Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 2. Hamburg, 1832.Dienstag, den 15. Februar. Was ich über die Briefe eines Verstorbenen ge¬ Die Würzburger Adresse ist sehr schön, ohnge¬ Dienſtag, den 15. Februar. Was ich über die Briefe eines Verſtorbenen ge¬ Die Würzburger Adreſſe iſt ſehr ſchön, ohnge¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0072" n="58"/> <div n="2"> <dateline> <hi rendition="#right">Dienſtag, den 15. Februar.</hi> </dateline><lb/> <p>Was ich über die Briefe eines Verſtorbenen ge¬<lb/> ſagt, iſt alles gerecht. Ich habe nichts mit Unrecht<lb/> getadelt. Freilich hätte ich das Gute im Buche ſtär¬<lb/> ker loben können; aber wozu? Es iſt eben Krieg<lb/> und da kann man keine Rückſicht darauf nehmen, was<lb/> das für ein Mann iſt, der uns gegenüber ſtehet.<lb/> Er ſtehet uns gegenüber und iſt unſer Feind. Puff!<lb/> Daß Goethe und Varnhagen das Buch eines <hi rendition="#g">Vor¬<lb/> nehmen</hi> gelobt, hat ihm bei mir Nichts geholfen.<lb/> Ich kenne dieſe Herren, und weiß, wie ſie, ihr eig¬<lb/> nes Gewicht nicht zu verlieren, diplomatiſch bemüht<lb/> ſind, das literariſche Gleichgewicht in Deutſchland zu<lb/> erhalten. Darum ſtärken ſie mit ſo viel Liebe alle<lb/> ſchwachen Schriftſteller.</p><lb/> <p>Die Würzburger Adreſſe iſt ſehr ſchön, ohnge¬<lb/> achtet des allergehorſamſten Puders auf dem Kopfe,<lb/> und der allerunterthänigſten ſeidnen Strümpfe an den<lb/> Füßen. Meine Pappenheimer werden munter. Der<lb/> Conſtitutionnel heute hat wieder die ſchöne Lüge: in<lb/> München ſei der Teufel los, und der König habe ſich<lb/> geflüchtet. Was hilfts? alle dieſe Bewegungen<lb/> führen zu nichts als — zurück. <hi rendition="#g">Einmal</hi> Muth,<lb/> hat wohl auch der feigſte Menſch! aber nur der<lb/> Held hat ihn alle Tage. Es gibt im Lateiniſchen<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [58/0072]
Dienſtag, den 15. Februar.
Was ich über die Briefe eines Verſtorbenen ge¬
ſagt, iſt alles gerecht. Ich habe nichts mit Unrecht
getadelt. Freilich hätte ich das Gute im Buche ſtär¬
ker loben können; aber wozu? Es iſt eben Krieg
und da kann man keine Rückſicht darauf nehmen, was
das für ein Mann iſt, der uns gegenüber ſtehet.
Er ſtehet uns gegenüber und iſt unſer Feind. Puff!
Daß Goethe und Varnhagen das Buch eines Vor¬
nehmen gelobt, hat ihm bei mir Nichts geholfen.
Ich kenne dieſe Herren, und weiß, wie ſie, ihr eig¬
nes Gewicht nicht zu verlieren, diplomatiſch bemüht
ſind, das literariſche Gleichgewicht in Deutſchland zu
erhalten. Darum ſtärken ſie mit ſo viel Liebe alle
ſchwachen Schriftſteller.
Die Würzburger Adreſſe iſt ſehr ſchön, ohnge¬
achtet des allergehorſamſten Puders auf dem Kopfe,
und der allerunterthänigſten ſeidnen Strümpfe an den
Füßen. Meine Pappenheimer werden munter. Der
Conſtitutionnel heute hat wieder die ſchöne Lüge: in
München ſei der Teufel los, und der König habe ſich
geflüchtet. Was hilfts? alle dieſe Bewegungen
führen zu nichts als — zurück. Einmal Muth,
hat wohl auch der feigſte Menſch! aber nur der
Held hat ihn alle Tage. Es gibt im Lateiniſchen
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