Birken, Sigmund von: Die Fried-erfreuete Teutonje. Nürnberg, 1652.Dieses ware die trefflichste Gemahlin deß grossen Adler- 45. Die Trostreden der meisten zileten dahin/ die Ver- mit
Dieſes ware die trefflichſte Gemahlin deß groſſen Adler- 45. Die Troſtreden der meiſten zileten dahin/ die Ver- mit
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0084" n="34"/> Dieſes ware die trefflichſte <hi rendition="#fr">Gemahlin</hi> deß groſſen <hi rendition="#fr">Adler-<lb/> prinzen</hi>/ deren früzeitiges Entwerden nur vil zu zeitlich in<lb/> der <hi rendition="#fr">Norisburg</hi> lautmaͤhrig wurde/ und Leiber und Hertzen<lb/> in Trauren verhůllete. Die Prinzeſſin <hi rendition="#fr">Teutonie</hi>/ deren der<lb/> ploͤtzliche Verluſt dieſer jhrer wehrteſten Tochter zum<lb/> ſchmertzlichſten fiele/ legete ſelber jhren Schmuck ab/ und be-<lb/> zeugete ſowol mit jhres Kleides ſchwaͤrtze/ als mit Blaͤſſe deß<lb/> Angeſichtes/ jhren innerſten Kummer. Und in dem ſie ihr<lb/> vorbildete/ was maſſen dieſer Ausbund/ gleich wie an Hoheit/<lb/> alſo auch an uͤbertrefflicher Tugend und Schoͤnheit/ ohne<lb/> Gleichheit gelebet/ und in warheit ein Auszug aller der Na-<lb/> tur Vollkommenheiten/ auch inſonderheit eine treue Frie-<lb/> densbefoͤrderin geweſen/ wolte Sie ſich faſt uͤber dieſem To-<lb/> desfall nicht troͤſten laſſen; ob wol jhr zu dem Ende nicht we-<lb/> niger von den Fürſten/ und andern verſamleten Anweſenden/<lb/> als jhren Raͤhten/ zugeſprochen wurde.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head>45.</head><lb/> <p>Die Troſtreden der meiſten zileten dahin/ die Ver-<lb/> ſtoꝛbene hette zwar allein in dieſem jhren letzten Tuhn menſch-<lb/> lich gehandelt/ und waͤre in allem andern eine irdiſche Goͤttin<lb/> geweſen. Sie waͤre aber auch darzu geboren geweſen/ daß ſie<lb/> „einmal ſterben ſolte. <hi rendition="#fr">So himliſche Seelen würden der<lb/> „Erden nur geliehen. Man muͤſte in ſolchen Faͤllen der<lb/> „Gedult Opffer bringen/ und dem Himmel das ſeinige<lb/> „gerne wieder abfolgen laſſen. Alle Guͤter waͤren uns ja<lb/> „nur zum Genieß/ nicht zum Beſitz eingeraͤumet. Man<lb/> „erzoͤrnete die Goͤttliche Vorſehung mit uͤbermaͤſſigem<lb/> „Trauren/ welche wol weiß/ was ſie uns nehmen oder<lb/> laſſen ſoll.</hi> Dieſe Unvergleichlichkeit waͤre zwar geſtorben;<lb/> doch lebete ſie noch in dem Erben jhrer Vollkom̃enheiten/ den<lb/> uns jhr Tod geboren: dem würde der Him̃el jhre abgekuͤrzte<lb/> Jahre zulegen/ und in dem Sohne uns gewaͤren/ was er in<lb/> der Mutter verſprochen. Sonſten waͤre auch jhre Tugend<lb/> <fw place="bottom" type="catch">mit</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [34/0084]
Dieſes ware die trefflichſte Gemahlin deß groſſen Adler-
prinzen/ deren früzeitiges Entwerden nur vil zu zeitlich in
der Norisburg lautmaͤhrig wurde/ und Leiber und Hertzen
in Trauren verhůllete. Die Prinzeſſin Teutonie/ deren der
ploͤtzliche Verluſt dieſer jhrer wehrteſten Tochter zum
ſchmertzlichſten fiele/ legete ſelber jhren Schmuck ab/ und be-
zeugete ſowol mit jhres Kleides ſchwaͤrtze/ als mit Blaͤſſe deß
Angeſichtes/ jhren innerſten Kummer. Und in dem ſie ihr
vorbildete/ was maſſen dieſer Ausbund/ gleich wie an Hoheit/
alſo auch an uͤbertrefflicher Tugend und Schoͤnheit/ ohne
Gleichheit gelebet/ und in warheit ein Auszug aller der Na-
tur Vollkommenheiten/ auch inſonderheit eine treue Frie-
densbefoͤrderin geweſen/ wolte Sie ſich faſt uͤber dieſem To-
desfall nicht troͤſten laſſen; ob wol jhr zu dem Ende nicht we-
niger von den Fürſten/ und andern verſamleten Anweſenden/
als jhren Raͤhten/ zugeſprochen wurde.
45.
Die Troſtreden der meiſten zileten dahin/ die Ver-
ſtoꝛbene hette zwar allein in dieſem jhren letzten Tuhn menſch-
lich gehandelt/ und waͤre in allem andern eine irdiſche Goͤttin
geweſen. Sie waͤre aber auch darzu geboren geweſen/ daß ſie
„einmal ſterben ſolte. So himliſche Seelen würden der
„Erden nur geliehen. Man muͤſte in ſolchen Faͤllen der
„Gedult Opffer bringen/ und dem Himmel das ſeinige
„gerne wieder abfolgen laſſen. Alle Guͤter waͤren uns ja
„nur zum Genieß/ nicht zum Beſitz eingeraͤumet. Man
„erzoͤrnete die Goͤttliche Vorſehung mit uͤbermaͤſſigem
„Trauren/ welche wol weiß/ was ſie uns nehmen oder
laſſen ſoll. Dieſe Unvergleichlichkeit waͤre zwar geſtorben;
doch lebete ſie noch in dem Erben jhrer Vollkom̃enheiten/ den
uns jhr Tod geboren: dem würde der Him̃el jhre abgekuͤrzte
Jahre zulegen/ und in dem Sohne uns gewaͤren/ was er in
der Mutter verſprochen. Sonſten waͤre auch jhre Tugend
mit
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/birken_friedensvergleich_1652 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/birken_friedensvergleich_1652/84 |
Zitationshilfe: | Birken, Sigmund von: Die Fried-erfreuete Teutonje. Nürnberg, 1652, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/birken_friedensvergleich_1652/84>, abgerufen am 22.02.2025. |