Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Birken, Sigmund von: Die Fried-erfreuete Teutonje. Nürnberg, 1652.

Bild:
<< vorherige Seite
31.

Das heist ja schändlich und schädlich üm Ehre"
gefochten/ und wegen einer zeitlichen Schmach in die ewige"
gefallen. Gerne würden solche Zänker alsdann unter jeder-"
mans Füssen ligen/ und alle Schmach erdulden wollen/"
wann sie sich aus jhrer schröklichen Ewigkeit wider in die"
Zeit wünschen könden. Geschicht es/ daß der eine noch mit"
dem Leben darvon kommt/ so tödtet jhn doch täglich sein ver-"
wundtes Gewissen/ und muß er mit öffentlicher Schande"
Landflüchtig werden/ da er zuvor eine Privat-schmach nicht"
leiden wollen. Verlieret also die zween besten Schätze deß"
Lebens/ ohne welche dasselbe mehr todt als lebendig ist/ nem-"
lich ein gutes Gewissen und ein gutes Gerüchte. Nicht also"
einer der für Herd und Altar krieget. Ein solcher stirbt frö-"
lich in den Waffen/ und lebet ewig in dem Nachruhme/ weil"
die Lorbeerblätter nimmermehr mit zu Grabe gehen.

32.

Es ist zwar nit ohn/ sagete hierauf die Prinzessin/
daß die Majestäten und Staatshoheiten nit nur mit Ge-"
setzen gewaffnet/ sondern auch mit den Waffen geschützet
Vide pr-
prooem. Inst.
Iur. Instit.
& Constit.
de Iustin.
Cod con-
firm.

seyn müssen. Dieweil aber den Krieg gemeiniglich Gewalt
und Unbillichkeit begleiten/ geschicht es/ daß man vor dem
Klang der Waffen die Stimme der Gesetze nicht höret/ und
also allerhand Laster in eine verderbliche Gewonheit kom-
men. So wird auch durch Feuer und Schwerd das Land"
verwüstet und ausgewürget. Das Recht wird unrecht"
ausgewogen/ wann es in eisernen Waagschalen ligt.
Wie"
der Magnet das Eisen/ also ziehet das Kriegerische Eisen"
das Gold an sich/ und frisset alle Schätze des Landes in sei-"
nen unersätlichen Wanst. So ist es demnach besser/ dem Va-"
terlande zu Hause nutzen und rahten/ als draussen für dasselbe"
in Waffen sterben. Ich kan eure reden nit misbillichen/ sagte"
sie zu dem Eubulus; halte aber darfür/ eine Staat trage"
fürträglicher das güldene Kleid deß Friedens/ als das
"

eiserne
D 3
31.

Das heiſt ja ſchaͤndlich und ſchaͤdlich uͤm Ehre
gefochten/ und wegen einer zeitlichen Schmach in die ewige„
gefallen. Gerne wuͤrden ſolche Zaͤnker alsdann unter jeder-„
mans Fuͤſſen ligen/ und alle Schmach erdulden wollen/„
wann ſie ſich aus jhrer ſchroͤklichen Ewigkeit wider in die„
Zeit wuͤnſchen koͤnden. Geſchicht es/ daß der eine noch mit„
dem Leben darvon kommt/ ſo toͤdtet jhn doch taͤglich ſein ver-„
wundtes Gewiſſen/ und muß er mit oͤffentlicher Schande„
Landfluͤchtig werden/ da er zuvor eine Privat-ſchmach nicht„
leiden wollen. Verlieret alſo die zween beſten Schaͤtze deß„
Lebens/ ohne welche daſſelbe mehr todt als lebendig iſt/ nem-„
lich ein gutes Gewiſſen und ein gutes Geruͤchte. Nicht alſo„
einer der fuͤr Herd und Altar krieget. Ein ſolcher ſtirbt froͤ-„
lich in den Waffen/ und lebet ewig in dem Nachruhme/ weil„
die Lorbeerblaͤtter nimmermehr mit zu Grabe gehen.

32.

Es iſt zwar nit ohn/ ſagete hierauf die Prinzeſſin/
daß die Majeſtaͤten und Staatshoheiten nit nur mit Ge-„
ſetzen gewaffnet/ ſondern auch mit den Waffen geſchuͤtzet
Vide pr-
proœm. Inſt.
Iur. Inſtit.
& Conſtit.
de Iuſtin.
Cod con-
firm.

ſeyn muͤſſen. Dieweil aber den Krieg gemeiniglich Gewalt
und Unbillichkeit begleiten/ geſchicht es/ daß man vor dem
Klang der Waffen die Stimme der Geſetze nicht hoͤret/ und
alſo allerhand Laſter in eine verderbliche Gewonheit kom-
men. So wird auch durch Feuer und Schwerd das Land„
verwuͤſtet und ausgewuͤrget. Das Recht wird unrecht„
ausgewogen/ wann es in eiſernen Waagſchalen ligt.
Wie„
der Magnet das Eiſen/ alſo ziehet das Kriegeriſche Eiſen„
das Gold an ſich/ und friſſet alle Schaͤtze des Landes in ſei-„
nen unerſaͤtlichen Wanſt. So iſt es demnach beſſer/ dem Va-„
terlande zu Hauſe nutzen und rahten/ als drauſſen fuͤr daſſelbe„
in Waffen ſterben. Ich kan eure reden nit misbillichen/ ſagte„
ſie zu dem Eubulus; halte aber darfuͤr/ eine Staat trage„
fuͤrtraͤglicher das guͤldene Kleid deß Friedens/ als das

eiſerne
D 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0071" n="21"/>
        <div n="2">
          <head>31.</head><lb/>
          <p>Das hei&#x017F;t ja &#x017F;cha&#x0364;ndlich und &#x017F;cha&#x0364;dlich u&#x0364;m <hi rendition="#fr">Ehre</hi>&#x201E;<lb/>
gefochten/ und wegen einer zeitlichen Schmach in die ewige&#x201E;<lb/>
gefallen. Gerne wu&#x0364;rden &#x017F;olche Za&#x0364;nker alsdann unter jeder-&#x201E;<lb/>
mans Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en ligen/ und alle Schmach erdulden wollen/&#x201E;<lb/>
wann &#x017F;ie &#x017F;ich aus jhrer &#x017F;chro&#x0364;klichen Ewigkeit wider in die&#x201E;<lb/>
Zeit wu&#x0364;n&#x017F;chen ko&#x0364;nden. Ge&#x017F;chicht es/ daß der eine noch mit&#x201E;<lb/>
dem Leben darvon kommt/ &#x017F;o to&#x0364;dtet jhn doch ta&#x0364;glich &#x017F;ein ver-&#x201E;<lb/>
wundtes Gewi&#x017F;&#x017F;en/ und muß er mit o&#x0364;ffentlicher Schande&#x201E;<lb/>
Landflu&#x0364;chtig werden/ da er zuvor eine Privat-&#x017F;chmach nicht&#x201E;<lb/>
leiden wollen. Verlieret al&#x017F;o die zween be&#x017F;ten Scha&#x0364;tze deß&#x201E;<lb/>
Lebens/ ohne welche da&#x017F;&#x017F;elbe mehr todt als lebendig i&#x017F;t/ nem-&#x201E;<lb/>
lich ein gutes Gewi&#x017F;&#x017F;en und ein gutes Geru&#x0364;chte. Nicht al&#x017F;o&#x201E;<lb/>
einer der <choice><sic>für</sic><corr>fu&#x0364;r</corr></choice> Herd und Altar krieget. Ein &#x017F;olcher &#x017F;tirbt fro&#x0364;-&#x201E;<lb/>
lich in den Waffen/ und lebet ewig in dem Nachruhme/ weil&#x201E;<lb/>
die Lorbeerbla&#x0364;tter nimmermehr mit zu Grabe gehen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>32.</head><lb/>
          <p>Es i&#x017F;t zwar nit ohn/ &#x017F;agete hierauf die Prinze&#x017F;&#x017F;in/<lb/>
daß die <hi rendition="#fr">Maje&#x017F;ta&#x0364;ten und Staatshoheiten nit nur mit Ge-&#x201E;<lb/>
&#x017F;etzen gewaffnet/ &#x017F;ondern auch mit den Waffen ge&#x017F;chu&#x0364;tzet</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">V<hi rendition="#i">ide pr-<lb/>
pro&#x0153;m. In&#x017F;t.<lb/>
Iur. In&#x017F;tit.<lb/>
&amp; Con&#x017F;tit.<lb/>
de Iu&#x017F;tin.<lb/>
Cod con-<lb/>
firm.</hi></hi></note><lb/><hi rendition="#fr">&#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</hi> Dieweil aber den Krieg gemeiniglich Gewalt<lb/>
und Unbillichkeit begleiten/ ge&#x017F;chicht es/ daß man vor dem<lb/>
Klang der Waffen die Stimme der Ge&#x017F;etze nicht ho&#x0364;ret/ und<lb/>
al&#x017F;o allerhand La&#x017F;ter in eine verderbliche Gewonheit kom-<lb/>
men. So wird auch durch Feuer und Schwerd das Land&#x201E;<lb/>
verwu&#x0364;&#x017F;tet und ausgewu&#x0364;rget. <hi rendition="#fr">Das Recht wird unrecht&#x201E;<lb/>
ausgewogen/ wann es in ei&#x017F;ernen Waag&#x017F;chalen ligt.</hi> Wie&#x201E;<lb/>
der Magnet das Ei&#x017F;en/ al&#x017F;o ziehet das Kriegeri&#x017F;che Ei&#x017F;en&#x201E;<lb/>
das Gold an &#x017F;ich/ und fri&#x017F;&#x017F;et alle Scha&#x0364;tze des Landes in &#x017F;ei-&#x201E;<lb/>
nen uner&#x017F;a&#x0364;tlichen Wan&#x017F;t. So i&#x017F;t es demnach be&#x017F;&#x017F;er/ dem Va-&#x201E;<lb/>
terlande zu Hau&#x017F;e nutzen und rahten/ als drau&#x017F;&#x017F;en fu&#x0364;r da&#x017F;&#x017F;elbe&#x201E;<lb/>
in Waffen &#x017F;terben. Ich kan eure reden nit misbillichen/ &#x017F;agte&#x201E;<lb/>
&#x017F;ie zu dem <hi rendition="#fr">Eubulus;</hi> halte aber darfu&#x0364;r/ eine <hi rendition="#fr">Staat trage&#x201E;<lb/><choice><sic>fürtra&#x0364;glicher</sic><corr>fu&#x0364;rtra&#x0364;glicher</corr></choice> das gu&#x0364;ldene Kleid deß Friedens/ als das</hi>&#x201E;<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">D</hi> 3</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">ei&#x017F;erne</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[21/0071] 31. Das heiſt ja ſchaͤndlich und ſchaͤdlich uͤm Ehre„ gefochten/ und wegen einer zeitlichen Schmach in die ewige„ gefallen. Gerne wuͤrden ſolche Zaͤnker alsdann unter jeder-„ mans Fuͤſſen ligen/ und alle Schmach erdulden wollen/„ wann ſie ſich aus jhrer ſchroͤklichen Ewigkeit wider in die„ Zeit wuͤnſchen koͤnden. Geſchicht es/ daß der eine noch mit„ dem Leben darvon kommt/ ſo toͤdtet jhn doch taͤglich ſein ver-„ wundtes Gewiſſen/ und muß er mit oͤffentlicher Schande„ Landfluͤchtig werden/ da er zuvor eine Privat-ſchmach nicht„ leiden wollen. Verlieret alſo die zween beſten Schaͤtze deß„ Lebens/ ohne welche daſſelbe mehr todt als lebendig iſt/ nem-„ lich ein gutes Gewiſſen und ein gutes Geruͤchte. Nicht alſo„ einer der fuͤr Herd und Altar krieget. Ein ſolcher ſtirbt froͤ-„ lich in den Waffen/ und lebet ewig in dem Nachruhme/ weil„ die Lorbeerblaͤtter nimmermehr mit zu Grabe gehen. 32. Es iſt zwar nit ohn/ ſagete hierauf die Prinzeſſin/ daß die Majeſtaͤten und Staatshoheiten nit nur mit Ge-„ ſetzen gewaffnet/ ſondern auch mit den Waffen geſchuͤtzet ſeyn muͤſſen. Dieweil aber den Krieg gemeiniglich Gewalt und Unbillichkeit begleiten/ geſchicht es/ daß man vor dem Klang der Waffen die Stimme der Geſetze nicht hoͤret/ und alſo allerhand Laſter in eine verderbliche Gewonheit kom- men. So wird auch durch Feuer und Schwerd das Land„ verwuͤſtet und ausgewuͤrget. Das Recht wird unrecht„ ausgewogen/ wann es in eiſernen Waagſchalen ligt. Wie„ der Magnet das Eiſen/ alſo ziehet das Kriegeriſche Eiſen„ das Gold an ſich/ und friſſet alle Schaͤtze des Landes in ſei-„ nen unerſaͤtlichen Wanſt. So iſt es demnach beſſer/ dem Va-„ terlande zu Hauſe nutzen und rahten/ als drauſſen fuͤr daſſelbe„ in Waffen ſterben. Ich kan eure reden nit misbillichen/ ſagte„ ſie zu dem Eubulus; halte aber darfuͤr/ eine Staat trage„ fuͤrtraͤglicher das guͤldene Kleid deß Friedens/ als das„ eiſerne Vide pr- proœm. Inſt. Iur. Inſtit. & Conſtit. de Iuſtin. Cod con- firm. D 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/birken_friedensvergleich_1652
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/birken_friedensvergleich_1652/71
Zitationshilfe: Birken, Sigmund von: Die Fried-erfreuete Teutonje. Nürnberg, 1652, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/birken_friedensvergleich_1652/71>, abgerufen am 03.12.2024.