haltend, von der Mittagslinie, wie es das Azimuth entweder gegen Mor- gen oder Abend zu erfordert, gegen eine dergleichen Gegend um so viel Gra- de abgehen, so wird man durch die zwey Absehen den verlangten Stern gar leicht sehen.
Um die Planeten in dem Himmel zu finden, muß man aus den Ephe- meriden an dem vorgegebenen Tage des lauffenden Jahrs, so wol deren Länge als Breite nehmen, aus diesen aber nach der VIII. Aufgabe des drit- ten Capitels, auf dem Astrolabio des Gemmä Frisii die Ascensionem re- ctam und die Declination determiniren, so wird man alsdann mit Beyhül- fe solcher auf dem Netz, wie bey den Fixsternen, den eigentlichen Ort ei- nes jeden Planeten bey einem Punct vorstellen können, bey welchem man endlich die Operationen, wie oben, vornehmen mag, dabey dann solcher Stern auch richtig zu erkennen seyn wird.
Will man die Fixsterne, die in und an dem Zodiaco stehen, auch son- sten in dem Himmel kennen lernen, suchet man in den Cphemeriden nach, an welchem Tag und zu welcher Stunde der Mond, als der bekannteste un- ter allen Planeten, zu einem dergleichen Fixstern, dessen Länge und Breite zum voraus bekannt zu seyn supponiret wird, bey einer solchen zimlich ge- nauen Länge und Breite gelanget, so wird man alsdann bey einer so nahen Gegend gar leicht den verlangten Stern zu finden wissen.
Das siebende Capitel.
Von den Planisphäriis oder Planiglobiis.
Man findet auch einige astronomische Instrumente, in welchen die Himmelskugeln noch nach einer andern Methode, dann oben bey den universalen Astrolabien gelehret worden, nemlich auf dem Pla- no des Aequators, oder auch eines von seinen Parallelen, als dem gehöri- gen Fundamentalzirkel, kunstmäßig projiciret werden, die man sonsten ei- gentlich die Planisphäria oder Planiglobia nennet, indeme solche auch an statt eines Globi dienen. Um dergleichen Instrumenten richtig vorzustel- len, haben ehedessen zween berühmte Mathematiker in Straßburg, Jacob Bartsch und Isaac Habrecht, das Ihrige rühmlich beygetragen, gleich- wie jener in dem Tractat de usu Planisphaerii stellati, dieser aber in seinem Werke de Planiglobio coelesti & terrestri, welches der berühmte Professor Mathematum in Altorf, Herr I C. Sturm, aus dem Lateinischen in das Teutsche übersetzet, und nicht so wol vermehrt als verbessert, Anno 1666.
haltend, von der Mittagslinie, wie es das Azimuth entweder gegen Mor- gen oder Abend zu erfordert, gegen eine dergleichen Gegend um ſo viel Gra- de abgehen, ſo wird man durch die zwey Abſehen den verlangten Stern gar leicht ſehen.
Um die Planeten in dem Himmel zu finden, muß man aus den Ephe- meriden an dem vorgegebenen Tage des lauffenden Jahrs, ſo wol deren Länge als Breite nehmen, aus dieſen aber nach der VIII. Aufgabe des drit- ten Capitels, auf dem Aſtrolabio des Gemmä Friſii die Aſcenſionem re- ctam und die Declination determiniren, ſo wird man alsdann mit Beyhül- fe ſolcher auf dem Netz, wie bey den Fixſternen, den eigentlichen Ort ei- nes jeden Planeten bey einem Punct vorſtellen können, bey welchem man endlich die Operationen, wie oben, vornehmen mag, dabey dann ſolcher Stern auch richtig zu erkennen ſeyn wird.
Will man die Fixſterne, die in und an dem Zodiaco ſtehen, auch ſon- ſten in dem Himmel kennen lernen, ſuchet man in den Cphemeriden nach, an welchem Tag und zu welcher Stunde der Mond, als der bekannteſte un- ter allen Planeten, zu einem dergleichen Fixſtern, deſſen Länge und Breite zum voraus bekannt zu ſeyn ſupponiret wird, bey einer ſolchen zimlich ge- nauen Länge und Breite gelanget, ſo wird man alsdann bey einer ſo nahen Gegend gar leicht den verlangten Stern zu finden wiſſen.
Das ſiebende Capitel.
Von den Planiſphäriis oder Planiglobiis.
Man findet auch einige aſtronomiſche Inſtrumente, in welchen die Himmelskugeln noch nach einer andern Methode, dann oben bey den univerſalen Aſtrolabien gelehret worden, nemlich auf dem Pla- no des Aequators, oder auch eines von ſeinen Parallelen, als dem gehöri- gen Fundamentalzirkel, kunſtmäßig projiciret werden, die man ſonſten ei- gentlich die Planiſphäria oder Planiglobia nennet, indeme ſolche auch an ſtatt eines Globi dienen. Um dergleichen Inſtrumenten richtig vorzuſtel- len, haben ehedeſſen zween berühmte Mathematiker in Straßburg, Jacob Bartſch und Iſaac Habrecht, das Ihrige rühmlich beygetragen, gleich- wie jener in dem Tractat de uſu Planiſphærii ſtellati, dieſer aber in ſeinem Werke de Planiglobio cœleſti & terreſtri, welches der berühmte Profeſſor Mathematum in Altorf, Herr I C. Sturm, aus dem Lateiniſchen in das Teutſche überſetzet, und nicht ſo wol vermehrt als verbeſſert, Anno 1666.
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haltend, von der Mittagslinie, wie es das Azimuth entweder gegen Mor-
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leicht ſehen.
Um die Planeten in dem Himmel zu finden, muß man aus den Ephe-
meriden an dem vorgegebenen Tage des lauffenden Jahrs, ſo wol deren
Länge als Breite nehmen, aus dieſen aber nach der VIII. Aufgabe des drit-
ten Capitels, auf dem Aſtrolabio des Gemmä Friſii die Aſcenſionem re-
ctam und die Declination determiniren, ſo wird man alsdann mit Beyhül-
fe ſolcher auf dem Netz, wie bey den Fixſternen, den eigentlichen Ort ei-
nes jeden Planeten bey einem Punct vorſtellen können, bey welchem man
endlich die Operationen, wie oben, vornehmen mag, dabey dann ſolcher
Stern auch richtig zu erkennen ſeyn wird.
Will man die Fixſterne, die in und an dem Zodiaco ſtehen, auch ſon-
ſten in dem Himmel kennen lernen, ſuchet man in den Cphemeriden nach,
an welchem Tag und zu welcher Stunde der Mond, als der bekannteſte un-
ter allen Planeten, zu einem dergleichen Fixſtern, deſſen Länge und Breite
zum voraus bekannt zu ſeyn ſupponiret wird, bey einer ſolchen zimlich ge-
nauen Länge und Breite gelanget, ſo wird man alsdann bey einer ſo nahen
Gegend gar leicht den verlangten Stern zu finden wiſſen.
Das ſiebende Capitel.
Von den Planiſphäriis oder Planiglobiis.
Man findet auch einige aſtronomiſche Inſtrumente, in welchen die
Himmelskugeln noch nach einer andern Methode, dann oben bey
den univerſalen Aſtrolabien gelehret worden, nemlich auf dem Pla-
no des Aequators, oder auch eines von ſeinen Parallelen, als dem gehöri-
gen Fundamentalzirkel, kunſtmäßig projiciret werden, die man ſonſten ei-
gentlich die Planiſphäria oder Planiglobia nennet, indeme ſolche auch an
ſtatt eines Globi dienen. Um dergleichen Inſtrumenten richtig vorzuſtel-
len, haben ehedeſſen zween berühmte Mathematiker in Straßburg, Jacob
Bartſch und Iſaac Habrecht, das Ihrige rühmlich beygetragen, gleich-
wie jener in dem Tractat de uſu Planiſphærii ſtellati, dieſer aber in ſeinem
Werke de Planiglobio cœleſti & terreſtri, welches der berühmte Profeſſor
Mathematum in Altorf, Herr I C. Sturm, aus dem Lateiniſchen in das
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Bion, Nicolas: Dritte Eröfnung der neuen mathematischen Werkschule (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 3. Nürnberg, 1765, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule03_1765/89>, abgerufen am 22.07.2024.
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