Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bion, Nicolas: Dritte Eröfnung der neuen mathematischen Werkschule (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 3. Nürnberg, 1765.

Bild:
<< vorherige Seite

nennet, dergleichen man sonsten nirgend finden wird. Die Structur die-
ser beyden Instrumenten hat mir vor kurzen ein sonderbarer Liebhaber der
Astronomie, und sehr werther Freund, Herr J. S. S. der selbige, als er
sich Anno 1707. in Coppenhagen befunden, abgezeichnet, communici-
ket, die ich nun auch in einem Abrisse curieusen Liebhabern mitzuthei-
len, und was so woi ihre Zubereitung als den Gebrauch anlanget, zu be-
schreiben bey gegenwärtiger Gelegenheit nicht unterlassen kann.

Von der Zubereitung des unidersalen
Instruments.

Das Hauptstück dieses Instruments bestehet in einem starken und breiten
Zirkel von Metall, der im Durchmesser 5. und mehr Schuh groß ist,
und auf vier eisernen Füssen ruhet, von denen zween als O S, Q V nse-
drig, und nur 3. Schuh hoch sind, die andere zween aber, P T und R X
um so viel höher dann die vorhergehende werden, je grösser die Erhöhung
des Aequators an diesem oder jenem Orte sich ereignet, dann der Zirkel je-
derzeit also stehen muß, daß er mit der Fläche des Aequators vollkommen
übereintreffe. Zu dieser Accuratesse muß absonderlich contribuiren, so man
unten an die Füsse, wie in dem vorhergehenden Capitel bey dem Hevelia-
nischen Quadranten gelehret worden, lange Stellschrauben richtet, und an-
beyidie durch den Mittelpunct C des Zirkels auf die Regel A B laufende Li-
nie in das Planum des Meridians stellet. Aus erstbesagten Mittelpuncte
gehet etliche Schuh hoch eine dicke Axe senkrecht heraus, die unten in dem
Mittelpuncte um sich beweglich ist, oben aber in eine grosse Gabel sich en-
diget, diese Axe wird auf dem Zirkel beständig in einem perpendikularen
Stande erhalten, indeme man solche bey E durch ein Stuck, das in der
Mitte ein rundes Loch, so dick die Axe ist, hat, und auf vier krummen ei-
sernen Stangen ruhet, gehen lässet, zu äusserst der erstbemeldeten Gabel
ist eine andere Axe in den Auskerbungen bey F und G beweglich, und mit
der andern jederzeit perpendikular, mitten an dieser wird bey M ein kleiner
Canal von Eisen recht perpendikular angerichtet, in welchem ein astronomi-
sches Sehrohr K L, das inwendig mit Fäden creutzweis versehen, also be-
vestiget ist, daß, so der Zirkel zuvor auf den Aequator zu, accurat gerich-
tet wird, und dann das Sehrohr mit jenen purallel laufet, die Durch-
schnitte der Creutzfäden durch das Sehrohr ebenfalls auf den Aequator ganz
accurat treffen, hingegen aber zu Ende dieser Axe so wol bey F als G ein
langer Zeiger angeordnet, deren jeder auf einem halben Zirkel, und zwar,
so das Sehrohr auf den Aequator zu, accurat gewendet ist, den Anfang
der Eintheilung in der Mitte des Instruments bey I und H auf beyden

nennet, dergleichen man ſonſten nirgend finden wird. Die Structur die-
ſer beyden Inſtrumenten hat mir vor kurzen ein ſonderbarer Liebhaber der
Aſtronomie, und ſehr werther Freund, Herr J. S. S. der ſelbige, als er
ſich Anno 1707. in Coppenhagen befunden, abgezeichnet, communici-
ket, die ich nun auch in einem Abriſſe curieuſen Liebhabern mitzuthei-
len, und was ſo woi ihre Zubereitung als den Gebrauch anlanget, zu be-
ſchreiben bey gegenwärtiger Gelegenheit nicht unterlaſſen kann.

Von der Zubereitung des uniderſalen
Inſtruments.

Das Hauptſtück dieſes Inſtruments beſtehet in einem ſtarken und breiten
Zirkel von Metall, der im Durchmeſſer 5. und mehr Schuh groß iſt,
und auf vier eiſernen Füſſen ruhet, von denen zween als O S, Q V nſe-
drig, und nur 3. Schuh hoch ſind, die andere zween aber, P T und R X
um ſo viel höher dann die vorhergehende werden, je gröſſer die Erhöhung
des Aequators an dieſem oder jenem Orte ſich ereignet, dann der Zirkel je-
derzeit alſo ſtehen muß, daß er mit der Fläche des Aequators vollkommen
übereintreffe. Zu dieſer Accurateſſe muß abſonderlich contribuiren, ſo man
unten an die Füſſe, wie in dem vorhergehenden Capitel bey dem Hevelia-
niſchen Quadranten gelehret worden, lange Stellſchrauben richtet, und an-
beyidie durch den Mittelpunct C des Zirkels auf die Regel A B laufende Li-
nie in das Planum des Meridians ſtellet. Aus erſtbeſagten Mittelpuncte
gehet etliche Schuh hoch eine dicke Axe ſenkrecht heraus, die unten in dem
Mittelpuncte um ſich beweglich iſt, oben aber in eine groſſe Gabel ſich en-
diget, dieſe Axe wird auf dem Zirkel beſtändig in einem perpendikularen
Stande erhalten, indeme man ſolche bey E durch ein Stuck, das in der
Mitte ein rundes Loch, ſo dick die Axe iſt, hat, und auf vier krummen ei-
ſernen Stangen ruhet, gehen läſſet, zu äuſſerſt der erſtbemeldeten Gabel
iſt eine andere Axe in den Auskerbungen bey F und G beweglich, und mit
der andern jederzeit perpendikular, mitten an dieſer wird bey M ein kleiner
Canal von Eiſen recht perpendikular angerichtet, in welchem ein aſtronomi-
ſches Sehrohr K L, das inwendig mit Fäden creutzweis verſehen, alſo be-
veſtiget iſt, daß, ſo der Zirkel zuvor auf den Aequator zu, accurat gerich-
tet wird, und dann das Sehrohr mit jenen purallel laufet, die Durch-
ſchnitte der Creutzfäden durch das Sehrohr ebenfalls auf den Aequator ganz
accurat treffen, hingegen aber zu Ende dieſer Axe ſo wol bey F als G ein
langer Zeiger angeordnet, deren jeder auf einem halben Zirkel, und zwar,
ſo das Sehrohr auf den Aequator zu, accurat gewendet iſt, den Anfang
der Eintheilung in der Mitte des Inſtruments bey I und H auf beyden

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0182" n="170"/>
nennet, dergleichen man &#x017F;on&#x017F;ten nirgend finden wird. Die Structur die-<lb/>
&#x017F;er beyden In&#x017F;trumenten hat mir vor kurzen ein &#x017F;onderbarer Liebhaber der<lb/>
A&#x017F;tronomie, und &#x017F;ehr werther Freund, Herr J. S. S. der &#x017F;elbige, als er<lb/>
&#x017F;ich Anno 1707. in Coppenhagen befunden, abgezeichnet, communici-<lb/>
ket, die ich nun auch in einem Abri&#x017F;&#x017F;e curieu&#x017F;en Liebhabern mitzuthei-<lb/>
len, und was &#x017F;o woi ihre Zubereitung als den Gebrauch anlanget, zu be-<lb/>
&#x017F;chreiben bey gegenwärtiger Gelegenheit nicht unterla&#x017F;&#x017F;en kann. </p>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Von der Zubereitung des unider&#x017F;alen<lb/>
In&#x017F;truments.</head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">D</hi>as Haupt&#x017F;tück die&#x017F;es In&#x017F;truments be&#x017F;tehet in einem &#x017F;tarken und breiten<lb/>
Zirkel von Metall, der im Durchme&#x017F;&#x017F;er 5. und mehr Schuh groß i&#x017F;t,<lb/>
und auf vier ei&#x017F;ernen Fü&#x017F;&#x017F;en ruhet, von denen zween als O S, Q V n&#x017F;e-<lb/>
drig, und nur 3. Schuh hoch &#x017F;ind, die andere zween aber, P T und R X<lb/>
um &#x017F;o viel höher dann die vorhergehende werden, je grö&#x017F;&#x017F;er die Erhöhung<lb/>
des Aequators an die&#x017F;em oder jenem Orte &#x017F;ich ereignet, dann der Zirkel je-<lb/>
derzeit al&#x017F;o &#x017F;tehen muß, daß er mit der Fläche des Aequators vollkommen<lb/>
übereintreffe. Zu die&#x017F;er Accurate&#x017F;&#x017F;e muß ab&#x017F;onderlich contribuiren, &#x017F;o man<lb/>
unten an die Fü&#x017F;&#x017F;e, wie in dem vorhergehenden Capitel bey dem Hevelia-<lb/>
ni&#x017F;chen Quadranten gelehret worden, lange Stell&#x017F;chrauben richtet, und an-<lb/>
beyidie durch den Mittelpunct C des Zirkels auf die Regel A B laufende Li-<lb/>
nie in das Planum des Meridians &#x017F;tellet. Aus er&#x017F;tbe&#x017F;agten Mittelpuncte<lb/>
gehet etliche Schuh hoch eine dicke Axe &#x017F;enkrecht heraus, die unten in dem<lb/>
Mittelpuncte um &#x017F;ich beweglich i&#x017F;t, oben aber in eine gro&#x017F;&#x017F;e Gabel &#x017F;ich en-<lb/>
diget, die&#x017F;e Axe wird auf dem Zirkel be&#x017F;tändig in einem perpendikularen<lb/>
Stande erhalten, indeme man &#x017F;olche bey E durch ein Stuck, das in der<lb/>
Mitte ein rundes Loch, &#x017F;o dick die Axe i&#x017F;t, hat, und auf vier krummen ei-<lb/>
&#x017F;ernen Stangen ruhet, gehen lä&#x017F;&#x017F;et, zu äu&#x017F;&#x017F;er&#x017F;t der er&#x017F;tbemeldeten Gabel<lb/>
i&#x017F;t eine andere Axe in den Auskerbungen bey F und G beweglich, und mit<lb/>
der andern jederzeit perpendikular, mitten an die&#x017F;er wird bey M ein kleiner<lb/>
Canal von Ei&#x017F;en recht perpendikular angerichtet, in welchem ein a&#x017F;tronomi-<lb/>
&#x017F;ches Sehrohr K L, das inwendig mit Fäden creutzweis ver&#x017F;ehen, al&#x017F;o be-<lb/>
ve&#x017F;tiget i&#x017F;t, daß, &#x017F;o der Zirkel zuvor auf den Aequator zu, accurat gerich-<lb/>
tet wird, und dann das Sehrohr mit jenen purallel laufet, die Durch-<lb/>
&#x017F;chnitte der Creutzfäden durch das Sehrohr ebenfalls auf den Aequator ganz<lb/>
accurat treffen, hingegen aber zu Ende die&#x017F;er Axe &#x017F;o wol bey F als G ein<lb/>
langer Zeiger angeordnet, deren jeder auf einem halben Zirkel, und zwar,<lb/>
&#x017F;o das Sehrohr auf den Aequator zu, accurat gewendet i&#x017F;t, den Anfang<lb/>
der Eintheilung in der Mitte des In&#x017F;truments bey I und H auf beyden
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[170/0182] nennet, dergleichen man ſonſten nirgend finden wird. Die Structur die- ſer beyden Inſtrumenten hat mir vor kurzen ein ſonderbarer Liebhaber der Aſtronomie, und ſehr werther Freund, Herr J. S. S. der ſelbige, als er ſich Anno 1707. in Coppenhagen befunden, abgezeichnet, communici- ket, die ich nun auch in einem Abriſſe curieuſen Liebhabern mitzuthei- len, und was ſo woi ihre Zubereitung als den Gebrauch anlanget, zu be- ſchreiben bey gegenwärtiger Gelegenheit nicht unterlaſſen kann. Von der Zubereitung des uniderſalen Inſtruments. Das Hauptſtück dieſes Inſtruments beſtehet in einem ſtarken und breiten Zirkel von Metall, der im Durchmeſſer 5. und mehr Schuh groß iſt, und auf vier eiſernen Füſſen ruhet, von denen zween als O S, Q V nſe- drig, und nur 3. Schuh hoch ſind, die andere zween aber, P T und R X um ſo viel höher dann die vorhergehende werden, je gröſſer die Erhöhung des Aequators an dieſem oder jenem Orte ſich ereignet, dann der Zirkel je- derzeit alſo ſtehen muß, daß er mit der Fläche des Aequators vollkommen übereintreffe. Zu dieſer Accurateſſe muß abſonderlich contribuiren, ſo man unten an die Füſſe, wie in dem vorhergehenden Capitel bey dem Hevelia- niſchen Quadranten gelehret worden, lange Stellſchrauben richtet, und an- beyidie durch den Mittelpunct C des Zirkels auf die Regel A B laufende Li- nie in das Planum des Meridians ſtellet. Aus erſtbeſagten Mittelpuncte gehet etliche Schuh hoch eine dicke Axe ſenkrecht heraus, die unten in dem Mittelpuncte um ſich beweglich iſt, oben aber in eine groſſe Gabel ſich en- diget, dieſe Axe wird auf dem Zirkel beſtändig in einem perpendikularen Stande erhalten, indeme man ſolche bey E durch ein Stuck, das in der Mitte ein rundes Loch, ſo dick die Axe iſt, hat, und auf vier krummen ei- ſernen Stangen ruhet, gehen läſſet, zu äuſſerſt der erſtbemeldeten Gabel iſt eine andere Axe in den Auskerbungen bey F und G beweglich, und mit der andern jederzeit perpendikular, mitten an dieſer wird bey M ein kleiner Canal von Eiſen recht perpendikular angerichtet, in welchem ein aſtronomi- ſches Sehrohr K L, das inwendig mit Fäden creutzweis verſehen, alſo be- veſtiget iſt, daß, ſo der Zirkel zuvor auf den Aequator zu, accurat gerich- tet wird, und dann das Sehrohr mit jenen purallel laufet, die Durch- ſchnitte der Creutzfäden durch das Sehrohr ebenfalls auf den Aequator ganz accurat treffen, hingegen aber zu Ende dieſer Axe ſo wol bey F als G ein langer Zeiger angeordnet, deren jeder auf einem halben Zirkel, und zwar, ſo das Sehrohr auf den Aequator zu, accurat gewendet iſt, den Anfang der Eintheilung in der Mitte des Inſtruments bey I und H auf beyden

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

ECHO: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-10-09T11:08:35Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-10-09T11:08:35Z)
ECHO: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-10-09T11:08:35Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde beibehalten.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen und Zeilen hinweg werden beibehalten.
  • Marginalien werden jeweils am Ende des entsprechenden Absatzes ausgezeichnet.
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule03_1765
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule03_1765/182
Zitationshilfe: Bion, Nicolas: Dritte Eröfnung der neuen mathematischen Werkschule (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 3. Nürnberg, 1765, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule03_1765/182>, abgerufen am 21.12.2024.