Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 2. Aufl. Göttingen, 1782.

Bild:
<< vorherige Seite
§. 172.

Die besondern Theile der Pflanzen und
ihre Geschäfte lassen sich am füglichsten nach
den allgemeinen Bestimmungen der organisir-
ten Körper (§. 9.) in die zur Ernährung und
in die zur Fortpflanzung gehörigen, abtheilen.
Von jenen zuerst.

§. 173.

Das Hauptwerkzeug zur Nutrition der
Pflanzen, wodurch ihnen nemlich ihr Nah-
rungssaft zugeführt wird, ist die Wurzel, wo-
mit die allermehresten in der Erde fest sitzen,
und deren Grösse und Umfang zuweilen beträcht-
licher ist als des ganzen übrigen Gewächses.
Die Kraft mit welcher sie umherranken ist so
stark, daß wol dicke Mauern, nicht nur durch
grosse Eichenwurzeln, sondern schon durch die
kleinen Raupenänlichen Würzelgen des Epheus
gesprengt werden können. Um auch nackte
Mauren und Felsen mit Gewachsen zu beleben
baß sie daran Wurzel schlagen können, läßt
die Natur erst trockne Schorfmoose (Lichenes)
und andre sogenannte plantas aereas anfliegen,
die wenig Nahrung bedürfen und ans deren
Moder nachher die Saamen grösserer Pflanzen
die vom Wind und Vögeln dahin gebracht wer-
den, auskeimen und Nahrung ziehen.

§. 172.

Die besondern Theile der Pflanzen und
ihre Geschäfte lassen sich am füglichsten nach
den allgemeinen Bestimmungen der organisir-
ten Körper (§. 9.) in die zur Ernährung und
in die zur Fortpflanzung gehörigen, abtheilen.
Von jenen zuerst.

§. 173.

Das Hauptwerkzeug zur Nutrition der
Pflanzen, wodurch ihnen nemlich ihr Nah-
rungssaft zugeführt wird, ist die Wurzel, wo-
mit die allermehresten in der Erde fest sitzen,
und deren Grösse und Umfang zuweilen beträcht-
licher ist als des ganzen übrigen Gewächses.
Die Kraft mit welcher sie umherranken ist so
stark, daß wol dicke Mauern, nicht nur durch
grosse Eichenwurzeln, sondern schon durch die
kleinen Raupenänlichen Würzelgen des Epheus
gesprengt werden können. Um auch nackte
Mauren und Felsen mit Gewachsen zu beleben
baß sie daran Wurzel schlagen können, läßt
die Natur erst trockne Schorfmoose (Lichenes)
und andre sogenannte plantas aëreas anfliegen,
die wenig Nahrung bedürfen und ans deren
Moder nachher die Saamen grösserer Pflanzen
die vom Wind und Vögeln dahin gebracht wer-
den, auskeimen und Nahrung ziehen.

<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000023">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0461" xml:id="pb449_0001" n="449"/>
          <head rendition="#c">§. 172.</head><lb/>
          <p>Die besondern Theile der Pflanzen und<lb/>
ihre Geschäfte lassen sich am füglichsten nach<lb/>
den allgemeinen Bestimmungen der organisir-<lb/>
ten Körper (§. 9.) in die zur Ernährung und<lb/>
in die zur Fortpflanzung gehörigen, abtheilen.<lb/>
Von jenen zuerst.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 173.</head><lb/>
          <p>Das Hauptwerkzeug zur Nutrition der<lb/>
Pflanzen, wodurch ihnen nemlich ihr Nah-<lb/>
rungssaft zugeführt wird, ist die Wurzel, wo-<lb/>
mit die allermehresten in der Erde fest sitzen,<lb/>
und deren Grösse und Umfang zuweilen beträcht-<lb/>
licher ist als des ganzen übrigen Gewächses.<lb/>
Die Kraft mit welcher sie umherranken ist so<lb/>
stark, daß wol dicke Mauern, nicht nur durch<lb/>
grosse Eichenwurzeln, sondern schon durch die<lb/>
kleinen Raupenänlichen Würzelgen des Epheus<lb/>
gesprengt werden können. Um auch nackte<lb/>
Mauren und Felsen mit Gewachsen zu beleben<lb/>
baß sie daran Wurzel schlagen können, läßt<lb/>
die Natur erst trockne Schorfmoose (<hi rendition="#aq">Lichenes</hi>)<lb/>
und andre sogenannte <hi rendition="#aq">plantas aëreas</hi> anfliegen,<lb/>
die wenig Nahrung bedürfen und ans deren<lb/>
Moder nachher die Saamen grösserer Pflanzen<lb/>
die vom Wind und Vögeln dahin gebracht wer-<lb/>
den, auskeimen und Nahrung ziehen.</p>
        </div>
        <div n="2">
</div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[449/0461] §. 172. Die besondern Theile der Pflanzen und ihre Geschäfte lassen sich am füglichsten nach den allgemeinen Bestimmungen der organisir- ten Körper (§. 9.) in die zur Ernährung und in die zur Fortpflanzung gehörigen, abtheilen. Von jenen zuerst. §. 173. Das Hauptwerkzeug zur Nutrition der Pflanzen, wodurch ihnen nemlich ihr Nah- rungssaft zugeführt wird, ist die Wurzel, wo- mit die allermehresten in der Erde fest sitzen, und deren Grösse und Umfang zuweilen beträcht- licher ist als des ganzen übrigen Gewächses. Die Kraft mit welcher sie umherranken ist so stark, daß wol dicke Mauern, nicht nur durch grosse Eichenwurzeln, sondern schon durch die kleinen Raupenänlichen Würzelgen des Epheus gesprengt werden können. Um auch nackte Mauren und Felsen mit Gewachsen zu beleben baß sie daran Wurzel schlagen können, läßt die Natur erst trockne Schorfmoose (Lichenes) und andre sogenannte plantas aëreas anfliegen, die wenig Nahrung bedürfen und ans deren Moder nachher die Saamen grösserer Pflanzen die vom Wind und Vögeln dahin gebracht wer- den, auskeimen und Nahrung ziehen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1782
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1782/461
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 2. Aufl. Göttingen, 1782, S. 449. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1782/461>, abgerufen am 21.11.2024.