Kalkwasser niederschlägt, und an specifischer Schwe- re die atmosphärische Luft weit übertrift a).
a) Um durch Versuche genau zu bestimmen, wie lange ein Thier die nämliche Luftart einathmen könne, ohne daran zu sterben, wählte ich drey Hunde, die beynahe gleich groß und stark wa- ren. Dem ersten band ich eine Blase, die etwa 20 Kubikzoll dephlogistisirte Luft enthielt, mit- telst einem Röhrchen, an die abgeschnittene Luft- röhre. Dieser Hund starb nach 14 Minuten.
Bey dem zweyten, ward die Blase mit atmosphä- rischer Luft gefüllt; dieser war nach sechs Minu- ten tod.
Dem dritten aber ward die Blase des zweyten Hun- des, die von ausgeathmeter phlogistischer Luft strotzte, angebunden; das Thier starb schon in der vierten Minute.
Diese phlogistische Luft ward nachher in einem da- zu bequemen Gefäß gesammelt, da man sodann die vorerwähnten Erscheinungen beobachtete.
Die Geräthschaften, deren ich mich zu diesen Ver- suchen bediente, stehen in meiner medicinischen Bibliothek B. 1. beschrieben, und abgebildet.
§. 145.
Es ist höchst wahrscheinlich, daß bey dieser Entmischung die losgebundenen Feuertheilchen der dephlogistisirten Luft, in das arteriöse Blut auf- genommen, und so in dem Körper herumbewegt werden; die Grundlage der fixen Luft hingegen mit dem Brennstoff in das venöse Blut überge- he, nach der rechten Herzkammer zurückfließe, und
Kalkwasser niederschlägt, und an specifischer Schwe- re die atmosphärische Luft weit übertrift a).
a) Um durch Versuche genau zu bestimmen, wie lange ein Thier die nämliche Luftart einathmen könne, ohne daran zu sterben, wählte ich drey Hunde, die beynahe gleich groß und stark wa- ren. Dem ersten band ich eine Blase, die etwa 20 Kubikzoll dephlogistisirte Luft enthielt, mit- telst einem Röhrchen, an die abgeschnittene Luft- röhre. Dieser Hund starb nach 14 Minuten.
Bey dem zweyten, ward die Blase mit atmosphä- rischer Luft gefüllt; dieser war nach sechs Minu- ten tod.
Dem dritten aber ward die Blase des zweyten Hun- des, die von ausgeathmeter phlogistischer Luft strotzte, angebunden; das Thier starb schon in der vierten Minute.
Diese phlogistische Luft ward nachher in einem da- zu bequemen Gefäß gesammelt, da man sodann die vorerwähnten Erscheinungen beobachtete.
Die Geräthschaften, deren ich mich zu diesen Ver- suchen bediente, stehen in meiner medicinischen Bibliothek B. 1. beschrieben, und abgebildet.
§. 145.
Es ist höchst wahrscheinlich, daß bey dieser Entmischung die losgebundenen Feuertheilchen der dephlogistisirten Luft, in das arteriöse Blut auf- genommen, und so in dem Körper herumbewegt werden; die Grundlage der fixen Luft hingegen mit dem Brennstoff in das venöse Blut überge- he, nach der rechten Herzkammer zurückfließe, und
<TEI><textxml:id="blume_hbnatur_000071"><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0109"xml:id="pb089_0001"n="89"/>
Kalkwasser niederschlägt, und an specifischer Schwe-<lb/>
re die atmosphärische Luft weit übertrift <hirendition="#i"><hirendition="#aq">a</hi></hi>).</p><prendition="#indent-2"><hirendition="#i"><hirendition="#aq">a</hi></hi>) Um durch Versuche genau zu bestimmen, wie<lb/>
lange ein Thier die nämliche Luftart einathmen<lb/>
könne, ohne daran zu sterben, wählte ich drey<lb/>
Hunde, die beynahe gleich groß und stark wa-<lb/>
ren. Dem ersten band ich eine Blase, die etwa<lb/>
20 Kubikzoll dephlogistisirte Luft enthielt, mit-<lb/>
telst einem Röhrchen, an die abgeschnittene Luft-<lb/>
röhre. Dieser Hund starb nach 14 Minuten.</p><prendition="#indent-2">Bey dem zweyten, ward die Blase mit atmosphä-<lb/>
rischer Luft gefüllt; dieser war nach sechs Minu-<lb/>
ten tod.</p><prendition="#indent-2">Dem dritten aber ward die Blase des zweyten Hun-<lb/>
des, die von ausgeathmeter phlogistischer Luft<lb/>
strotzte, angebunden; das Thier starb schon in<lb/>
der vierten Minute.</p><prendition="#indent-2">Diese phlogistische Luft ward nachher in einem da-<lb/>
zu bequemen Gefäß gesammelt, da man sodann<lb/>
die vorerwähnten Erscheinungen beobachtete.</p><prendition="#indent-2">Die Geräthschaften, deren ich mich zu diesen Ver-<lb/>
suchen bediente, stehen in meiner medicinischen<lb/>
Bibliothek B. 1. beschrieben, und abgebildet.</p></div><divn="2"><headrendition="#c">§. 145.</head><lb/><p>Es ist höchst wahrscheinlich, daß bey dieser<lb/>
Entmischung die losgebundenen Feuertheilchen der<lb/>
dephlogistisirten Luft, in das arteriöse Blut auf-<lb/>
genommen, und so in dem Körper herumbewegt<lb/>
werden; die Grundlage der fixen Luft hingegen<lb/>
mit dem Brennstoff in das venöse Blut überge-<lb/>
he, nach der rechten Herzkammer zurückfließe, und<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[89/0109]
Kalkwasser niederschlägt, und an specifischer Schwe-
re die atmosphärische Luft weit übertrift a).
a) Um durch Versuche genau zu bestimmen, wie
lange ein Thier die nämliche Luftart einathmen
könne, ohne daran zu sterben, wählte ich drey
Hunde, die beynahe gleich groß und stark wa-
ren. Dem ersten band ich eine Blase, die etwa
20 Kubikzoll dephlogistisirte Luft enthielt, mit-
telst einem Röhrchen, an die abgeschnittene Luft-
röhre. Dieser Hund starb nach 14 Minuten.
Bey dem zweyten, ward die Blase mit atmosphä-
rischer Luft gefüllt; dieser war nach sechs Minu-
ten tod.
Dem dritten aber ward die Blase des zweyten Hun-
des, die von ausgeathmeter phlogistischer Luft
strotzte, angebunden; das Thier starb schon in
der vierten Minute.
Diese phlogistische Luft ward nachher in einem da-
zu bequemen Gefäß gesammelt, da man sodann
die vorerwähnten Erscheinungen beobachtete.
Die Geräthschaften, deren ich mich zu diesen Ver-
suchen bediente, stehen in meiner medicinischen
Bibliothek B. 1. beschrieben, und abgebildet.
§. 145.
Es ist höchst wahrscheinlich, daß bey dieser
Entmischung die losgebundenen Feuertheilchen der
dephlogistisirten Luft, in das arteriöse Blut auf-
genommen, und so in dem Körper herumbewegt
werden; die Grundlage der fixen Luft hingegen
mit dem Brennstoff in das venöse Blut überge-
he, nach der rechten Herzkammer zurückfließe, und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). Wien, 1789, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1789/109>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.