Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

Die untern Schneidezähne gehen mehr auf-
wärts, was ich unter die Hauptunterscheidungsmerk-
male des menschlichen Körpers rechne.

Die Hundszähne stehen weder heraus, noch
weit ab, sondern sind in gleicher Ordnung mit den
benachbarten verbunden.

Die Backenzähne haben besondere krumme
stumpfe Spitzchen, wodurch sie sich von den Backen-
zähnen des Waldmenschen, des Gibbon, und aller
Thierarten dieser Gattung, von deren Schädeln ich viele
untersucht habe, am augenscheinlichsten unterscheiden.

Endlich zeichnet sich der menschliche Kinnbacken
durch drey Merkmale aus; nämlich durch die unge-
meine Kürze, durch das etwas hervorragende zu den
aufrechten Schneidezähnen passende Kinn, am mei-
sten aber durch die besondere Form der Knorren an
dem Hinterkopfe
(Condyli) und ihre Richtung und
Verbindung mit den Knochen der Schläfe e), wodurch
er sich von den Kinnbacken, wenigstens aller mir
bekannten Säugthiere, unterscheidet, und welches
alles deutlich zeigt, das der Mensch von der Natur
bestimmt sey, alle Arten Nahrung zu verzehren,
oder zu einem Allverzehrer.

§. 12.
Das übrige, was dem äußern Menschen eigenthümlich
scheint, als ein glatter Körper u. a. m.

Ich übergehe einiges minder Wichtige, was man
ebenfalls zu dem auszeichnend Charakteristischen des
Menschen zu rechnen pflegt, als das Ohrläppchen,
schwellende Lippen, besonders die Unterlippe, und
anderes der Art mehr.


Von
Versch. des M. C

Die untern Schneidezaͤhne gehen mehr auf-
waͤrts, was ich unter die Hauptunterſcheidungsmerk-
male des menſchlichen Koͤrpers rechne.

Die Hundszaͤhne ſtehen weder heraus, noch
weit ab, ſondern ſind in gleicher Ordnung mit den
benachbarten verbunden.

Die Backenzaͤhne haben beſondere krumme
ſtumpfe Spitzchen, wodurch ſie ſich von den Backen-
zaͤhnen des Waldmenſchen, des Gibbon, und aller
Thierarten dieſer Gattung, von deren Schaͤdeln ich viele
unterſucht habe, am augenſcheinlichſten unterſcheiden.

Endlich zeichnet ſich der menſchliche Kinnbacken
durch drey Merkmale aus; naͤmlich durch die unge-
meine Kuͤrze, durch das etwas hervorragende zu den
aufrechten Schneidezaͤhnen paſſende Kinn, am mei-
ſten aber durch die beſondere Form der Knorren an
dem Hinterkopfe
(Condyli) und ihre Richtung und
Verbindung mit den Knochen der Schlaͤfe e), wodurch
er ſich von den Kinnbacken, wenigſtens aller mir
bekannten Saͤugthiere, unterſcheidet, und welches
alles deutlich zeigt, das der Menſch von der Natur
beſtimmt ſey, alle Arten Nahrung zu verzehren,
oder zu einem Allverzehrer.

§. 12.
Das uͤbrige, was dem aͤußern Menſchen eigenthuͤmlich
ſcheint, als ein glatter Koͤrper u. a. m.

Ich uͤbergehe einiges minder Wichtige, was man
ebenfalls zu dem auszeichnend Charakteriſtiſchen des
Menſchen zu rechnen pflegt, als das Ohrlaͤppchen,
ſchwellende Lippen, beſonders die Unterlippe, und
anderes der Art mehr.


Von
Verſch. des M. C
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0067" n="33"/>
          <p>Die untern Schneideza&#x0364;hne gehen mehr auf-<lb/>
wa&#x0364;rts, was ich unter die Hauptunter&#x017F;cheidungsmerk-<lb/>
male des men&#x017F;chlichen Ko&#x0364;rpers rechne.</p><lb/>
          <p>Die Hundsza&#x0364;hne &#x017F;tehen weder heraus, noch<lb/>
weit ab, &#x017F;ondern &#x017F;ind in gleicher Ordnung mit den<lb/>
benachbarten verbunden.</p><lb/>
          <p>Die Backenza&#x0364;hne haben be&#x017F;ondere krumme<lb/>
&#x017F;tumpfe Spitzchen, wodurch &#x017F;ie &#x017F;ich von den Backen-<lb/>
za&#x0364;hnen des Waldmen&#x017F;chen, des Gibbon, und aller<lb/>
Thierarten die&#x017F;er Gattung, von deren Scha&#x0364;deln ich viele<lb/>
unter&#x017F;ucht habe, am augen&#x017F;cheinlich&#x017F;ten unter&#x017F;cheiden.</p><lb/>
          <p>Endlich zeichnet &#x017F;ich der men&#x017F;chliche Kinnbacken<lb/>
durch drey Merkmale aus; na&#x0364;mlich durch die unge-<lb/>
meine Ku&#x0364;rze, durch das etwas hervorragende zu den<lb/>
aufrechten Schneideza&#x0364;hnen pa&#x017F;&#x017F;ende Kinn, am mei-<lb/>
&#x017F;ten aber durch die be&#x017F;ondere Form der <hi rendition="#fr">Knorren an<lb/>
dem Hinterkopfe</hi> (<hi rendition="#aq">Condyli</hi>) und ihre Richtung und<lb/>
Verbindung mit den Knochen der Schla&#x0364;fe <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">e</hi></hi>), wodurch<lb/>
er &#x017F;ich von den Kinnbacken, wenig&#x017F;tens aller mir<lb/>
bekannten Sa&#x0364;ugthiere, unter&#x017F;cheidet, und welches<lb/>
alles deutlich zeigt, das der Men&#x017F;ch von der Natur<lb/>
be&#x017F;timmt &#x017F;ey, alle Arten Nahrung zu verzehren,<lb/>
oder zu einem Allverzehrer.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 12.<lb/>
Das u&#x0364;brige, was dem a&#x0364;ußern Men&#x017F;chen eigenthu&#x0364;mlich<lb/>
&#x017F;cheint, als ein glatter Ko&#x0364;rper u. a. m.</head><lb/>
          <p>Ich u&#x0364;bergehe einiges minder Wichtige, was man<lb/>
ebenfalls zu dem auszeichnend Charakteri&#x017F;ti&#x017F;chen des<lb/>
Men&#x017F;chen zu rechnen pflegt, als das Ohrla&#x0364;ppchen,<lb/>
&#x017F;chwellende Lippen, be&#x017F;onders die Unterlippe, und<lb/>
anderes der Art mehr.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">Ver&#x017F;ch. des M. C</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Von</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[33/0067] Die untern Schneidezaͤhne gehen mehr auf- waͤrts, was ich unter die Hauptunterſcheidungsmerk- male des menſchlichen Koͤrpers rechne. Die Hundszaͤhne ſtehen weder heraus, noch weit ab, ſondern ſind in gleicher Ordnung mit den benachbarten verbunden. Die Backenzaͤhne haben beſondere krumme ſtumpfe Spitzchen, wodurch ſie ſich von den Backen- zaͤhnen des Waldmenſchen, des Gibbon, und aller Thierarten dieſer Gattung, von deren Schaͤdeln ich viele unterſucht habe, am augenſcheinlichſten unterſcheiden. Endlich zeichnet ſich der menſchliche Kinnbacken durch drey Merkmale aus; naͤmlich durch die unge- meine Kuͤrze, durch das etwas hervorragende zu den aufrechten Schneidezaͤhnen paſſende Kinn, am mei- ſten aber durch die beſondere Form der Knorren an dem Hinterkopfe (Condyli) und ihre Richtung und Verbindung mit den Knochen der Schlaͤfe e), wodurch er ſich von den Kinnbacken, wenigſtens aller mir bekannten Saͤugthiere, unterſcheidet, und welches alles deutlich zeigt, das der Menſch von der Natur beſtimmt ſey, alle Arten Nahrung zu verzehren, oder zu einem Allverzehrer. §. 12. Das uͤbrige, was dem aͤußern Menſchen eigenthuͤmlich ſcheint, als ein glatter Koͤrper u. a. m. Ich uͤbergehe einiges minder Wichtige, was man ebenfalls zu dem auszeichnend Charakteriſtiſchen des Menſchen zu rechnen pflegt, als das Ohrlaͤppchen, ſchwellende Lippen, beſonders die Unterlippe, und anderes der Art mehr. Von Verſch. des M. C

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

"Über die natürlichen Verschiedenheiten im Mensch… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht_1798/67
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht_1798/67>, abgerufen am 21.11.2024.