[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften. Bd. 1. Zürich, 1741.Auszüge aus Hr. Breitingers Weise sey, nach der, (*) und keiner andern,es der göttlichen Natur mit dem Menschen diesfalls zu handlen geziemend sey; was Gott in besondern Puncten müsse wollen, daß sie glau- ben, und daß sie thun; so hat man kein Recht die Möglichkeit der Offenbarung dessen zu läug- nen, was man natürlicher Weise nicht hat er- kennen können: Dies will darum nicht sagen, daß man etwas glauben müsse, von dem man nicht sicher ist, daß es geoffenbaret sey, oder welches zu glauben, wir nicht im Stande sind. Jn diese Classe aber gehören gewiß diejenigen Säze nicht, deren Grund, und innere Mög- lichkeit wir nicht einzusehen vermögen. VII. Man bildet sich leicht ein, was Hr. Breitin- so (*) An sich selbst und überhaupt ist es nicht unmöglich
dergleichen Wahrheiten zu erkennen die auf eine freye Wahl gegründet sind: Jhr Grund machet sie gewiß. Gott hat z. E. diesen Rathschluß gefasset, handelt so und nicht anderst, in dem Reiche der Natur und der Gnade, weil er die und nicht andere Gründe dazu hat: Diese erkennt er als die besten, weilen er den höchsten Grad des Verstands besizet, und handelt darnach, weil es ihm so geziemet. Allein wir sind eben zu schwach in besondern Fallen die Application auf das, was Gott ohne Abbruch seiner höchsten Vollkommenheit thun soll, zu ma- chen. Er wehlet aber allemahl das beste, welches einzel ist. Auszuͤge aus Hr. Breitingers Weiſe ſey, nach der, (*) und keiner andern,es der goͤttlichen Natur mit dem Menſchen diesfalls zu handlen geziemend ſey; was Gott in beſondern Puncten muͤſſe wollen, daß ſie glau- ben, und daß ſie thun; ſo hat man kein Recht die Moͤglichkeit der Offenbarung deſſen zu laͤug- nen, was man natuͤrlicher Weiſe nicht hat er- kennen koͤnnen: Dies will darum nicht ſagen, daß man etwas glauben muͤſſe, von dem man nicht ſicher iſt, daß es geoffenbaret ſey, oder welches zu glauben, wir nicht im Stande ſind. Jn dieſe Claſſe aber gehoͤren gewiß diejenigen Saͤze nicht, deren Grund, und innere Moͤg- lichkeit wir nicht einzuſehen vermoͤgen. VII. Man bildet ſich leicht ein, was Hr. Breitin- ſo (*) An ſich ſelbſt und uͤberhaupt iſt es nicht unmoͤglich
dergleichen Wahrheiten zu erkennen die auf eine freye Wahl gegruͤndet ſind: Jhr Grund machet ſie gewiß. Gott hat z. E. dieſen Rathſchluß gefaſſet, handelt ſo und nicht anderſt, in dem Reiche der Natur und der Gnade, weil er die und nicht andere Gruͤnde dazu hat: Dieſe erkennt er als die beſten, weilen er den hoͤchſten Grad des Verſtands beſizet, und handelt darnach, weil es ihm ſo geziemet. Allein wir ſind eben zu ſchwach in beſondern Fallen die Application auf das, was Gott ohne Abbruch ſeiner hoͤchſten Vollkommenheit thun ſoll, zu ma- chen. Er wehlet aber allemahl das beſte, welches einzel iſt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0162" n="146"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Auszuͤge aus Hr. Breitingers</hi></fw><lb/> Weiſe ſey, nach der, <note place="foot" n="(*)">An ſich ſelbſt und uͤberhaupt iſt es nicht unmoͤglich<lb/> dergleichen Wahrheiten zu erkennen die auf eine freye<lb/> Wahl gegruͤndet ſind: Jhr Grund machet ſie gewiß.<lb/> Gott hat z. E. dieſen Rathſchluß gefaſſet, handelt ſo<lb/> und nicht anderſt, in dem Reiche der Natur und der<lb/> Gnade, weil er die und nicht andere Gruͤnde dazu hat:<lb/> Dieſe erkennt er als die beſten, weilen er den hoͤchſten<lb/> Grad des Verſtands beſizet, und handelt darnach, weil<lb/> es ihm ſo geziemet. Allein wir ſind eben zu ſchwach in<lb/> beſondern Fallen die Application auf das, was Gott ohne<lb/> Abbruch ſeiner hoͤchſten Vollkommenheit thun ſoll, zu ma-<lb/> chen. Er wehlet aber allemahl das beſte, welches einzel iſt.</note> und keiner andern,<lb/> es der goͤttlichen Natur mit dem Menſchen<lb/> diesfalls zu handlen geziemend ſey; was Gott<lb/> in beſondern Puncten muͤſſe wollen, daß ſie glau-<lb/> ben, und daß ſie thun; ſo hat man kein Recht<lb/> die Moͤglichkeit der Offenbarung deſſen zu laͤug-<lb/> nen, was man natuͤrlicher Weiſe nicht hat er-<lb/> kennen koͤnnen: Dies will darum nicht ſagen,<lb/> daß man etwas glauben muͤſſe, von dem man<lb/> nicht ſicher iſt, daß es geoffenbaret ſey, oder<lb/> welches zu glauben, wir nicht im Stande ſind.<lb/> Jn dieſe Claſſe aber gehoͤren gewiß diejenigen<lb/> Saͤze nicht, deren Grund, und innere Moͤg-<lb/> lichkeit wir nicht einzuſehen vermoͤgen.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq">VII.</hi> </head><lb/> <p>Man bildet ſich leicht ein, was Hr. Breitin-<lb/> ger zu dem andren Saze des Ungenannten ſagen<lb/> werde, daß nemlich keine Geheimniſſe koͤnnen<lb/> geoffenbaret werden; darum nicht, weil es Ge-<lb/> heimniſſe, das iſt, Sachen ſeyn, die dunkel ſind,<lb/> den menſchlichen Verſtand uͤberſteigen, und al-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſo</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [146/0162]
Auszuͤge aus Hr. Breitingers
Weiſe ſey, nach der, (*) und keiner andern,
es der goͤttlichen Natur mit dem Menſchen
diesfalls zu handlen geziemend ſey; was Gott
in beſondern Puncten muͤſſe wollen, daß ſie glau-
ben, und daß ſie thun; ſo hat man kein Recht
die Moͤglichkeit der Offenbarung deſſen zu laͤug-
nen, was man natuͤrlicher Weiſe nicht hat er-
kennen koͤnnen: Dies will darum nicht ſagen,
daß man etwas glauben muͤſſe, von dem man
nicht ſicher iſt, daß es geoffenbaret ſey, oder
welches zu glauben, wir nicht im Stande ſind.
Jn dieſe Claſſe aber gehoͤren gewiß diejenigen
Saͤze nicht, deren Grund, und innere Moͤg-
lichkeit wir nicht einzuſehen vermoͤgen.
VII.
Man bildet ſich leicht ein, was Hr. Breitin-
ger zu dem andren Saze des Ungenannten ſagen
werde, daß nemlich keine Geheimniſſe koͤnnen
geoffenbaret werden; darum nicht, weil es Ge-
heimniſſe, das iſt, Sachen ſeyn, die dunkel ſind,
den menſchlichen Verſtand uͤberſteigen, und al-
ſo
(*) An ſich ſelbſt und uͤberhaupt iſt es nicht unmoͤglich
dergleichen Wahrheiten zu erkennen die auf eine freye
Wahl gegruͤndet ſind: Jhr Grund machet ſie gewiß.
Gott hat z. E. dieſen Rathſchluß gefaſſet, handelt ſo
und nicht anderſt, in dem Reiche der Natur und der
Gnade, weil er die und nicht andere Gruͤnde dazu hat:
Dieſe erkennt er als die beſten, weilen er den hoͤchſten
Grad des Verſtands beſizet, und handelt darnach, weil
es ihm ſo geziemet. Allein wir ſind eben zu ſchwach in
beſondern Fallen die Application auf das, was Gott ohne
Abbruch ſeiner hoͤchſten Vollkommenheit thun ſoll, zu ma-
chen. Er wehlet aber allemahl das beſte, welches einzel iſt.
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