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Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). Wien, 1789.

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ist es ausgemacht, daß sie allmälig abgenützt, und
wieder erneuert werden. So auch die Knochen,
wie wir uns durch die Versuche überzeugen kön-
nen, die an warmblütigen mit Krapp ernährten
Thieren angestellt worden sind; dieß erhellt auch
aus der widernatürlichen Dünne der flachen Kno-
chen, besonders des Hirnschädels, die man im
hohen Alter aus Mangel gehöriger Ernährung
nicht selten beobachtet.

§. 459.

Ueberhaupt scheinen mir nur diejenigen Thei-
le unsers Körpers wechselsweis abgenützt, und
durch die Ernährung wieder ersetzt zu werden,
die von der Natur mit einer Reproduktionskraft
versehen sind, - jener sonderbaren Kraft, wo-
durch nicht nur die im gesunden Zustande bestän-
dig abgeriebenen Atomen wieder ersetzt, sondern
auch der zufällige Verlust größerer Theile, wel-
cher besonders nach äußerlichen Verletzungen,
Wunden u. s. w. zu erfolgen pflegt, wieder gut
gemacht wird; diese heilsame Kraft ist sowohl
bey Knochen a), als einigen andern so eben er-
wähnten Theilen außer allen Zweifel gesetzt.

a) G. L. Koeler experimenta circa regeneratio-
nem ossium. Götting
. 1766. 8.

§. 460.

Diese Reproduktionskraft ist, wie mich
meine sowohl an Menschen als warmblütigen Thie-
ren in dieser Absicht so häufig angestellten Versu-
che überzeugt haben, nur denjenigen festen Thei-
len verliehen, die, außer der Zusammenzieh-
barkeit, mit keiner andern Lebenskraft, nämlich

ist es ausgemacht, daß sie allmälig abgenützt, und
wieder erneuert werden. So auch die Knochen,
wie wir uns durch die Versuche überzeugen kön-
nen, die an warmblütigen mit Krapp ernährten
Thieren angestellt worden sind; dieß erhellt auch
aus der widernatürlichen Dünne der flachen Kno-
chen, besonders des Hirnschädels, die man im
hohen Alter aus Mangel gehöriger Ernährung
nicht selten beobachtet.

§. 459.

Ueberhaupt scheinen mir nur diejenigen Thei-
le unsers Körpers wechselsweis abgenützt, und
durch die Ernährung wieder ersetzt zu werden,
die von der Natur mit einer Reproduktionskraft
versehen sind, – jener sonderbaren Kraft, wo-
durch nicht nur die im gesunden Zustande bestän-
dig abgeriebenen Atomen wieder ersetzt, sondern
auch der zufällige Verlust größerer Theile, wel-
cher besonders nach äußerlichen Verletzungen,
Wunden u. s. w. zu erfolgen pflegt, wieder gut
gemacht wird; diese heilsame Kraft ist sowohl
bey Knochen a), als einigen andern so eben er-
wähnten Theilen außer allen Zweifel gesetzt.

a) G. L. Koeler experimenta circa regeneratio-
nem ossium. Götting
. 1766. 8.

§. 460.

Diese Reproduktionskraft ist, wie mich
meine sowohl an Menschen als warmblütigen Thie-
ren in dieser Absicht so häufig angestellten Versu-
che überzeugt haben, nur denjenigen festen Thei-
len verliehen, die, außer der Zusammenzieh-
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[278/0296] ist es ausgemacht, daß sie allmälig abgenützt, und wieder erneuert werden. So auch die Knochen, wie wir uns durch die Versuche überzeugen kön- nen, die an warmblütigen mit Krapp ernährten Thieren angestellt worden sind; dieß erhellt auch aus der widernatürlichen Dünne der flachen Kno- chen, besonders des Hirnschädels, die man im hohen Alter aus Mangel gehöriger Ernährung nicht selten beobachtet. §. 459. Ueberhaupt scheinen mir nur diejenigen Thei- le unsers Körpers wechselsweis abgenützt, und durch die Ernährung wieder ersetzt zu werden, die von der Natur mit einer Reproduktionskraft versehen sind, – jener sonderbaren Kraft, wo- durch nicht nur die im gesunden Zustande bestän- dig abgeriebenen Atomen wieder ersetzt, sondern auch der zufällige Verlust größerer Theile, wel- cher besonders nach äußerlichen Verletzungen, Wunden u. s. w. zu erfolgen pflegt, wieder gut gemacht wird; diese heilsame Kraft ist sowohl bey Knochen a), als einigen andern so eben er- wähnten Theilen außer allen Zweifel gesetzt. a) G. L. Koeler experimenta circa regeneratio- nem ossium. Götting. 1766. 8. §. 460. Diese Reproduktionskraft ist, wie mich meine sowohl an Menschen als warmblütigen Thie- ren in dieser Absicht so häufig angestellten Versu- che überzeugt haben, nur denjenigen festen Thei- len verliehen, die, außer der Zusammenzieh- barkeit, mit keiner andern Lebenskraft, nämlich

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). Wien, 1789, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1789/296>, abgerufen am 03.12.2024.