Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 2. Hamburg, 1832.Vier und dreißigster Brief. Paris, Montag, den 14. Februar 1831.Italien! Italien! Hören Sie dort meinen Vier und dreißigſter Brief. Paris, Montag, den 14. Februar 1831.Italien! Italien! Hören Sie dort meinen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0067" n="[53]"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b #g">Vier und dreißigſter Brief.</hi><lb/> </head> <dateline> <hi rendition="#right">Paris, Montag, den 14. Februar 1831.</hi> </dateline><lb/> <p>Italien! Italien! Hören Sie dort meinen<lb/> Jubel? Daß ich eine Poſaune hätte, die bis zu<lb/> Ihren Ohren reichte! Ja, der Frühling bezahlt<lb/> hundert Winter. Die Freiheit eine Nachtigall mit<lb/> Rieſentönen, ſchmettert die tiefſten Schläfer auf. In<lb/> meinem engen Herzen, ſo heiß es iſt, waren Wün¬<lb/> ſche ſo hoch gelegen, daß ewiger Schnee ſie bedeckte<lb/> und ich dachte: niemals thaut das auf. Und jetzt<lb/> ſchmelzen ſie und kommen als Hoffnungen herab.<lb/> Wie kann man heute nur an etwas anderes denken,<lb/> als für oder gegen die Freiheit zu kämpfen? Auch<lb/> ein Tyrann ſeyn iſt noch groß, wenn man die Menſch¬<lb/> heit nicht lieben kann. Aber gleichgültig ſeyn! Jetzt<lb/> wollen wir ſehen wie ſtark die Freiheit iſt, jetzt, da<lb/> ſie ſich an das mächtige Oeſterreich gewagt. Spa¬<lb/> nien, Portugal, Rußland, das iſt alles nichts; der<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[53]/0067]
Vier und dreißigſter Brief.
Paris, Montag, den 14. Februar 1831.
Italien! Italien! Hören Sie dort meinen
Jubel? Daß ich eine Poſaune hätte, die bis zu
Ihren Ohren reichte! Ja, der Frühling bezahlt
hundert Winter. Die Freiheit eine Nachtigall mit
Rieſentönen, ſchmettert die tiefſten Schläfer auf. In
meinem engen Herzen, ſo heiß es iſt, waren Wün¬
ſche ſo hoch gelegen, daß ewiger Schnee ſie bedeckte
und ich dachte: niemals thaut das auf. Und jetzt
ſchmelzen ſie und kommen als Hoffnungen herab.
Wie kann man heute nur an etwas anderes denken,
als für oder gegen die Freiheit zu kämpfen? Auch
ein Tyrann ſeyn iſt noch groß, wenn man die Menſch¬
heit nicht lieben kann. Aber gleichgültig ſeyn! Jetzt
wollen wir ſehen wie ſtark die Freiheit iſt, jetzt, da
ſie ſich an das mächtige Oeſterreich gewagt. Spa¬
nien, Portugal, Rußland, das iſt alles nichts; der
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