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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 6. Aufl. Göttingen, 1799.

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dem männlichen Samen, auf er seiner erweckenden,
nun auch Nro. 2. in sofern eine bildende Kraft zu,
daß er den bey der Matter präformirt gelegenen
Keim, wohl in etwas zur väterlichen Gestaltung
umzuformen vermöge.

Demnach wäre folglich zweyerley Kraft im
männlichen Samen; 1) die erweckende und
2) doch auch eine bildende -

Aber man kann ja mittelst einer, mehrere Gene-
rationen hindurch immer wiederholten, künstlichen
Bastardzeugung endlich die eine Gattung von orga-
nisirten Körnern gänzlich in die andre umwan-
deln. - So hat man z. B. aus der künstlichen
Befruchtung der einen Pflanzengattung mittelst
des männlichen Standes von eine andern, Sa-
men gezogen, welcher fecundable Bastardpflan-
zen gegeben; d. h. die sich zur Blühtest aber-
mals mit männlichem Stand von jener andern Gat-
tung befruchten lassen, und wiederum fecundable
Bastarde der zweyten Generation hervorgebracht.
Jene Bastarde von der ersten Generation dielten
gleichsam das Mittel zwischen beiden verschiedenen
Stamm-Eitern von väterlicher und mütterlicher
Seite. Die von der zweyten hingegen ähnelten
schar weit mehr der väterlichen, als der mütterli-
chen und nachdem die gleiche künstliche Befruch-
tung noch fernerweit durch zwey folgende Genera-
tionen eben so wiederholt worden, so entstanden
endlich Pflanzen, an welchen die ursprüngliche
mütterliche Gestaltung so zu sagen ganz verwischt,
und in die väterliche umgewandelt worden. (-
s. Kölreuter's dritte Fortsetzung der Nachricht
vor einigen das Geschlecht der Pflanzen betreffen-
der Versuchen S. 51. §. 24. mit der Ueberschrift:
"Gänzlich vollbrachte Verwandlung einer natür-
lichen Pflanzengattung in die andre."
-)

Da hat den folglich alle Präformation des
seit Erschaffung der Welt conservirten mütterli-
chen Keims am Ende in nichts geholfen, sondern
hat der bildenden Kraft des männlichen Stoffes
(der eigentlich nach der Evolutionshypothese bloß
durch seine erweckende Kraft auf denselben hätte
wirken sollen,) gänzlich weichen müssen!

dem männlichen Samen, auf er seiner erweckenden,
nun auch Nro. 2. in sofern eine bildende Kraft zu,
daß er den bey der Matter präformirt gelegenen
Keim, wohl in etwas zur väterlichen Gestaltung
umzuformen vermöge.

Demnach wäre folglich zweyerley Kraft im
männlichen Samen; 1) die erweckende und
2) doch auch eine bildende –

Aber man kann ja mittelst einer, mehrere Gene-
rationen hindurch immer wiederholten, künstlichen
Bastardzeugung endlich die eine Gattung von orga-
nisirten Körnern gänzlich in die andre umwan-
deln. – So hat man z. B. aus der künstlichen
Befruchtung der einen Pflanzengattung mittelst
des männlichen Standes von eine andern, Sa-
men gezogen, welcher fecundable Bastardpflan-
zen gegeben; d. h. die sich zur Blühtest aber-
mals mit männlichem Stand von jener andern Gat-
tung befruchten lassen, und wiederum fecundable
Bastarde der zweyten Generation hervorgebracht.
Jene Bastarde von der ersten Generation dielten
gleichsam das Mittel zwischen beiden verschiedenen
Stamm-Eitern von väterlicher und mütterlicher
Seite. Die von der zweyten hingegen ähnelten
schar weit mehr der väterlichen, als der mütterli-
chen und nachdem die gleiche künstliche Befruch-
tung noch fernerweit durch zwey folgende Genera-
tionen eben so wiederholt worden, so entstanden
endlich Pflanzen, an welchen die ursprüngliche
mütterliche Gestaltung so zu sagen ganz verwischt,
und in die väterliche umgewandelt worden. (–
s. Kölreuter's dritte Fortsetzung der Nachricht
vor einigen das Geschlecht der Pflanzen betreffen-
der Versuchen S. 51. §. 24. mit der Ueberschrift:
„Gänzlich vollbrachte Verwandlung einer natür-
lichen Pflanzengattung in die andre.”
–)

Da hat den folglich alle Präformation des
seit Erschaffung der Welt conservirten mütterli-
chen Keims am Ende in nichts geholfen, sondern
hat der bildenden Kraft des männlichen Stoffes
(der eigentlich nach der Evolutionshypothese bloß
durch seine erweckende Kraft auf denselben hätte
wirken sollen,) gänzlich weichen müssen!

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[15/0039] dem männlichen Samen, auf er seiner erweckenden, nun auch Nro. 2. in sofern eine bildende Kraft zu, daß er den bey der Matter präformirt gelegenen Keim, wohl in etwas zur väterlichen Gestaltung umzuformen vermöge. Demnach wäre folglich zweyerley Kraft im männlichen Samen; 1) die erweckende und 2) doch auch eine bildende – Aber man kann ja mittelst einer, mehrere Gene- rationen hindurch immer wiederholten, künstlichen Bastardzeugung endlich die eine Gattung von orga- nisirten Körnern gänzlich in die andre umwan- deln. – So hat man z. B. aus der künstlichen Befruchtung der einen Pflanzengattung mittelst des männlichen Standes von eine andern, Sa- men gezogen, welcher fecundable Bastardpflan- zen gegeben; d. h. die sich zur Blühtest aber- mals mit männlichem Stand von jener andern Gat- tung befruchten lassen, und wiederum fecundable Bastarde der zweyten Generation hervorgebracht. Jene Bastarde von der ersten Generation dielten gleichsam das Mittel zwischen beiden verschiedenen Stamm-Eitern von väterlicher und mütterlicher Seite. Die von der zweyten hingegen ähnelten schar weit mehr der väterlichen, als der mütterli- chen und nachdem die gleiche künstliche Befruch- tung noch fernerweit durch zwey folgende Genera- tionen eben so wiederholt worden, so entstanden endlich Pflanzen, an welchen die ursprüngliche mütterliche Gestaltung so zu sagen ganz verwischt, und in die väterliche umgewandelt worden. (– s. Kölreuter's dritte Fortsetzung der Nachricht vor einigen das Geschlecht der Pflanzen betreffen- der Versuchen S. 51. §. 24. mit der Ueberschrift: „Gänzlich vollbrachte Verwandlung einer natür- lichen Pflanzengattung in die andre.” –) Da hat den folglich alle Präformation des seit Erschaffung der Welt conservirten mütterli- chen Keims am Ende in nichts geholfen, sondern hat der bildenden Kraft des männlichen Stoffes (der eigentlich nach der Evolutionshypothese bloß durch seine erweckende Kraft auf denselben hätte wirken sollen,) gänzlich weichen müssen!

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Dieses Werk stammt vom Projekt „Johann Friedrich Blumenbach – online“ der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen.

Herstellung der Imagedateien des Quelldokuments durch die Utrecht University Library und die Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach dem von der Akademie gelieferten Dokument "Buchstabenmuster_Blumenbach.doc" modernisiert.

In Absprache mit der Akademie wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizeriung von titleParts verzeichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet. Eine Ausnahme bilden Zitate, bei denen das Anführungszeichen zu Beginn jeder Zeile wiederholt wird. Hier wurden die Wiederholungen des öffenenden Zeichens nicht übernommen, sondern jeweils nur das öffnende und das schließende Zeichen. Das umschließende Element q wurde für diese Zitate über das Attribut type mit dem Wert preline gekennzeichnet.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 6. Aufl. Göttingen, 1799, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1799/39>, abgerufen am 03.12.2024.