Die innere Einrichtung des Eyes, und die Entwickelung des darin verborgenen Küchel- chens ist im Ganzen genommen bey allen Vö- geln dieselbe. Sie verdient aber, theils wegen des Aufschlusses, den sie über das ganze Zeu- gungsgeschäfte giebt, (§. 12.) theils des Ver- gnügens wegen, das ihre Untersuchung gewährt, eine genauere Anzeige, wovon wir zwar nur die wichtigsten Sätze, aber nach der Natur und nach unfern eignen Erfahrungen an Hünereyern, abfassen wollen. Die Gestalt der Eyer variirt bey einer und eben derselben Gattung von Vö- geln, und ist bald sphärischer, bald länglichter; eine Verschiedenheit, die aber lediglich von der Bildung der Geburtsglieder bey der Mutter abhängt, und gar keine Beziehung auf das darinn enthaltene Thier hat. Die äusserste kalkichte Schale des Eyes ist in Mutterleibe weichlicht, durchsichtig; verhärtet aber nachher an der Lust; wird durchs Bebrüten gelblicht, aber glatter, wie abgeschliffen, ist auf der gan- zen, Oberfläche poörs, und duftet folglich in der Wärme aus; daher man Eyer, die man zum Gebrauch lange aufbewahren will, mit Firnis überziehen muß. Unter dieser Kalk- schale finden sich zwey feinere Häutchen, von de- nen das äussere dock etwas stärker als das zwey- te ist, so zunächst das Eyweis umkleidet. Diese Häute liegen aber nicht überall au der Kalk-
§. 82.
Die innere Einrichtung des Eyes, und die Entwickelung des darin verborgenen Küchel- chens ist im Ganzen genommen bey allen Vö- geln dieselbe. Sie verdient aber, theils wegen des Aufschlusses, den sie über das ganze Zeu- gungsgeschäfte giebt, (§. 12.) theils des Ver- gnügens wegen, das ihre Untersuchung gewährt, eine genauere Anzeige, wovon wir zwar nur die wichtigsten Sätze, aber nach der Natur und nach unfern eignen Erfahrungen an Hünereyern, abfassen wollen. Die Gestalt der Eyer variirt bey einer und eben derselben Gattung von Vö- geln, und ist bald sphärischer, bald länglichter; eine Verschiedenheit, die aber lediglich von der Bildung der Geburtsglieder bey der Mutter abhängt, und gar keine Beziehung auf das darinn enthaltene Thier hat. Die äusserste kalkichte Schale des Eyes ist in Mutterleibe weichlicht, durchsichtig; verhärtet aber nachher an der Lust; wird durchs Bebrüten gelblicht, aber glatter, wie abgeschliffen, ist auf der gan- zen, Oberfläche poörs, und duftet folglich in der Wärme aus; daher man Eyer, die man zum Gebrauch lange aufbewahren will, mit Firnis überziehen muß. Unter dieser Kalk- schale finden sich zwey feinere Häutchen, von de- nen das äussere dock etwas stärker als das zwey- te ist, so zunächst das Eyweis umkleidet. Diese Häute liegen aber nicht überall au der Kalk-
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§. 82.
Die innere Einrichtung des Eyes, und
die Entwickelung des darin verborgenen Küchel-
chens ist im Ganzen genommen bey allen Vö-
geln dieselbe. Sie verdient aber, theils wegen
des Aufschlusses, den sie über das ganze Zeu-
gungsgeschäfte giebt, (§. 12.) theils des Ver-
gnügens wegen, das ihre Untersuchung gewährt,
eine genauere Anzeige, wovon wir zwar nur die
wichtigsten Sätze, aber nach der Natur und
nach unfern eignen Erfahrungen an Hünereyern,
abfassen wollen. Die Gestalt der Eyer variirt
bey einer und eben derselben Gattung von Vö-
geln, und ist bald sphärischer, bald länglichter;
eine Verschiedenheit, die aber lediglich von der
Bildung der Geburtsglieder bey der Mutter
abhängt, und gar keine Beziehung auf das
darinn enthaltene Thier hat. Die äusserste
kalkichte Schale des Eyes ist in Mutterleibe
weichlicht, durchsichtig; verhärtet aber nachher
an der Lust; wird durchs Bebrüten gelblicht,
aber glatter, wie abgeschliffen, ist auf der gan-
zen, Oberfläche poörs, und duftet folglich in
der Wärme aus; daher man Eyer, die man
zum Gebrauch lange aufbewahren will, mit
Firnis überziehen muß. Unter dieser Kalk-
schale finden sich zwey feinere Häutchen, von de-
nen das äussere dock etwas stärker als das zwey-
te ist, so zunächst das Eyweis umkleidet. Diese
Häute liegen aber nicht überall au der Kalk-
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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1779/191>, abgerufen am 03.12.2024.
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