verschiedenen Reize, welche dazu beytragen, den Körper zu verändern, sind in den nächstfolgenden § §. angegeben.
§. 33. S. 73.
"Selbst die Erscheinungen bey Zeugung der Ba- "starde widersprechen allen Begriffen von Präexistenz "eines präformirten Keims so schlechterdings, daß "man kaum absieht, wie bey einer reifen Erwägung "der erstern, die letztern noch ernstliche Vertheidiger "haben finden können. Mich dünkt, eine einzige Er- "fahrung wie die, da Herr Kölreuter durch wieder- "holte Erzeugung fruchtbarer Bastardpflanzen, end- "lich die eine Gattung von Tabak (Nicotiana rusti- "ca) so vollkommen in eine andere (Nicotiana pani- "culata)verwandelt und umgeschaffen, daß sie nicht "eine Spur von ihrer angestammten mütterlichen "Bildung übrig behalten hat, müßte doch die einge- "nommensten Verfechter der Evolutionstheorie von "ihrem Vorurtheil zurückbringen. Dieser vortrefliche "Beobachter hatte nämlich durch die künstliche Be- "fruchtung der ersten Gattung von Taback mit dem "Blumenstaube von der letztern, fruchtbaren Ba- "stardsaamen erhalten, und hatte dann die daraus "gezognen Pflanzen, (die in ihrer Bildung schon "das Mittel zwischen ihren beyden Stammältern "hielten), vom neuen und mit gleichem Erfolg mit "Blumenstaube von der paniculata befruchtet. Da "dies wiederum fruchtbaren Saamen, und dieser "wiederum Pflanzen gab, die von der mütterlichen "Gestaltung noch mehr abwichen, so hat er mit "diesen letztern den nämlichen Versuch noch einmal
"wieder-
verſchiedenen Reize, welche dazu beytragen, den Koͤrper zu veraͤndern, ſind in den naͤchſtfolgenden § §. angegeben.
§. 33. S. 73.
„Selbſt die Erſcheinungen bey Zeugung der Ba- „ſtarde widerſprechen allen Begriffen von Praͤexiſtenz „eines praͤformirten Keims ſo ſchlechterdings, daß „man kaum abſieht, wie bey einer reifen Erwaͤgung „der erſtern, die letztern noch ernſtliche Vertheidiger „haben finden koͤnnen. Mich duͤnkt, eine einzige Er- „fahrung wie die, da Herr Koͤlreuter durch wieder- „holte Erzeugung fruchtbarer Baſtardpflanzen, end- „lich die eine Gattung von Tabak (Nicotiana ruſti- „ca) ſo vollkommen in eine andere (Nicotiana pani- „culata)verwandelt und umgeſchaffen, daß ſie nicht „eine Spur von ihrer angeſtammten muͤtterlichen „Bildung uͤbrig behalten hat, muͤßte doch die einge- „nommenſten Verfechter der Evolutionstheorie von „ihrem Vorurtheil zuruͤckbringen. Dieſer vortrefliche „Beobachter hatte naͤmlich durch die kuͤnſtliche Be- „fruchtung der erſten Gattung von Taback mit dem „Blumenſtaube von der letztern, fruchtbaren Ba- „ſtardſaamen erhalten, und hatte dann die daraus „gezognen Pflanzen, (die in ihrer Bildung ſchon „das Mittel zwiſchen ihren beyden Stammaͤltern „hielten), vom neuen und mit gleichem Erfolg mit „Blumenſtaube von der paniculata befruchtet. Da „dies wiederum fruchtbaren Saamen, und dieſer „wiederum Pflanzen gab, die von der muͤtterlichen „Geſtaltung noch mehr abwichen, ſo hat er mit „dieſen letztern den naͤmlichen Verſuch noch einmal
„wieder-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0297"n="263"/>
verſchiedenen Reize, welche dazu beytragen, den<lb/>
Koͤrper zu veraͤndern, ſind in den naͤchſtfolgenden<lb/>
§ §. angegeben.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 33. S. 73.</head><lb/><p>„Selbſt die Erſcheinungen bey Zeugung der Ba-<lb/>„ſtarde widerſprechen allen Begriffen von Praͤexiſtenz<lb/>„eines praͤformirten Keims ſo ſchlechterdings, daß<lb/>„man kaum abſieht, wie bey einer reifen Erwaͤgung<lb/>„der erſtern, die letztern noch ernſtliche Vertheidiger<lb/>„haben finden koͤnnen. Mich duͤnkt, eine einzige Er-<lb/>„fahrung wie die, da Herr Koͤlreuter durch wieder-<lb/>„holte Erzeugung fruchtbarer Baſtardpflanzen, end-<lb/>„lich die eine Gattung von Tabak (<hirendition="#aq"><hirendition="#i">Nicotiana ruſti-</hi></hi><lb/>„<hirendition="#aq"><hirendition="#i">ca</hi></hi>) ſo vollkommen in eine andere (<hirendition="#aq"><hirendition="#i">Nicotiana pani-</hi></hi><lb/>„<hirendition="#aq"><hirendition="#i">culata</hi></hi>)verwandelt und umgeſchaffen, daß ſie nicht<lb/>„eine Spur von ihrer angeſtammten muͤtterlichen<lb/>„Bildung uͤbrig behalten hat, muͤßte doch die einge-<lb/>„nommenſten Verfechter der Evolutionstheorie von<lb/>„ihrem Vorurtheil zuruͤckbringen. Dieſer vortrefliche<lb/>„Beobachter hatte naͤmlich durch die kuͤnſtliche Be-<lb/>„fruchtung der erſten Gattung von Taback mit dem<lb/>„Blumenſtaube von der letztern, fruchtbaren Ba-<lb/>„ſtardſaamen erhalten, und hatte dann die daraus<lb/>„gezognen Pflanzen, (die in ihrer Bildung ſchon<lb/>„das Mittel zwiſchen ihren beyden Stammaͤltern<lb/>„hielten), vom neuen und mit gleichem Erfolg mit<lb/>„Blumenſtaube von der <hirendition="#aq"><hirendition="#i">paniculata</hi></hi> befruchtet. Da<lb/>„dies wiederum fruchtbaren Saamen, und dieſer<lb/>„wiederum Pflanzen gab, die von der muͤtterlichen<lb/>„Geſtaltung noch mehr abwichen, ſo hat er mit<lb/>„dieſen letztern den naͤmlichen Verſuch noch einmal<lb/><fwplace="bottom"type="catch">„wieder-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[263/0297]
verſchiedenen Reize, welche dazu beytragen, den
Koͤrper zu veraͤndern, ſind in den naͤchſtfolgenden
§ §. angegeben.
§. 33. S. 73.
„Selbſt die Erſcheinungen bey Zeugung der Ba-
„ſtarde widerſprechen allen Begriffen von Praͤexiſtenz
„eines praͤformirten Keims ſo ſchlechterdings, daß
„man kaum abſieht, wie bey einer reifen Erwaͤgung
„der erſtern, die letztern noch ernſtliche Vertheidiger
„haben finden koͤnnen. Mich duͤnkt, eine einzige Er-
„fahrung wie die, da Herr Koͤlreuter durch wieder-
„holte Erzeugung fruchtbarer Baſtardpflanzen, end-
„lich die eine Gattung von Tabak (Nicotiana ruſti-
„ca) ſo vollkommen in eine andere (Nicotiana pani-
„culata)verwandelt und umgeſchaffen, daß ſie nicht
„eine Spur von ihrer angeſtammten muͤtterlichen
„Bildung uͤbrig behalten hat, muͤßte doch die einge-
„nommenſten Verfechter der Evolutionstheorie von
„ihrem Vorurtheil zuruͤckbringen. Dieſer vortrefliche
„Beobachter hatte naͤmlich durch die kuͤnſtliche Be-
„fruchtung der erſten Gattung von Taback mit dem
„Blumenſtaube von der letztern, fruchtbaren Ba-
„ſtardſaamen erhalten, und hatte dann die daraus
„gezognen Pflanzen, (die in ihrer Bildung ſchon
„das Mittel zwiſchen ihren beyden Stammaͤltern
„hielten), vom neuen und mit gleichem Erfolg mit
„Blumenſtaube von der paniculata befruchtet. Da
„dies wiederum fruchtbaren Saamen, und dieſer
„wiederum Pflanzen gab, die von der muͤtterlichen
„Geſtaltung noch mehr abwichen, ſo hat er mit
„dieſen letztern den naͤmlichen Verſuch noch einmal
„wieder-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
"Über die natürlichen Verschiedenheiten im Mensch… [mehr]
"Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte" ist die überarbeitete Fassung von Blumenbachs Dissertationsschrift "De generis humani varietate nativa" (1. Aufl. 1775 bei Friedrich Andreas Rosenbusch in Göttingen). Die Dissertation erschien in lateinischer Sprache; für das DTA wurde Johann Gottfried Grubers Übersetzung der dritten Auflage von Blumenbachs Dissertation (1795 bei Vandenhoek & Ruprecht) digitalisiert, die 1798 in Leipzig bei Breitkopf & Härtel erschien. Erstmals lag hiermit Blumenbachs Werk "De generis humani varietate nativa" in deutscher Sprache vor.
Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht_1798/297>, abgerufen am 22.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.