Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 1. Hamburg, 1832.Sechszehnter Brief. Paris, Mittwoch den 8. Dezember 1830.-- Es ist entsetzlich mit Goethe's Sohn! Ich Sechszehnter Brief. Paris, Mittwoch den 8. Dezember 1830.— Es iſt entſetzlich mit Goethe's Sohn! Ich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0130" n="[116]"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b #g">Sechszehnter Brief.</hi><lb/> </head> <dateline> <hi rendition="#right">Paris, Mittwoch den 8. Dezember 1830.</hi> </dateline><lb/> <p>— Es iſt entſetzlich mit Goethe's Sohn! Ich<lb/> hätte weinen mögen. Wie hart mußte ein Schickſal<lb/> ſeyn, das dieſen harten Mann mürbe machte. Nach<lb/> dem letzten Berichte war er hoffnungslos und jetzt<lb/> iſt er wahrſcheinlich todt. Es iſt mir, als würde<lb/> mit Goethe die alte deutſche Zeit begraben, ich<lb/> meine an dem Tage müſſe die Freiheit geboren wer¬<lb/> den. — — Heute ſtehen wieder ſchöne Lügen im<lb/> Conſtitutionnel. In Berlin und in den Rheinpro¬<lb/> vinzen hätten aufrühreriſche Bewegungen Statt ge¬<lb/> funden, und die preußiſchen Truppen kehrten von<lb/> den Grenzen zurück. Und in Metz hätten zwei<lb/> Deutſche 2000 franzöſiſche Cocarden gekauft, und<lb/> das alles, wird verſichert, käme aus achtungswerther<lb/> Quelle. Aber in der Schweiz gehet es ernſthaft her.<lb/> Das wäre ein großer Schritt für Deutſchland, wenn<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[116]/0130]
Sechszehnter Brief.
Paris, Mittwoch den 8. Dezember 1830.
— Es iſt entſetzlich mit Goethe's Sohn! Ich
hätte weinen mögen. Wie hart mußte ein Schickſal
ſeyn, das dieſen harten Mann mürbe machte. Nach
dem letzten Berichte war er hoffnungslos und jetzt
iſt er wahrſcheinlich todt. Es iſt mir, als würde
mit Goethe die alte deutſche Zeit begraben, ich
meine an dem Tage müſſe die Freiheit geboren wer¬
den. — — Heute ſtehen wieder ſchöne Lügen im
Conſtitutionnel. In Berlin und in den Rheinpro¬
vinzen hätten aufrühreriſche Bewegungen Statt ge¬
funden, und die preußiſchen Truppen kehrten von
den Grenzen zurück. Und in Metz hätten zwei
Deutſche 2000 franzöſiſche Cocarden gekauft, und
das alles, wird verſichert, käme aus achtungswerther
Quelle. Aber in der Schweiz gehet es ernſthaft her.
Das wäre ein großer Schritt für Deutſchland, wenn
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