36] die Maxwell'sche Hypothese, dass der zweite Hauptsatz geltenmuss, obwohl ein Theil der im Gedanken durchlaufenen Zu- stände labil ist, so findet man folgendes Resultat: Die Gerade G H J, welche zwei Phasen G und J verbindet, die sich in Con- tact mit einander im Gleichgewichte befinden (die Zweiphasen- gerade), muss so gezogen werden, dass die beiden in der Fig. 2 schraffirten Flächenräume gleich ausfallen. Ist diese Bedingung nicht erfüllt, so können zwei Phasen G und J, wenn sie auch auf derselben Isotherme liegen und die gleiche Entfernung von der Abscissenaxe haben, niemals mit einander im Gleich- gewichte sein. (Bezüglich der Gleichung, welche diese Bedingung ausdrückt, vgl. § 60.) § 17. Geometrische Darstellung des Zustandes, wobei zwei Phasen coexistiren. Wenn wir in Hinkunft immer unter G H J diejenige der II. Abschnitt. [Gleich. 36] die Maxwell’sche Hypothese, dass der zweite Hauptsatz geltenmuss, obwohl ein Theil der im Gedanken durchlaufenen Zu- stände labil ist, so findet man folgendes Resultat: Die Gerade G H J, welche zwei Phasen G und J verbindet, die sich in Con- tact mit einander im Gleichgewichte befinden (die Zweiphasen- gerade), muss so gezogen werden, dass die beiden in der Fig. 2 schraffirten Flächenräume gleich ausfallen. Ist diese Bedingung nicht erfüllt, so können zwei Phasen G und J, wenn sie auch auf derselben Isotherme liegen und die gleiche Entfernung von der Abscissenaxe haben, niemals mit einander im Gleich- gewichte sein. (Bezüglich der Gleichung, welche diese Bedingung ausdrückt, vgl. § 60.) § 17. Geometrische Darstellung des Zustandes, wobei zwei Phasen coexistiren. Wenn wir in Hinkunft immer unter G H J diejenige der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0060" n="42"/><fw place="top" type="header">II. Abschnitt. [Gleich. 36]</fw><lb/> die <hi rendition="#g">Maxwell</hi>’sche Hypothese, dass der zweite Hauptsatz gelten<lb/> muss, obwohl ein Theil der im Gedanken durchlaufenen Zu-<lb/> stände labil ist, so findet man folgendes Resultat: Die Gerade<lb/><hi rendition="#i">G H J</hi>, welche zwei Phasen <hi rendition="#i">G</hi> und <hi rendition="#i">J</hi> verbindet, die sich in Con-<lb/> tact mit einander im Gleichgewichte befinden (die Zweiphasen-<lb/> gerade), muss so gezogen werden, dass die beiden in der Fig. 2<lb/> schraffirten Flächenräume gleich ausfallen. Ist diese Bedingung<lb/> nicht erfüllt, so können zwei Phasen <hi rendition="#i">G</hi> und <hi rendition="#i">J</hi>, wenn sie auch<lb/> auf derselben Isotherme liegen und die gleiche Entfernung<lb/> von der Abscissenaxe haben, niemals mit einander im Gleich-<lb/> gewichte sein. (Bezüglich der Gleichung, welche diese Bedingung<lb/> ausdrückt, vgl. § 60.)</p> </div><lb/> <div n="2"> <head>§ 17. <hi rendition="#g">Geometrische Darstellung des Zustandes, wobei<lb/> zwei Phasen coexistiren</hi>.</head><lb/> <p>Wenn wir in Hinkunft immer unter <hi rendition="#i">G H J</hi> diejenige der<lb/> Abscissenaxe parallele Gerade verstehen, für welche die beiden<lb/> schraffirten Flächenräume gleich sind, so kann dem Gefundenen<lb/> gemäss das Verhalten der Substanz, wenn dieselbe bei der Tempe-<lb/> ratur <hi rendition="#i">τ</hi><hi rendition="#sub">3</hi> isotherm comprimirt wird, folgendermaassen beschrieben<lb/> werden. So lange das Volumen grösser als <hi rendition="#i">O E</hi><hi rendition="#sub">1</hi> ist, hat sie den<lb/> dampfförmigen Aggregatzustand. Liegt das Volumen zwischen<lb/><hi rendition="#i">O E</hi><hi rendition="#sub">1</hi> und <hi rendition="#i">O G</hi><hi rendition="#sub">1</hi> so kann die flüssige Phase noch nicht mit der<lb/> dampfförmigen zusammen bestehen. Condensation könnte nur<lb/> eintreten, wenn gleichzeitig ein Salz oder sonst ein Körper<lb/> vorhanden wäre, dessen Theilchen die Theilchen der Substanz<lb/> stärker anziehen, als sich diese unter einander anziehen. Die<lb/> gebildete tropfbare Flüssigkeit löst dann das Salz oder über-<lb/> zieht den Körper und wenn davon nicht eine unendliche Menge<lb/> vorhanden ist, so steigt der Dampfdruck, je mehr dieser Process<lb/> fortschreitet (verfrühte Condensation). Ist kein solcher Körper<lb/> vorhanden, so bleibt die Substanz dampfförmig, bis ihr Volumen<lb/> gleich <hi rendition="#i">O G</hi><hi rendition="#sub">1</hi> wird. Hier tritt dann bei weiterer isothermer<lb/> Compression, wenn die kleinste Menge derselben Substanz im<lb/> tropfbar flüssigen Zustande hinzu gebracht wird, sofort Conden-<lb/> sation ein und der Dampfdruck steigt nicht mehr, bis alle<lb/> Substanz tropfbar flüssig geworden ist, da Dampf von höherem<lb/> Drucke nicht neben der flüssigen Phase bestehen kann (normale<lb/> Condensation). Ist kein die normale Condensation veranlassender<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [42/0060]
II. Abschnitt. [Gleich. 36]
die Maxwell’sche Hypothese, dass der zweite Hauptsatz gelten
muss, obwohl ein Theil der im Gedanken durchlaufenen Zu-
stände labil ist, so findet man folgendes Resultat: Die Gerade
G H J, welche zwei Phasen G und J verbindet, die sich in Con-
tact mit einander im Gleichgewichte befinden (die Zweiphasen-
gerade), muss so gezogen werden, dass die beiden in der Fig. 2
schraffirten Flächenräume gleich ausfallen. Ist diese Bedingung
nicht erfüllt, so können zwei Phasen G und J, wenn sie auch
auf derselben Isotherme liegen und die gleiche Entfernung
von der Abscissenaxe haben, niemals mit einander im Gleich-
gewichte sein. (Bezüglich der Gleichung, welche diese Bedingung
ausdrückt, vgl. § 60.)
§ 17. Geometrische Darstellung des Zustandes, wobei
zwei Phasen coexistiren.
Wenn wir in Hinkunft immer unter G H J diejenige der
Abscissenaxe parallele Gerade verstehen, für welche die beiden
schraffirten Flächenräume gleich sind, so kann dem Gefundenen
gemäss das Verhalten der Substanz, wenn dieselbe bei der Tempe-
ratur τ3 isotherm comprimirt wird, folgendermaassen beschrieben
werden. So lange das Volumen grösser als O E1 ist, hat sie den
dampfförmigen Aggregatzustand. Liegt das Volumen zwischen
O E1 und O G1 so kann die flüssige Phase noch nicht mit der
dampfförmigen zusammen bestehen. Condensation könnte nur
eintreten, wenn gleichzeitig ein Salz oder sonst ein Körper
vorhanden wäre, dessen Theilchen die Theilchen der Substanz
stärker anziehen, als sich diese unter einander anziehen. Die
gebildete tropfbare Flüssigkeit löst dann das Salz oder über-
zieht den Körper und wenn davon nicht eine unendliche Menge
vorhanden ist, so steigt der Dampfdruck, je mehr dieser Process
fortschreitet (verfrühte Condensation). Ist kein solcher Körper
vorhanden, so bleibt die Substanz dampfförmig, bis ihr Volumen
gleich O G1 wird. Hier tritt dann bei weiterer isothermer
Compression, wenn die kleinste Menge derselben Substanz im
tropfbar flüssigen Zustande hinzu gebracht wird, sofort Conden-
sation ein und der Dampfdruck steigt nicht mehr, bis alle
Substanz tropfbar flüssig geworden ist, da Dampf von höherem
Drucke nicht neben der flüssigen Phase bestehen kann (normale
Condensation). Ist kein die normale Condensation veranlassender
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