Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833.

Bild:
<< vorherige Seite

ich es in meinem Herzen: wartet nur! ich
schreibe euch auch einmal einen Paß
,
euch und allen!... Und nicht wahr, nicht
wahr, ich habe meinen Schwur gehalten?


Lyon hat mich günstiger rezensirt als Ham¬
burg -- doch davon später. Ich will zuerst auf
Ihren gestrigen Brief antworten. Das Buch
ist noch nicht hier angekommen, doch schrieb mir
Campe, es wäre abgeschickt worden. Aber auf
die hiesigen Urtheile brauchen Sie nicht begierig
zu seyn. Die wenigen Deutschen meiner Be¬
kanntschaft werden mir wohl ihre Meynung nicht
immer aufrichtig sagen: Franzosen lesen es nicht;
da kann sich also keine öffentliche Meynung bil¬
den, und höchstens eine individuelle laut wer¬
den. Campe schreibt mir: "Sonderbar sind die

ich es in meinem Herzen: wartet nur! ich
ſchreibe euch auch einmal einen Paß
,
euch und allen!... Und nicht wahr, nicht
wahr, ich habe meinen Schwur gehalten?


Lyon hat mich guͤnſtiger rezenſirt als Ham¬
burg — doch davon ſpaͤter. Ich will zuerſt auf
Ihren geſtrigen Brief antworten. Das Buch
iſt noch nicht hier angekommen, doch ſchrieb mir
Campe, es waͤre abgeſchickt worden. Aber auf
die hieſigen Urtheile brauchen Sie nicht begierig
zu ſeyn. Die wenigen Deutſchen meiner Be¬
kanntſchaft werden mir wohl ihre Meynung nicht
immer aufrichtig ſagen: Franzoſen leſen es nicht;
da kann ſich alſo keine oͤffentliche Meynung bil¬
den, und hoͤchſtens eine individuelle laut wer¬
den. Campe ſchreibt mir: „Sonderbar ſind die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0215" n="201"/>
ich es in meinem Herzen: <hi rendition="#g">wartet nur</hi>! <hi rendition="#g">ich<lb/>
&#x017F;chreibe euch auch einmal einen Paß</hi>,<lb/><hi rendition="#g">euch und allen</hi>!... Und nicht wahr, nicht<lb/>
wahr, ich habe meinen Schwur gehalten?</p><lb/>
        </div>
        <div>
          <dateline> <hi rendition="#right">Sonntag den 27. November.</hi> </dateline><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Lyon</hi> hat mich gu&#x0364;n&#x017F;tiger rezen&#x017F;irt als Ham¬<lb/>
burg &#x2014; doch davon &#x017F;pa&#x0364;ter. Ich will zuer&#x017F;t auf<lb/>
Ihren ge&#x017F;trigen Brief antworten. Das Buch<lb/>
i&#x017F;t noch nicht hier angekommen, doch &#x017F;chrieb mir<lb/>
Campe, es wa&#x0364;re abge&#x017F;chickt worden. Aber auf<lb/>
die hie&#x017F;igen Urtheile brauchen Sie nicht begierig<lb/>
zu &#x017F;eyn. Die wenigen Deut&#x017F;chen meiner Be¬<lb/>
kannt&#x017F;chaft werden mir wohl ihre Meynung nicht<lb/>
immer aufrichtig &#x017F;agen: Franzo&#x017F;en le&#x017F;en es nicht;<lb/>
da kann &#x017F;ich al&#x017F;o keine o&#x0364;ffentliche Meynung bil¬<lb/>
den, und ho&#x0364;ch&#x017F;tens eine individuelle laut wer¬<lb/>
den. Campe &#x017F;chreibt mir: &#x201E;Sonderbar &#x017F;ind die<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[201/0215] ich es in meinem Herzen: wartet nur! ich ſchreibe euch auch einmal einen Paß, euch und allen!... Und nicht wahr, nicht wahr, ich habe meinen Schwur gehalten? Sonntag den 27. November. Lyon hat mich guͤnſtiger rezenſirt als Ham¬ burg — doch davon ſpaͤter. Ich will zuerſt auf Ihren geſtrigen Brief antworten. Das Buch iſt noch nicht hier angekommen, doch ſchrieb mir Campe, es waͤre abgeſchickt worden. Aber auf die hieſigen Urtheile brauchen Sie nicht begierig zu ſeyn. Die wenigen Deutſchen meiner Be¬ kanntſchaft werden mir wohl ihre Meynung nicht immer aufrichtig ſagen: Franzoſen leſen es nicht; da kann ſich alſo keine oͤffentliche Meynung bil¬ den, und hoͤchſtens eine individuelle laut wer¬ den. Campe ſchreibt mir: „Sonderbar ſind die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833/215
Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833/215>, abgerufen am 21.11.2024.