Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

einen halben Tag herum getaumelt, sich wieder ver-
krochen, und ist dann von neuem in ihren
Schlummer verfallen. Die Stubenfliegen, die
den Winter über in den Fenstern herum liegen, er-
muntern sich, wenn im Zimmer eingeheitzt wird,
und fallen in der Kälte wieder für todt nieder.

§. 34.

So wie nun gar viele Thiere durch diesen
Winterschlaf in der rauhesten nahrlosesten Jahrs-
zeit, die ihnen so leicht tödtlich seyn könnte, er-
halten werden; so hat der Schöpfer noch tau-
senderley andere Mittel in die thierische Natur
gelegt, wodurch sie ihre Sicherheit und Erhal-
tung bewirken, ihr Geschlecht fortpflanzen, und
alle die andern Geschäfte vollziehen können, die
ihnen zur Vollkommenheit des Ganzen übertra-
gen sind. Zu diesen Mitteln gehört z. B. die
sonderbare Structur mancher Thiere, die, wie
die Polypen, wegen ihrer starken Reproductions-
kraft fast unzerstörbar sind, oder die äussern Be-
kleidungen ihres Körpers, die Schuppen,
Schilder, Schaalen, Flügeldecken etc. die
sie gegen die Anfälle vieler Feinde (wie z.
B. das Stachelschwein gegen die Macht des
Löwen) sichern; oder ihre Stärke, ihre Waf-
fen, Hörner, Zähne, Klauen, das Gift wo-
mit viele versehen sind u. s. w. Vorzüglich
auch die Macht des gesellschaftlichen Lebens, wo-
gegen sich zwar einige unserer neuern Weltwei-

einen halben Tag herum getaumelt, sich wieder ver-
krochen, und ist dann von neuem in ihren
Schlummer verfallen. Die Stubenfliegen, die
den Winter über in den Fenstern herum liegen, er-
muntern sich, wenn im Zimmer eingeheitzt wird,
und fallen in der Kälte wieder für todt nieder.

§. 34.

So wie nun gar viele Thiere durch diesen
Winterschlaf in der rauhesten nahrlosesten Jahrs-
zeit, die ihnen so leicht tödtlich seyn könnte, er-
halten werden; so hat der Schöpfer noch tau-
senderley andere Mittel in die thierische Natur
gelegt, wodurch sie ihre Sicherheit und Erhal-
tung bewirken, ihr Geschlecht fortpflanzen, und
alle die andern Geschäfte vollziehen können, die
ihnen zur Vollkommenheit des Ganzen übertra-
gen sind. Zu diesen Mitteln gehört z. B. die
sonderbare Structur mancher Thiere, die, wie
die Polypen, wegen ihrer starken Reproductions-
kraft fast unzerstörbar sind, oder die äussern Be-
kleidungen ihres Körpers, die Schuppen,
Schilder, Schaalen, Flügeldecken ꝛc. die
sie gegen die Anfälle vieler Feinde (wie z.
B. das Stachelschwein gegen die Macht des
Löwen) sichern; oder ihre Stärke, ihre Waf-
fen, Hörner, Zähne, Klauen, das Gift wo-
mit viele versehen sind u. s. w. Vorzüglich
auch die Macht des gesellschaftlichen Lebens, wo-
gegen sich zwar einige unserer neuern Weltwei-

<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000021">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0060" xml:id="pb038_0001" n="38"/>
einen halben Tag herum getaumelt, sich wieder ver-<lb/>
krochen, und ist dann von neuem in ihren<lb/>
Schlummer verfallen. Die Stubenfliegen, die<lb/>
den Winter über in den Fenstern herum liegen, er-<lb/>
muntern sich, wenn im Zimmer eingeheitzt wird,<lb/>
und fallen in der Kälte wieder für todt nieder.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 34.</head><lb/>
          <p>So wie nun gar viele Thiere durch diesen<lb/>
Winterschlaf in der rauhesten nahrlosesten Jahrs-<lb/>
zeit, die ihnen so leicht tödtlich seyn könnte, er-<lb/>
halten werden; so hat der Schöpfer noch tau-<lb/>
senderley andere Mittel in die thierische Natur<lb/>
gelegt, wodurch sie ihre Sicherheit und Erhal-<lb/>
tung bewirken, ihr Geschlecht fortpflanzen, und<lb/>
alle die andern Geschäfte vollziehen können, die<lb/>
ihnen zur Vollkommenheit des Ganzen übertra-<lb/>
gen sind. Zu diesen Mitteln gehört z. B. die<lb/>
sonderbare Structur mancher Thiere, die, wie<lb/>
die Polypen, wegen ihrer starken Reproductions-<lb/>
kraft fast unzerstörbar sind, oder die äussern Be-<lb/>
kleidungen ihres Körpers, die Schuppen,<lb/>
Schilder, Schaalen, Flügeldecken &#xA75B;c. die<lb/>
sie gegen die Anfälle vieler Feinde (wie z.<lb/>
B. das Stachelschwein gegen die Macht des<lb/>
Löwen) sichern; oder ihre Stärke, ihre Waf-<lb/>
fen, Hörner, Zähne, Klauen, das Gift wo-<lb/>
mit viele versehen sind u. s. w. Vorzüglich<lb/>
auch die Macht des gesellschaftlichen Lebens, wo-<lb/>
gegen sich zwar einige unserer neuern Weltwei-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[38/0060] einen halben Tag herum getaumelt, sich wieder ver- krochen, und ist dann von neuem in ihren Schlummer verfallen. Die Stubenfliegen, die den Winter über in den Fenstern herum liegen, er- muntern sich, wenn im Zimmer eingeheitzt wird, und fallen in der Kälte wieder für todt nieder. §. 34. So wie nun gar viele Thiere durch diesen Winterschlaf in der rauhesten nahrlosesten Jahrs- zeit, die ihnen so leicht tödtlich seyn könnte, er- halten werden; so hat der Schöpfer noch tau- senderley andere Mittel in die thierische Natur gelegt, wodurch sie ihre Sicherheit und Erhal- tung bewirken, ihr Geschlecht fortpflanzen, und alle die andern Geschäfte vollziehen können, die ihnen zur Vollkommenheit des Ganzen übertra- gen sind. Zu diesen Mitteln gehört z. B. die sonderbare Structur mancher Thiere, die, wie die Polypen, wegen ihrer starken Reproductions- kraft fast unzerstörbar sind, oder die äussern Be- kleidungen ihres Körpers, die Schuppen, Schilder, Schaalen, Flügeldecken ꝛc. die sie gegen die Anfälle vieler Feinde (wie z. B. das Stachelschwein gegen die Macht des Löwen) sichern; oder ihre Stärke, ihre Waf- fen, Hörner, Zähne, Klauen, das Gift wo- mit viele versehen sind u. s. w. Vorzüglich auch die Macht des gesellschaftlichen Lebens, wo- gegen sich zwar einige unserer neuern Weltwei-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1779/60
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1779/60>, abgerufen am 23.11.2024.