Die untern Schneidezähne gehen mehr auf- wärts, was ich unter die Hauptunterscheidungsmerk- male des menschlichen Körpers rechne.
Die Hundszähne stehen weder heraus, noch weit ab, sondern sind in gleicher Ordnung mit den benachbarten verbunden.
Die Backenzähne haben besondere krumme stumpfe Spitzchen, wodurch sie sich von den Backen- zähnen des Waldmenschen, des Gibbon, und aller Thierarten dieser Gattung, von deren Schädeln ich viele untersucht habe, am augenscheinlichsten unterscheiden.
Endlich zeichnet sich der menschliche Kinnbacken durch drey Merkmale aus; nämlich durch die unge- meine Kürze, durch das etwas hervorragende zu den aufrechten Schneidezähnen passende Kinn, am mei- sten aber durch die besondere Form der Knorren an dem Hinterkopfe (Condyli) und ihre Richtung und Verbindung mit den Knochen der Schläfe e), wodurch er sich von den Kinnbacken, wenigstens aller mir bekannten Säugthiere, unterscheidet, und welches alles deutlich zeigt, das der Mensch von der Natur bestimmt sey, alle Arten Nahrung zu verzehren, oder zu einem Allverzehrer.
§. 12. Das übrige, was dem äußern Menschen eigenthümlich scheint, als ein glatter Körper u. a. m.
Ich übergehe einiges minder Wichtige, was man ebenfalls zu dem auszeichnend Charakteristischen des Menschen zu rechnen pflegt, als das Ohrläppchen, schwellende Lippen, besonders die Unterlippe, und anderes der Art mehr.
Von
Versch. des M. C
Die untern Schneidezaͤhne gehen mehr auf- waͤrts, was ich unter die Hauptunterſcheidungsmerk- male des menſchlichen Koͤrpers rechne.
Die Hundszaͤhne ſtehen weder heraus, noch weit ab, ſondern ſind in gleicher Ordnung mit den benachbarten verbunden.
Die Backenzaͤhne haben beſondere krumme ſtumpfe Spitzchen, wodurch ſie ſich von den Backen- zaͤhnen des Waldmenſchen, des Gibbon, und aller Thierarten dieſer Gattung, von deren Schaͤdeln ich viele unterſucht habe, am augenſcheinlichſten unterſcheiden.
Endlich zeichnet ſich der menſchliche Kinnbacken durch drey Merkmale aus; naͤmlich durch die unge- meine Kuͤrze, durch das etwas hervorragende zu den aufrechten Schneidezaͤhnen paſſende Kinn, am mei- ſten aber durch die beſondere Form der Knorren an dem Hinterkopfe (Condyli) und ihre Richtung und Verbindung mit den Knochen der Schlaͤfe e), wodurch er ſich von den Kinnbacken, wenigſtens aller mir bekannten Saͤugthiere, unterſcheidet, und welches alles deutlich zeigt, das der Menſch von der Natur beſtimmt ſey, alle Arten Nahrung zu verzehren, oder zu einem Allverzehrer.
§. 12. Das uͤbrige, was dem aͤußern Menſchen eigenthuͤmlich ſcheint, als ein glatter Koͤrper u. a. m.
Ich uͤbergehe einiges minder Wichtige, was man ebenfalls zu dem auszeichnend Charakteriſtiſchen des Menſchen zu rechnen pflegt, als das Ohrlaͤppchen, ſchwellende Lippen, beſonders die Unterlippe, und anderes der Art mehr.
Von
Verſch. des M. C
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[33/0067]
Die untern Schneidezaͤhne gehen mehr auf-
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Die Hundszaͤhne ſtehen weder heraus, noch
weit ab, ſondern ſind in gleicher Ordnung mit den
benachbarten verbunden.
Die Backenzaͤhne haben beſondere krumme
ſtumpfe Spitzchen, wodurch ſie ſich von den Backen-
zaͤhnen des Waldmenſchen, des Gibbon, und aller
Thierarten dieſer Gattung, von deren Schaͤdeln ich viele
unterſucht habe, am augenſcheinlichſten unterſcheiden.
Endlich zeichnet ſich der menſchliche Kinnbacken
durch drey Merkmale aus; naͤmlich durch die unge-
meine Kuͤrze, durch das etwas hervorragende zu den
aufrechten Schneidezaͤhnen paſſende Kinn, am mei-
ſten aber durch die beſondere Form der Knorren an
dem Hinterkopfe (Condyli) und ihre Richtung und
Verbindung mit den Knochen der Schlaͤfe e), wodurch
er ſich von den Kinnbacken, wenigſtens aller mir
bekannten Saͤugthiere, unterſcheidet, und welches
alles deutlich zeigt, das der Menſch von der Natur
beſtimmt ſey, alle Arten Nahrung zu verzehren,
oder zu einem Allverzehrer.
§. 12.
Das uͤbrige, was dem aͤußern Menſchen eigenthuͤmlich
ſcheint, als ein glatter Koͤrper u. a. m.
Ich uͤbergehe einiges minder Wichtige, was man
ebenfalls zu dem auszeichnend Charakteriſtiſchen des
Menſchen zu rechnen pflegt, als das Ohrlaͤppchen,
ſchwellende Lippen, beſonders die Unterlippe, und
anderes der Art mehr.
Von
Verſch. des M. C
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
"Über die natürlichen Verschiedenheiten im Mensch… [mehr]
"Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte" ist die überarbeitete Fassung von Blumenbachs Dissertationsschrift "De generis humani varietate nativa" (1. Aufl. 1775 bei Friedrich Andreas Rosenbusch in Göttingen). Die Dissertation erschien in lateinischer Sprache; für das DTA wurde Johann Gottfried Grubers Übersetzung der dritten Auflage von Blumenbachs Dissertation (1795 bei Vandenhoek & Ruprecht) digitalisiert, die 1798 in Leipzig bei Breitkopf & Härtel erschien. Erstmals lag hiermit Blumenbachs Werk "De generis humani varietate nativa" in deutscher Sprache vor.
Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht_1798/67>, abgerufen am 22.02.2025.
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