Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 5. Paris, 1834.Mittwoch, den 9. Januar. ...... Es ist recht unartig von Ihnen Mittwoch, den 9. Januar. ...... Es iſt recht unartig von Ihnen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div> <pb facs="#f0206" n="194"/> <div> <dateline rendition="#right">Mittwoch, den 9. Januar.</dateline><lb/> <p>...... Es iſt recht unartig von Ihnen<lb/> daß Sie mir ſo lange nicht geſchrieben. Ich habe<lb/> Ihnen ſchon oft geſagt, daß Sie mir außerordentlich<lb/> ſchreiben mögen, ſo oft Sie wollen; aber die gewöhn¬<lb/> lichen Brieftage müſſen Sie darum nicht verſäumen.<lb/> Ich bin gewöhnt daran und wenn ich an ſolchen Ta¬<lb/> gen nichts erhalte verdaue ich ſchlecht. Seit vorigen<lb/> Freitag habe ich keinen Brief bekommen und es ſcheint<lb/> mir ein Jahr zu ſeyn. Sie hätten ſich doch vor¬<lb/> ſtellen können, daß ich vor Begierde brenne etwas<lb/> näheres von meinem Buche zu erfahren. Die Eigen¬<lb/> liebe hat ewige Flitterwochen und ich liebe meine<lb/> verblühten Schriften wie in den Tagen ihrer Jugend.<lb/> Ich gehe voller Angſt umher, gleich einem Ehemanne,<lb/> deſſen Frau zum Erſtenmale in Kindesnöthen liegt.<lb/> Wird es ein Sohn? Wird es eine Tochter? „Es<lb/> „iſt weder ein Sohn, noch eine Tochter geworden,<lb/> „ſondern eine Misgeburt.“ Dieſe kleine ſchöne Sa¬<lb/> tyre ſchenke ich dem erſten Rezenſenten meiner Briefe<lb/> aus Freundſchaft und Hochachtung. Er kann damit<lb/> machen was er will. Der Leithammel meiner Re¬<lb/> zenſenten hat ſich auch ſchon hören laſſen. In der<lb/> Leipziger Zeitung iſt in einem Berichte aus Wien<lb/> von den Pariſer Briefen die Rede; „deren dritten<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [194/0206]
Mittwoch, den 9. Januar.
...... Es iſt recht unartig von Ihnen
daß Sie mir ſo lange nicht geſchrieben. Ich habe
Ihnen ſchon oft geſagt, daß Sie mir außerordentlich
ſchreiben mögen, ſo oft Sie wollen; aber die gewöhn¬
lichen Brieftage müſſen Sie darum nicht verſäumen.
Ich bin gewöhnt daran und wenn ich an ſolchen Ta¬
gen nichts erhalte verdaue ich ſchlecht. Seit vorigen
Freitag habe ich keinen Brief bekommen und es ſcheint
mir ein Jahr zu ſeyn. Sie hätten ſich doch vor¬
ſtellen können, daß ich vor Begierde brenne etwas
näheres von meinem Buche zu erfahren. Die Eigen¬
liebe hat ewige Flitterwochen und ich liebe meine
verblühten Schriften wie in den Tagen ihrer Jugend.
Ich gehe voller Angſt umher, gleich einem Ehemanne,
deſſen Frau zum Erſtenmale in Kindesnöthen liegt.
Wird es ein Sohn? Wird es eine Tochter? „Es
„iſt weder ein Sohn, noch eine Tochter geworden,
„ſondern eine Misgeburt.“ Dieſe kleine ſchöne Sa¬
tyre ſchenke ich dem erſten Rezenſenten meiner Briefe
aus Freundſchaft und Hochachtung. Er kann damit
machen was er will. Der Leithammel meiner Re¬
zenſenten hat ſich auch ſchon hören laſſen. In der
Leipziger Zeitung iſt in einem Berichte aus Wien
von den Pariſer Briefen die Rede; „deren dritten
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Zitationshilfe: | Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 5. Paris, 1834, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris05_1834/206>, abgerufen am 22.02.2025. |