Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 1. Hamburg, 1832.Dritter Brief. Lüneville, den 9. September.Guten Morgen oder guten Abend? Ich weiß Dritter Brief. Lüneville, den 9. September.Guten Morgen oder guten Abend? Ich weiß <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0022" n="[8]"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b #g">Dritter Brief.</hi><lb/> </head> <dateline> <hi rendition="#right">Lüneville, den 9. September.</hi> </dateline><lb/> <p>Guten Morgen oder guten Abend? Ich weiß<lb/> nicht um welche Tageszeit Sie meine Briefe erhal¬<lb/> ten. Hier übernachte ich, morgen Mittag komme<lb/> ich nach Nancy. Ich befinde mich ſehr wohl und<lb/> reiſe bequem. Es iſt freilich eine Schneckenfahrt,<lb/> doch hat das auch ſeine Vortheile. Während die<lb/> Räder ſich langſam drehen, hat man Zeit manches<lb/> zu bemerken, und die Phyſiognomie des Landes zu<lb/> beobachten. Aber nein, ſo ein leeres Geſicht iſt mir<lb/> noch gar nicht vorgekommen. Lebloſeres, langweili¬<lb/> geres, verdrüßlicheres gibt es gar nicht als dieſer<lb/> ganze Weg von der deutſchen Grenze bis nach Paris.<lb/> Es iſt jetzt das dritte Mal, daß ich ihn zurücklege.<lb/> Mir kommt er vor wie ein langer ſtiller Gang,<lb/> nur gebaut, in das wohnliche Paris zu führen, und<lb/> die mir begegnenden Menſchen erſcheinen mir als<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[8]/0022]
Dritter Brief.
Lüneville, den 9. September.
Guten Morgen oder guten Abend? Ich weiß
nicht um welche Tageszeit Sie meine Briefe erhal¬
ten. Hier übernachte ich, morgen Mittag komme
ich nach Nancy. Ich befinde mich ſehr wohl und
reiſe bequem. Es iſt freilich eine Schneckenfahrt,
doch hat das auch ſeine Vortheile. Während die
Räder ſich langſam drehen, hat man Zeit manches
zu bemerken, und die Phyſiognomie des Landes zu
beobachten. Aber nein, ſo ein leeres Geſicht iſt mir
noch gar nicht vorgekommen. Lebloſeres, langweili¬
geres, verdrüßlicheres gibt es gar nicht als dieſer
ganze Weg von der deutſchen Grenze bis nach Paris.
Es iſt jetzt das dritte Mal, daß ich ihn zurücklege.
Mir kommt er vor wie ein langer ſtiller Gang,
nur gebaut, in das wohnliche Paris zu führen, und
die mir begegnenden Menſchen erſcheinen mir als
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |