Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 1. Hamburg, 1832.Vierter Brief. Dormans, den 15. September.Der Ort liegt 28 Stunden von Paris entfernt, Napoleon, Rothschild, schlimme Nachrichten Vierter Brief. Dormans, den 15. September.Der Ort liegt 28 Stunden von Paris entfernt, Napoleon, Rothſchild, ſchlimme Nachrichten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0028" n="[14]"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b #g">Vierter Brief.</hi><lb/> </head> <dateline> <hi rendition="#right">Dormans, den 15. September.</hi> </dateline><lb/> <p>Der Ort liegt 28 Stunden von Paris entfernt,<lb/> hat 2300 Einwohner und 2 Seelen, die meinige<lb/> mitgerechnet. Denn das weiß ich nun aus achttägiger<lb/> Erfahrung, daß alle Franzoſen eine gemeinſchaftliche<lb/> Seele haben, und die in der Provinz gar nur eine<lb/> Mondſeele, ein Licht aus zweiter Hand; Paris iſt<lb/> die Sonne.</p><lb/> <p>Napoleon, Rothſchild, ſchlimme Nachrichten<lb/> und andere berühmten Couriere haben den Weg von<lb/> Frankfurt bis Paris ſchon in 48 Stunden zurück¬<lb/> gelegt. Aber wer vor mir könnte ſich rühmen, dieſen<lb/> Weg in <hi rendition="#g">dreizehn Tagen</hi> gemacht zu haben, wenn<lb/> es vielleicht eintrifft, daß ich morgen nach Paris<lb/> komme, was noch gar nicht entſchieden iſt? Bin ich<lb/> ein Narr? Ach wie gern wollte ich Einer ſein,<lb/> fände ſich wenigſtens ein Echo, das es mir bejahte.<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[14]/0028]
Vierter Brief.
Dormans, den 15. September.
Der Ort liegt 28 Stunden von Paris entfernt,
hat 2300 Einwohner und 2 Seelen, die meinige
mitgerechnet. Denn das weiß ich nun aus achttägiger
Erfahrung, daß alle Franzoſen eine gemeinſchaftliche
Seele haben, und die in der Provinz gar nur eine
Mondſeele, ein Licht aus zweiter Hand; Paris iſt
die Sonne.
Napoleon, Rothſchild, ſchlimme Nachrichten
und andere berühmten Couriere haben den Weg von
Frankfurt bis Paris ſchon in 48 Stunden zurück¬
gelegt. Aber wer vor mir könnte ſich rühmen, dieſen
Weg in dreizehn Tagen gemacht zu haben, wenn
es vielleicht eintrifft, daß ich morgen nach Paris
komme, was noch gar nicht entſchieden iſt? Bin ich
ein Narr? Ach wie gern wollte ich Einer ſein,
fände ſich wenigſtens ein Echo, das es mir bejahte.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |