Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 3. Aufl. Göttingen, 1788.

Bild:
<< vorherige Seite

In Jaspis verwandeltes Holz. Im Sandstein
Seesterne, Corallen, Blätterabdrücke u. dergl.

Anm. In diesen Steinarten finden sich aber die La-
gerstätte der Petrefacten theils in einer solchen
Höhe, theils in einer solchen Tiefe, kurz in einem
so großen Abstand über oder unter der Oberfläche
des Meers, daß man schon hieraus auf die Grösse
der Revolutionen die mit unserm Planeten vorge-
gangen seyn müssen und auf den wichtigen Auf-
schluß schließen kan, der sich vom zweckmäßigen
Studium der Petrefactenkunde für den cosmogoni-
schen Theil der Mineralogie erwarten läßt. Ich
besitze z. B. Strombiten von der Höhe der diable-
rets
an der Grenze des Walliserlandes, Pectuncu-
liten vom hohen Mesmer im Appenzellerland etc.
Hr. de Luc fand Ammoniten im Faucigny in einer
Höhe von 7844 Fuß über der Meersfläche. Und
hingegen sind mehr als 2000 F. tief unter dieser
Fläche in den Steinkohlengruben von Whitehaven
in Cumberland Pflanzenschiefer gegraben worden.

§. 260.

Wir ordnen die Petrefacten hier nach ihren
Urbildern; und müssen die, zu welchen keine Ur-
bilder mehr vorhanden sind, da einschalten, wo
sie nach ihrer Aehnlichkeit mit den organisirten
Körpern der gegenwärtigen Schöpfung am füg-
lichsten hinpassen. Also nach den beiden Reichen:

A. Versteinerungen des Thierreichs.

Die Unterabtheilungen erst nach den
sechs Classen desselben: ferner aber vor-
züglichst in Rücksicht auf Cosmogenie wie-
derum erstens in a) bekannte aus der jetzi-
gen Schöpfung und b) incognita: und dann

In Jaspis verwandeltes Holz. Im Sandstein
Seesterne, Corallen, Blätterabdrücke u. dergl.

Anm. In diesen Steinarten finden sich aber die La-
gerstätte der Petrefacten theils in einer solchen
Höhe, theils in einer solchen Tiefe, kurz in einem
so großen Abstand über oder unter der Oberfläche
des Meers, daß man schon hieraus auf die Grösse
der Revolutionen die mit unserm Planeten vorge-
gangen seyn müssen und auf den wichtigen Auf-
schluß schließen kan, der sich vom zweckmäßigen
Studium der Petrefactenkunde für den cosmogoni-
schen Theil der Mineralogie erwarten läßt. Ich
besitze z. B. Strombiten von der Höhe der diable-
rets
an der Grenze des Walliserlandes, Pectuncu-
liten vom hohen Mesmer im Appenzellerland ꝛc.
Hr. de Luc fand Ammoniten im Faucigny in einer
Höhe von 7844 Fuß über der Meersfläche. Und
hingegen sind mehr als 2000 F. tief unter dieser
Fläche in den Steinkohlengruben von Whitehaven
in Cumberland Pflanzenschiefer gegraben worden.

§. 260.

Wir ordnen die Petrefacten hier nach ihren
Urbildern; und müssen die, zu welchen keine Ur-
bilder mehr vorhanden sind, da einschalten, wo
sie nach ihrer Aehnlichkeit mit den organisirten
Körpern der gegenwärtigen Schöpfung am füg-
lichsten hinpassen. Also nach den beiden Reichen:

A. Versteinerungen des Thierreichs.

Die Unterabtheilungen erst nach den
sechs Classen desselben: ferner aber vor-
züglichst in Rücksicht auf Cosmogenie wie-
derum erstens in a) bekannte aus der jetzi-
gen Schöpfung und b) incognita: und dann

<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000024">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0682" xml:id="pb662_0001" n="662"/>
In Jaspis verwandeltes Holz. Im                         Sandstein<lb/>
Seesterne, Corallen, Blätterabdrücke u. dergl.</p>
          <p rendition="#indent-1 #small">Anm. In diesen Steinarten finden sich aber die                         La-<lb/>
gerstätte der Petrefacten theils in einer                         solchen<lb/>
Höhe, theils in einer solchen Tiefe, kurz in einem<lb/>
so großen                         Abstand über oder unter der Oberfläche<lb/>
des Meers, daß man schon hieraus                         auf die Grösse<lb/>
der Revolutionen die mit unserm Planeten vorge-<lb type="inWord"/>
gangen seyn müssen und auf den wichtigen Auf-<lb type="inWord"/>
schluß schließen kan, der sich vom zweckmäßigen<lb/>
Studium                         der Petrefactenkunde für den cosmogoni-<lb/>
schen Theil der                         Mineralogie erwarten läßt. Ich<lb/>
besitze z. B. Strombiten von der Höhe der <hi rendition="#aq">diable-<lb/>
rets</hi> an der Grenze des                         Walliserlandes, Pectuncu-<lb/>
liten vom hohen Mesmer im                         Appenzellerland &#xA75B;c.<lb/>
Hr. de Luc fand Ammoniten im Faucigny in                         einer<lb/>
Höhe von 7844 Fuß über der Meersfläche. Und<lb/>
hingegen sind mehr                         als 2000 F. tief unter dieser<lb/>
Fläche in den Steinkohlengruben von                         Whitehaven<lb/>
in Cumberland Pflanzenschiefer gegraben worden.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 260.</head><lb/>
          <p>Wir ordnen die Petrefacten hier nach ihren<lb/>
Urbildern; und müssen die, zu                         welchen keine Ur-<lb/>
bilder mehr vorhanden sind, da                         einschalten, wo<lb/>
sie nach ihrer Aehnlichkeit mit den                         organisirten<lb/>
Körpern der gegenwärtigen Schöpfung am füg-<lb type="inWord"/>
lichsten hinpassen. Also nach den beiden Reichen:</p>
          <p><hi rendition="#aq">A</hi>. Versteinerungen des Thierreichs.</p>
          <p rendition="#indent-2">Die Unterabtheilungen erst nach den<lb/>
sechs Classen                         desselben: ferner aber vor-<lb/>
züglichst in Rücksicht auf                         Cosmogenie wie-<lb/>
derum erstens in <hi rendition="#aq">a</hi>) bekannte aus der jetzi-<lb/>
gen Schöpfung und <hi rendition="#aq">b) incognita</hi>: und dann<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[662/0682] In Jaspis verwandeltes Holz. Im Sandstein Seesterne, Corallen, Blätterabdrücke u. dergl. Anm. In diesen Steinarten finden sich aber die La- gerstätte der Petrefacten theils in einer solchen Höhe, theils in einer solchen Tiefe, kurz in einem so großen Abstand über oder unter der Oberfläche des Meers, daß man schon hieraus auf die Grösse der Revolutionen die mit unserm Planeten vorge- gangen seyn müssen und auf den wichtigen Auf- schluß schließen kan, der sich vom zweckmäßigen Studium der Petrefactenkunde für den cosmogoni- schen Theil der Mineralogie erwarten läßt. Ich besitze z. B. Strombiten von der Höhe der diable- rets an der Grenze des Walliserlandes, Pectuncu- liten vom hohen Mesmer im Appenzellerland ꝛc. Hr. de Luc fand Ammoniten im Faucigny in einer Höhe von 7844 Fuß über der Meersfläche. Und hingegen sind mehr als 2000 F. tief unter dieser Fläche in den Steinkohlengruben von Whitehaven in Cumberland Pflanzenschiefer gegraben worden. §. 260. Wir ordnen die Petrefacten hier nach ihren Urbildern; und müssen die, zu welchen keine Ur- bilder mehr vorhanden sind, da einschalten, wo sie nach ihrer Aehnlichkeit mit den organisirten Körpern der gegenwärtigen Schöpfung am füg- lichsten hinpassen. Also nach den beiden Reichen: A. Versteinerungen des Thierreichs. Die Unterabtheilungen erst nach den sechs Classen desselben: ferner aber vor- züglichst in Rücksicht auf Cosmogenie wie- derum erstens in a) bekannte aus der jetzi- gen Schöpfung und b) incognita: und dann

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1788
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1788/682
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 3. Aufl. Göttingen, 1788, S. 662. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1788/682>, abgerufen am 21.11.2024.