Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 7. Aufl. Göttingen, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite

finden, ihre berühmten Wohnungen, besonders
aber, da wo sie es nöthig finden, die dazu ge-
hörigen bewundernswürdigen Dämme aufführen.
Denn, zugegeben, daß freylich in den Erzählun-
gen mancher Reisebeschreiber vom Bau der Biber
vieles verschönert und übertrieben worden, so
wissen sich doch diese Thiere, nach dem einstimmi-
gen Zeugniß der unverdächtigsten Beobachter aus
ganz verschiedenen Welttheilen, dabey so nach
zufälligen Umständen zu bequemen, daß sie sich
dadurch weit über die einförmigen Kunsttriebe
anderer Thiere erheben.

B) Ferae.

Mit dem Gebiß der reißenden Thiere.

42. Phoca. Pedes postici exporrecti, di-
giti coaliti. Dentes
primores superiores 6,
inferiores 4; laniarii solitarii.

Nebst den Thieren des vorigen Geschlechts
gleichsam die Amphibien unter den Säugethieren,
deren ganzer Körperbau darnach eingerichtet ist,
um in beyden Elementen leben zu können*)

*) So habe ich z. B. a. 1784. bey der Zergliederung
eines Seehund-Auges eine überaus merkwürdige
Einrichtung entdeckt, wodurch diese Thiere im
Stande sind, nach Willkür die Achse desselben zu
verlängern oder zu verkürzen, um durch zweyerley
medium von so verschiedener Dichtigkeit, durchs
Wasser nähmlich eben so gut als durch die Luft
deutlich sehen zu können. Dieß wird durch den
Druck der überaus starken Augenmuskeln auf die
äußere Haut des Augapfels bewirkt, welche letztere
an verschiedenen Stellen von verschiedener Dicke
ist. Die durchsichtige Hornhaut nähmlich ist dünne
und nachgiebig; von der harten weißen Haut hin-

finden, ihre berühmten Wohnungen, besonders
aber, da wo sie es nöthig finden, die dazu ge-
hörigen bewundernswürdigen Dämme aufführen.
Denn, zugegeben, daß freylich in den Erzählun-
gen mancher Reisebeschreiber vom Bau der Biber
vieles verschönert und übertrieben worden, so
wissen sich doch diese Thiere, nach dem einstimmi-
gen Zeugniß der unverdächtigsten Beobachter aus
ganz verschiedenen Welttheilen, dabey so nach
zufälligen Umständen zu bequemen, daß sie sich
dadurch weit über die einförmigen Kunsttriebe
anderer Thiere erheben.

B) Ferae.

Mit dem Gebiß der reißenden Thiere.

42. Phoca. Pedes postici exporrecti, di-
giti coaliti. Dentes
primores superiores 6,
inferiores 4; laniarii solitarii.

Nebst den Thieren des vorigen Geschlechts
gleichsam die Amphibien unter den Säugethieren,
deren ganzer Körperbau darnach eingerichtet ist,
um in beyden Elementen leben zu können*)

*) So habe ich z. B. a. 1784. bey der Zergliederung
eines Seehund-Auges eine überaus merkwürdige
Einrichtung entdeckt, wodurch diese Thiere im
Stande sind, nach Willkür die Achse desselben zu
verlängern oder zu verkürzen, um durch zweyerley
medium von so verschiedener Dichtigkeit, durchs
Wasser nähmlich eben so gut als durch die Luft
deutlich sehen zu können. Dieß wird durch den
Druck der überaus starken Augenmuskeln auf die
äußere Haut des Augapfels bewirkt, welche letztere
an verschiedenen Stellen von verschiedener Dicke
ist. Die durchsichtige Hornhaut nähmlich ist dünne
und nachgiebig; von der harten weißen Haut hin-
<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000029">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p rendition="#l1em"><pb facs="#f0145" xml:id="pb125_0001" n="125"/>
finden, ihre berühmten Wohnungen, besonders<lb/>
aber, da wo sie es nöthig finden, die dazu ge-<lb/>
hörigen bewundernswürdigen Dämme aufführen.<lb/>
Denn, zugegeben, daß freylich in den Erzählun-<lb/>
gen mancher Reisebeschreiber vom Bau der Biber<lb/>
vieles verschönert und übertrieben worden, so<lb/>
wissen sich doch diese Thiere, nach dem einstimmi-<lb/>
gen Zeugniß der unverdächtigsten Beobachter aus<lb/>
ganz verschiedenen Welttheilen, dabey so nach<lb/>
zufälligen Umständen zu bequemen, daß sie sich<lb/>
dadurch weit über die einförmigen Kunsttriebe<lb/>
anderer Thiere erheben.</p>
            </div>
            <div n="4">
              <head rendition="#c"><hi rendition="#aq">B</hi>) <hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">Ferae</hi></hi>.</head><lb/>
              <p>Mit dem Gebiß der reißenden Thiere.</p>
              <p rendition="#indent-1">42. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Phoca</hi>. Pedes postici exporrecti, di-<lb/>
giti coaliti. Dentes</hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">primores</hi></hi> <hi rendition="#aq">superiores</hi> 6,<lb/><hi rendition="#aq">inferiores</hi> 4; <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">laniarii solitarii</hi></hi>.</p>
              <p rendition="#l1em">Nebst den Thieren des vorigen Geschlechts<lb/>
gleichsam die Amphibien unter den Säugethieren,<lb/>
deren ganzer Körperbau darnach eingerichtet ist,<lb/>
um in beyden Elementen leben zu können<note anchored="true" place="foot" n="*)"><p>So habe ich z. B. <hi rendition="#aq">a</hi>. 1784. bey der Zergliederung<lb/>
eines Seehund-Auges eine überaus merkwürdige<lb/>
Einrichtung entdeckt, wodurch diese Thiere im<lb/>
Stande sind, nach Willkür die Achse desselben zu<lb/>
verlängern oder zu verkürzen, um durch zweyerley<lb/><hi rendition="#aq">medium</hi> von so verschiedener Dichtigkeit, durchs<lb/>
Wasser nähmlich eben so gut als durch die Luft<lb/>
deutlich sehen zu können. Dieß wird durch den<lb/>
Druck der überaus starken Augenmuskeln auf die<lb/>
äußere Haut des Augapfels bewirkt, welche letztere<lb/>
an verschiedenen Stellen von verschiedener Dicke<lb/>
ist. Die durchsichtige Hornhaut nähmlich ist dünne<lb/>
und nachgiebig; von der harten weißen Haut hin-<lb/></p></note></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[125/0145] finden, ihre berühmten Wohnungen, besonders aber, da wo sie es nöthig finden, die dazu ge- hörigen bewundernswürdigen Dämme aufführen. Denn, zugegeben, daß freylich in den Erzählun- gen mancher Reisebeschreiber vom Bau der Biber vieles verschönert und übertrieben worden, so wissen sich doch diese Thiere, nach dem einstimmi- gen Zeugniß der unverdächtigsten Beobachter aus ganz verschiedenen Welttheilen, dabey so nach zufälligen Umständen zu bequemen, daß sie sich dadurch weit über die einförmigen Kunsttriebe anderer Thiere erheben. B) Ferae. Mit dem Gebiß der reißenden Thiere. 42. Phoca. Pedes postici exporrecti, di- giti coaliti. Dentes primores superiores 6, inferiores 4; laniarii solitarii. Nebst den Thieren des vorigen Geschlechts gleichsam die Amphibien unter den Säugethieren, deren ganzer Körperbau darnach eingerichtet ist, um in beyden Elementen leben zu können *) *) So habe ich z. B. a. 1784. bey der Zergliederung eines Seehund-Auges eine überaus merkwürdige Einrichtung entdeckt, wodurch diese Thiere im Stande sind, nach Willkür die Achse desselben zu verlängern oder zu verkürzen, um durch zweyerley medium von so verschiedener Dichtigkeit, durchs Wasser nähmlich eben so gut als durch die Luft deutlich sehen zu können. Dieß wird durch den Druck der überaus starken Augenmuskeln auf die äußere Haut des Augapfels bewirkt, welche letztere an verschiedenen Stellen von verschiedener Dicke ist. Die durchsichtige Hornhaut nähmlich ist dünne und nachgiebig; von der harten weißen Haut hin-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1803/145
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 7. Aufl. Göttingen, 1803, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1803/145>, abgerufen am 21.11.2024.