Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 8. Aufl. Göttingen, 1807.

Bild:
<< vorherige Seite


IV. Demantgeschlecht.

1. Demant. Adamas. (Fr. Diamant. Engl.
Diamond.)

Aus jeder Rücksicht einer der merkwürdigsten,
wunderbarsten - so wie der kostbarste Körper in
der Natur. - Eigentlich farbenlos und mit der
äußersten Klarheit wasserhell, wie eine Thautropfe:
doch theils blaß tingirt, und das fast in allen
Farben; von einem eigenen dem metallischen sich
nähernden Glanze; ursprünglich immer crystal-
lisirt; und zwar eigentlich als doppelt vierseitige
Pyramide (- tab. II. fig. 5. -), deren Flächen
aber mehrentheils gewölbt und theils gar in der
Mitte so stark zugespitzt sind, so daß dadurch der
octoedrische Crystall in das Dodecaeder mit rau-
tenförmigen Flächen (- tab. II. fig. 13. -) um-
gewandelt wird. Sein Gefüge ist blätterig, und
der Durchgang der Blätter richtet sich allemahl
und einzig nach den acht Seiten der octoedrischen
Grundcrystallisation; daher sich auch der Demant
bloß nach diesen Richtungen spalten oder kloven
läßt*). Er ist der härteste aller bekannten Kör-
per, der von keiner Feile angegriffen wird, hin-
gegen alle andere Edelsteine ritzt, und daher nur
mit seinem eigenen Pulver, dem Demant-Boord,
geschliffen werden kann. Gewicht = 3521. Er

*) Die Identität des Durchgangs der Blätter in den
beyderley Crystallisationen dieses Edelsteins, der
octoedrischen und dodecaedrischen, ergibt sich deut-
lich in einer Suite von Demanten in meiner
Sammlung die ich dem berühmten Demantschlei-
fer Bemelmann in Amsterdam verdanke, der sie
nach den verschiednen Richtungen geklovt hat.


IV. Demantgeschlecht.

1. Demant. Adamas. (Fr. Diamant. Engl.
Diamond.)

Aus jeder Rücksicht einer der merkwürdigsten,
wunderbarsten – so wie der kostbarste Körper in
der Natur. – Eigentlich farbenlos und mit der
äußersten Klarheit wasserhell, wie eine Thautropfe:
doch theils blaß tingirt, und das fast in allen
Farben; von einem eigenen dem metallischen sich
nähernden Glanze; ursprünglich immer crystal-
lisirt; und zwar eigentlich als doppelt vierseitige
Pyramide (– tab. II. fig. 5. –), deren Flächen
aber mehrentheils gewölbt und theils gar in der
Mitte so stark zugespitzt sind, so daß dadurch der
octoedrische Crystall in das Dodecaëder mit rau-
tenförmigen Flächen (– tab. II. fig. 13. –) um-
gewandelt wird. Sein Gefüge ist blätterig, und
der Durchgang der Blätter richtet sich allemahl
und einzig nach den acht Seiten der octoëdrischen
Grundcrystallisation; daher sich auch der Demant
bloß nach diesen Richtungen spalten oder kloven
läßt*). Er ist der härteste aller bekannten Kör-
per, der von keiner Feile angegriffen wird, hin-
gegen alle andere Edelsteine ritzt, und daher nur
mit seinem eigenen Pulver, dem Demant-Boord,
geschliffen werden kann. Gewicht = 3521. Er

*) Die Identität des Durchgangs der Blätter in den
beyderley Crystallisationen dieses Edelsteins, der
octoëdrischen und dodecaëdrischen, ergibt sich deut-
lich in einer Suite von Demanten in meiner
Sammlung die ich dem berühmten Demantschlei-
fer Bemelmann in Amsterdam verdanke, der sie
nach den verschiednen Richtungen geklovt hat.
<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000030">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0687" xml:id="pb663_0001" n="663"/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          </div>
          <div n="3">
            <head rendition="#c">IV. <hi rendition="#g">Demantgeschlecht</hi>.</head><lb/>
            <p rendition="#indent-1">1. Demant. <hi rendition="#aq">Adamas</hi>. (Fr. <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Diamant</hi></hi>. Engl.<lb/><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Diamond</hi></hi>.)</p>
            <p rendition="#l1em">Aus jeder Rücksicht einer der                             merkwürdigsten,<lb/>
wunderbarsten &#x2013; so wie der kostbarste Körper                             in<lb/>
der Natur. &#x2013; Eigentlich farbenlos und mit der<lb/>
äußersten                             Klarheit wasserhell, wie eine Thautropfe:<lb/>
doch theils blaß tingirt,                             und das fast in allen<lb/>
Farben; von einem eigenen dem metallischen                             sich<lb/>
nähernden Glanze; ursprünglich immer crystal-<lb/>
lisirt; und zwar eigentlich als doppelt vierseitige<lb/>
Pyramide (&#x2013; <hi rendition="#aq">tab</hi>. II. <hi rendition="#aq">fig</hi>. 5. &#x2013;),                             deren Flächen<lb/>
aber mehrentheils gewölbt und theils gar in                             der<lb/>
Mitte so stark zugespitzt sind, so daß dadurch                             der<lb/>
octoedrische Crystall in das Dodecaëder mit rau-<lb type="inWord"/>
tenförmigen Flächen (&#x2013; <hi rendition="#aq">tab</hi>. II. <hi rendition="#aq">fig</hi>. 13. &#x2013;) um-<lb/>
gewandelt                             wird. Sein Gefüge ist blätterig, und<lb/>
der Durchgang der Blätter                             richtet sich allemahl<lb/>
und einzig nach den acht Seiten der                             octoëdrischen<lb/>
Grundcrystallisation; daher sich auch der                             Demant<lb/>
bloß nach diesen Richtungen spalten oder kloven<lb/>
läßt<note anchored="true" place="foot" n="*)"><p>Die Identität des Durchgangs der Blätter in                             den<lb/>
beyderley Crystallisationen dieses Edelsteins,                             der<lb/>
octoëdrischen und dodecaëdrischen, ergibt sich deut-<lb type="inWord"/>
lich in einer Suite von Demanten in meiner<lb/>
Sammlung                             die ich dem berühmten Demantschlei-<lb/>
fer Bemelmann in                             Amsterdam verdanke, der sie<lb/>
nach den verschiednen Richtungen geklovt                             hat.</p></note>. Er ist der härteste aller bekannten Kör-<lb type="inWord"/>
per, der von keiner Feile angegriffen wird, hin-<lb type="inWord"/>
gegen alle andere Edelsteine ritzt, und daher nur<lb/>
mit                             seinem eigenen Pulver, dem Demant-Boord,<lb/>
geschliffen werden kann.                             Gewicht = 3521. Er<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[663/0687] IV. Demantgeschlecht. 1. Demant. Adamas. (Fr. Diamant. Engl. Diamond.) Aus jeder Rücksicht einer der merkwürdigsten, wunderbarsten – so wie der kostbarste Körper in der Natur. – Eigentlich farbenlos und mit der äußersten Klarheit wasserhell, wie eine Thautropfe: doch theils blaß tingirt, und das fast in allen Farben; von einem eigenen dem metallischen sich nähernden Glanze; ursprünglich immer crystal- lisirt; und zwar eigentlich als doppelt vierseitige Pyramide (– tab. II. fig. 5. –), deren Flächen aber mehrentheils gewölbt und theils gar in der Mitte so stark zugespitzt sind, so daß dadurch der octoedrische Crystall in das Dodecaëder mit rau- tenförmigen Flächen (– tab. II. fig. 13. –) um- gewandelt wird. Sein Gefüge ist blätterig, und der Durchgang der Blätter richtet sich allemahl und einzig nach den acht Seiten der octoëdrischen Grundcrystallisation; daher sich auch der Demant bloß nach diesen Richtungen spalten oder kloven läßt *). Er ist der härteste aller bekannten Kör- per, der von keiner Feile angegriffen wird, hin- gegen alle andere Edelsteine ritzt, und daher nur mit seinem eigenen Pulver, dem Demant-Boord, geschliffen werden kann. Gewicht = 3521. Er *) Die Identität des Durchgangs der Blätter in den beyderley Crystallisationen dieses Edelsteins, der octoëdrischen und dodecaëdrischen, ergibt sich deut- lich in einer Suite von Demanten in meiner Sammlung die ich dem berühmten Demantschlei- fer Bemelmann in Amsterdam verdanke, der sie nach den verschiednen Richtungen geklovt hat.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1807
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1807/687
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 8. Aufl. Göttingen, 1807, S. 663. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1807/687>, abgerufen am 21.12.2024.