Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 1. Hamburg, 1832.Neunter Brief.
Paris, Mittwoch den 6. October 1830.Ob ich zwar vorher wußte, daß die deutschen Neunter Brief.
Paris, Mittwoch den 6. October 1830.Ob ich zwar vorher wußte, daß die deutſchen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0074" n="[60]"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b #g">Neunter Brief.</hi><lb/> </head> <dateline> <hi rendition="#right">Paris, Mittwoch den 6. October 1830.</hi> </dateline><lb/> <p>Ob ich zwar vorher wußte, daß die deutſchen<lb/> Regierungen den Forderungen des Volkes nicht nach¬<lb/> geben, ſondern Maasregeln der Strenge ergreifen<lb/> würden; ob ich zwar vom Schauplatz entfernt bin,<lb/> ſo hat mir Ihr heutiger Bericht von den Truppen¬<lb/> bewegungen, von dem Mainzer <choice><sic>Kriesgerichte</sic><corr>Kriegsgerichte</corr></choice>, doch die<lb/> größte Gemüthsbewegung gemacht. Ich hielte das<lb/> nicht aus und ich bin froh, daß ich mich entfernt<lb/> habe. Gott hat die Fürſten mit Blindheit geſchlagen<lb/> und ſie werden in ihr Verderben rennen. Sie haben<lb/> die ruhigſten und gutmeinendſten Schriftſteller mit<lb/> Haß und Verachtung behandelt, ſie haben nicht ge¬<lb/> duldet, daß die Beſchwerden und Wünſche des<lb/> Volkes in friedlicher Rede verhandelt würden, und<lb/> jetzt kommen die Bauern und ſchreiben mit ihren<lb/> Heugabeln, und wir wollen ſehen, ob ſich ein Cen¬<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[60]/0074]
Neunter Brief.
Paris, Mittwoch den 6. October 1830.
Ob ich zwar vorher wußte, daß die deutſchen
Regierungen den Forderungen des Volkes nicht nach¬
geben, ſondern Maasregeln der Strenge ergreifen
würden; ob ich zwar vom Schauplatz entfernt bin,
ſo hat mir Ihr heutiger Bericht von den Truppen¬
bewegungen, von dem Mainzer Kriegsgerichte, doch die
größte Gemüthsbewegung gemacht. Ich hielte das
nicht aus und ich bin froh, daß ich mich entfernt
habe. Gott hat die Fürſten mit Blindheit geſchlagen
und ſie werden in ihr Verderben rennen. Sie haben
die ruhigſten und gutmeinendſten Schriftſteller mit
Haß und Verachtung behandelt, ſie haben nicht ge¬
duldet, daß die Beſchwerden und Wünſche des
Volkes in friedlicher Rede verhandelt würden, und
jetzt kommen die Bauern und ſchreiben mit ihren
Heugabeln, und wir wollen ſehen, ob ſich ein Cen¬
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