souvenir d'un gentilhomme russe qui sait si bien concilier l'illustration du savant avec les qualites qui distinguent le grand-seigneur.
Agreez p. p. von Bismarck.
V.
Neuling in dem Klima von Petersburg, ging ich im Juni 1859 nach anhaltendem Reiten in einer überheizten Reitbahn ohne Pelz nach Hause, hielt mich auch noch unterwegs auf, um exercirenden Rekruten zuzusehn. Am folgenden Tage hatte ich Rheumatismus in allen Gliedern, mit dem ich längere Zeit zu kämpfen hatte. Als die Zeit herankam abzureisen, um meine Frau nach Peters¬ burg zu holen, war ich übrigens wieder hergestellt, nur daß sich in dem linken Beine, das ich auf dem Jagdausflug nach Schweden im Jahre 1857 durch einen Sturz vom Felsen beschädigt hatte1), und das infolge unvorsichtiger Behandlung der locus minoris resistentiae geworden war, ein geringfügiger Schmerz fühlbar machte. Der durch die frühere Großherzogin von Baden mir bei der Abreise empfohlne Dr. Walz erbot sich, mir ein Mittel dagegen zu verschreiben, und begegnete meiner Erklärung, ich fühle kein Bedürfniß etwas anzuwenden, da der Schmerz gering sei, mit der Versicherung, die Sache könne auf der Reise schlimmer werden und es sei rathsam, vorzubeugen. Das Mittel sei ein ganz leichtes; er werde mir ein Pflaster in die Kniekehle legen, welches in keiner Weise belästige, nach einigen Tagen von selbst abfallen und nur eine Röthe hinterlassen werde. Mit der Vorgeschichte dieses aus Heidelberg stammenden Arztes noch unbekannt, gab ich leider seinem Zureden nach. Vier Stunden, nachdem ich das Pflaster aufgelegt und fest geschlafen hatte, wachte ich über heftige Schmerzen auf, riß das Pflaster ab, ohne seine Bestandtheile von der schon wund gefressenen
1) S. o. S. 195.
Zehntes Kapitel: Petersburg.
souvenir d'un gentilhomme russe qui sait si bien concilier l'illustration du savant avec les qualités qui distinguent le grand-seigneur.
Agréez p. p. von Bismarck.
V.
Neuling in dem Klima von Petersburg, ging ich im Juni 1859 nach anhaltendem Reiten in einer überheizten Reitbahn ohne Pelz nach Hauſe, hielt mich auch noch unterwegs auf, um exercirenden Rekruten zuzuſehn. Am folgenden Tage hatte ich Rheumatismus in allen Gliedern, mit dem ich längere Zeit zu kämpfen hatte. Als die Zeit herankam abzureiſen, um meine Frau nach Peters¬ burg zu holen, war ich übrigens wieder hergeſtellt, nur daß ſich in dem linken Beine, das ich auf dem Jagdausflug nach Schweden im Jahre 1857 durch einen Sturz vom Felſen beſchädigt hatte1), und das infolge unvorſichtiger Behandlung der locus minoris resistentiae geworden war, ein geringfügiger Schmerz fühlbar machte. Der durch die frühere Großherzogin von Baden mir bei der Abreiſe empfohlne Dr. Walz erbot ſich, mir ein Mittel dagegen zu verſchreiben, und begegnete meiner Erklärung, ich fühle kein Bedürfniß etwas anzuwenden, da der Schmerz gering ſei, mit der Verſicherung, die Sache könne auf der Reiſe ſchlimmer werden und es ſei rathſam, vorzubeugen. Das Mittel ſei ein ganz leichtes; er werde mir ein Pflaſter in die Kniekehle legen, welches in keiner Weiſe beläſtige, nach einigen Tagen von ſelbſt abfallen und nur eine Röthe hinterlaſſen werde. Mit der Vorgeſchichte dieſes aus Heidelberg ſtammenden Arztes noch unbekannt, gab ich leider ſeinem Zureden nach. Vier Stunden, nachdem ich das Pflaſter aufgelegt und feſt geſchlafen hatte, wachte ich über heftige Schmerzen auf, riß das Pflaſter ab, ohne ſeine Beſtandtheile von der ſchon wund gefreſſenen
1) S. o. S. 195.
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Zehntes Kapitel: Petersburg.
souvenir d'un gentilhomme russe qui sait si bien concilier
l'illustration du savant avec les qualités qui distinguent le
grand-seigneur.
Agréez p. p.
von Bismarck.
V.
Neuling in dem Klima von Petersburg, ging ich im Juni 1859
nach anhaltendem Reiten in einer überheizten Reitbahn ohne Pelz
nach Hauſe, hielt mich auch noch unterwegs auf, um exercirenden
Rekruten zuzuſehn. Am folgenden Tage hatte ich Rheumatismus
in allen Gliedern, mit dem ich längere Zeit zu kämpfen hatte.
Als die Zeit herankam abzureiſen, um meine Frau nach Peters¬
burg zu holen, war ich übrigens wieder hergeſtellt, nur daß
ſich in dem linken Beine, das ich auf dem Jagdausflug nach
Schweden im Jahre 1857 durch einen Sturz vom Felſen beſchädigt
hatte 1), und das infolge unvorſichtiger Behandlung der locus
minoris resistentiae geworden war, ein geringfügiger Schmerz
fühlbar machte. Der durch die frühere Großherzogin von Baden
mir bei der Abreiſe empfohlne Dr. Walz erbot ſich, mir ein Mittel
dagegen zu verſchreiben, und begegnete meiner Erklärung, ich fühle
kein Bedürfniß etwas anzuwenden, da der Schmerz gering ſei, mit
der Verſicherung, die Sache könne auf der Reiſe ſchlimmer werden
und es ſei rathſam, vorzubeugen. Das Mittel ſei ein ganz leichtes;
er werde mir ein Pflaſter in die Kniekehle legen, welches in keiner
Weiſe beläſtige, nach einigen Tagen von ſelbſt abfallen und nur
eine Röthe hinterlaſſen werde. Mit der Vorgeſchichte dieſes aus
Heidelberg ſtammenden Arztes noch unbekannt, gab ich leider ſeinem
Zureden nach. Vier Stunden, nachdem ich das Pflaſter aufgelegt und
feſt geſchlafen hatte, wachte ich über heftige Schmerzen auf, riß das
Pflaſter ab, ohne ſeine Beſtandtheile von der ſchon wund gefreſſenen
1)
S. o. S. 195.
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Bismarck, Otto von: Gedanken und Erinnerungen. Bd. 1. Stuttgart, 1898, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bismarck_erinnerungen01_1898/261>, abgerufen am 20.11.2024.
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