Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 2. Hamburg, 1832.Samstag, den 19. Februar. Versäumen Sie ja nicht, von heute an die Samſtag, den 19. Februar. Verſäumen Sie ja nicht, von heute an die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0092" n="78"/> <div n="2"> <dateline> <hi rendition="#right">Samſtag, den 19. Februar.</hi> </dateline><lb/> <p>Verſäumen Sie ja nicht, von heute an die<lb/> Kammerſitzungen zu leſen: Das iſt höchſt wichtig<lb/> und wird noch wichtiger werden. Die Wolke iſt end¬<lb/> lich geplatzt und es ſtrömt herunter. Was man für<lb/> die Aſche des Herzogs von Berry gehalten, war die<lb/> Aſche, die ein Vulkan ausgeworfen. Das Miniſte¬<lb/> rium hat geſtern erklärt, mit dieſer Kammer wäre<lb/> nicht mehr zu regieren. Es herrſcht eine allgemeine<lb/> Misſtimmung unter dem Volke, unter der National¬<lb/> garde. Frankreich ſähe ſich getäuſcht und verlange<lb/> die Freiheit, um die es im Juli gekämpft. Wer<lb/> wird ſiegen, die Regierung oder die Kammer? Es<lb/> iſt eine gefährliche Kriſis. Ich ſehe nicht ein, wie<lb/> die Regierung ohne Staatsſtreich ſich und dem Lande<lb/> helfen kann, und ein Staatsſtreich, wenn auch für<lb/> die Freiheit, würde alles auf das Spiel ſetzen. Ich<lb/> habe das vorher geſehen und geſagt; leſen Sie nur<lb/> meine früheren Briefe nach. Eine Revolution auf¬<lb/> halten, ehe ſie von ſelbſt ſtille ſtehet, das heißt ihren<lb/> Weg verlängern, ihr Ziel entfernen. Man hat,<lb/> mehr aus einer lächerlichen Eitelkeit, als aus Poli¬<lb/> tik, ſich dem Auslande ſtark zeigen wollen. Man<lb/> wollte zeigen, daß man Herr des Volkes ſei, ſeine<lb/> Leidenſchaft meiſtern könne. Mir fiel dabei gleich<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [78/0092]
Samſtag, den 19. Februar.
Verſäumen Sie ja nicht, von heute an die
Kammerſitzungen zu leſen: Das iſt höchſt wichtig
und wird noch wichtiger werden. Die Wolke iſt end¬
lich geplatzt und es ſtrömt herunter. Was man für
die Aſche des Herzogs von Berry gehalten, war die
Aſche, die ein Vulkan ausgeworfen. Das Miniſte¬
rium hat geſtern erklärt, mit dieſer Kammer wäre
nicht mehr zu regieren. Es herrſcht eine allgemeine
Misſtimmung unter dem Volke, unter der National¬
garde. Frankreich ſähe ſich getäuſcht und verlange
die Freiheit, um die es im Juli gekämpft. Wer
wird ſiegen, die Regierung oder die Kammer? Es
iſt eine gefährliche Kriſis. Ich ſehe nicht ein, wie
die Regierung ohne Staatsſtreich ſich und dem Lande
helfen kann, und ein Staatsſtreich, wenn auch für
die Freiheit, würde alles auf das Spiel ſetzen. Ich
habe das vorher geſehen und geſagt; leſen Sie nur
meine früheren Briefe nach. Eine Revolution auf¬
halten, ehe ſie von ſelbſt ſtille ſtehet, das heißt ihren
Weg verlängern, ihr Ziel entfernen. Man hat,
mehr aus einer lächerlichen Eitelkeit, als aus Poli¬
tik, ſich dem Auslande ſtark zeigen wollen. Man
wollte zeigen, daß man Herr des Volkes ſei, ſeine
Leidenſchaft meiſtern könne. Mir fiel dabei gleich
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