[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 8. Zürich, 1743.Uebersetzung aus einer Handsch. IV. Der König der Frösche. EJn Weiher war von Fröschen voll. Denselben war nach ihren Arten wohl. Sie hatten Wasser Land und Feld, Und dessen gnug ohn alles Geld. Sie waren unbeherrschet gar, Und nahmen keines Herren wahr. Jn Freyheit stuhnd ihr aller Muth, Jhr Leib, ihr Leben, und ihr Gut. Die Freyheit mogten sie nicht mehr vertragen. Sie fiengen ernstlich an zu klagen, Sie mögten nicht ohn' einen König leben. Gott Jupiter sollt ihnen einen geben, Der ihr Regent und König wär. Deß lachete Gott Jupiter, Und schwieg. Sie hielten wiederum Um einen Herrscher an. Kein Frosch blieb stumm. Da lag ein Trämel, plump und groß; Den Jupiter itzt in den Weiher schoß. Der sollt ihr König seyn. Dazu wär er gebohren. Sie hielten sich zuerst vor gantz verlohren, Sie waren schnell die Flucht zu wehlen, Verstummet waren ihre Kehlen. So
Ueberſetzung aus einer Handſch. IV. Der Koͤnig der Froͤſche. EJn Weiher war von Froͤſchen voll. Denſelben war nach ihren Arten wohl. Sie hatten Waſſer Land und Feld, Und deſſen gnug ohn alles Geld. Sie waren unbeherrſchet gar, Und nahmen keines Herren wahr. Jn Freyheit ſtuhnd ihr aller Muth, Jhr Leib, ihr Leben, und ihr Gut. Die Freyheit mogten ſie nicht mehr vertragen. Sie fiengen ernſtlich an zu klagen, Sie moͤgten nicht ohn’ einen Koͤnig leben. Gott Jupiter ſollt ihnen einen geben, Der ihr Regent und Koͤnig waͤr. Deß lachete Gott Jupiter, Und ſchwieg. Sie hielten wiederum Um einen Herrſcher an. Kein Froſch blieb ſtumm. Da lag ein Traͤmel, plump und groß; Den Jupiter itzt in den Weiher ſchoß. Der ſollt ihr Koͤnig ſeyn. Dazu waͤr er gebohren. Sie hielten ſich zuerſt vor gantz verlohren, Sie waren ſchnell die Flucht zu wehlen, Verſtummet waren ihre Kehlen. So
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Ueberſetzung aus einer Handſch.
IV.
Der Koͤnig der Froͤſche.
EJn Weiher war von Froͤſchen voll.
Denſelben war nach ihren Arten wohl.
Sie hatten Waſſer Land und Feld,
Und deſſen gnug ohn alles Geld.
Sie waren unbeherrſchet gar,
Und nahmen keines Herren wahr.
Jn Freyheit ſtuhnd ihr aller Muth,
Jhr Leib, ihr Leben, und ihr Gut.
Die Freyheit mogten ſie nicht mehr vertragen.
Sie fiengen ernſtlich an zu klagen,
Sie moͤgten nicht ohn’ einen Koͤnig leben.
Gott Jupiter ſollt ihnen einen geben,
Der ihr Regent und Koͤnig waͤr.
Deß lachete Gott Jupiter,
Und ſchwieg. Sie hielten wiederum
Um einen Herrſcher an. Kein Froſch blieb ſtumm.
Da lag ein Traͤmel, plump und groß;
Den Jupiter itzt in den Weiher ſchoß.
Der ſollt ihr Koͤnig ſeyn. Dazu waͤr er gebohren.
Sie hielten ſich zuerſt vor gantz verlohren,
Sie waren ſchnell die Flucht zu wehlen,
Verſtummet waren ihre Kehlen.
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