Wann die Fläche von Mitternacht gegen Morgen oder Abend abwei- chet, sind die Schattenpuncte höher als der Fuß des Zeigers, welches zu ver- stehen giebet, daß der Mittelpunct unten seyn müsse.
Die bequemste Zeit, diese Schattenpuncte zu bemerken, ist gegen die Solstitia herum, das ist, 15. Tage zuvor oder hernach, dann es ist, wann die Sonne sich gegen die Aequinoctia nahet, ihre Abweichung gar zu merklich, und die Operation nicht gar richtig.
Unterdessen aber könnte man doch die Stellung der Aequinoctiallinie, wann die Sonne in den Aequinoctialpuncten sich befindet, haben, und eine abweichende Verticaluhr nach folgender Methode verfertigen.
Bey einigen auf einer Verticalfläche observirten Schatten- Puncten eine Aequinoctiallinie darauf zu ziehen.
Die einfachste und leichteste Methode, um die Aequinoctiallinie auf ei- ner Mauer zu ziehen, ist zur Zeit der Aequinoctiorum folgende, (obwolen man solche zu aller Zeit haben kann, jedoch nicht nach so einfachen Methoden.) Nem- lich wann die Sonne in ihrer täglichen Bewegung den Aequator beschreibet, so werden alle Schattenpuncte, die von der Spitze eines eingesteckten Zeigers fallen, in einer geraden Linie stehen, welche die gemeine Section des Aequa- tors im Himmel und der Fläche seyn wird.
Wann man nun diesen Tag über verschiedene Schattenpuncte, die weit genug voneinander stehen, auf der Mauer bemerket, ziehet man durch alle die- se Puncte eine gerade Linie, welche die Aequinoctiallinie seyn wird, gleichwie in besagter zwoten Figur die Linie MN ist, und richtet auf dieser Linie eine Perpendicularlinie, welche durch den Fuß des Zeigers gehet, auf, welche die Substylarlinie AHL seyn wird. Manziehet ferner durch den Fuß des Zeigers H eine wagrechte Linie, welche die Horizontallinie, als D H C ist, beschreibet H I die Höhe des geraden Zeigers mit der Aequinoctiallinie parallel, und nachdeme die punctirte Linie I K bemerket worden, ziehet man winkelrecht die Axe I A, so wird das Punct A den Uhrmittelpunct, und die bleyrechte Linie A B die Mittagslinie, oder die Linie der 12ten Stunde seyn; Man wird auch endlich ein Punct von der 6ten Stunde aus dem Durchschnitt der Aequinoctial-und Horizontallinie überkommen, und folglich so viel haben, daß man die Uhr ausmachen könne; Der Winkel H F E wird die Abwei- chung der Fläche seyn.
Fig. 2.
Nach einem zu Mittag auf einer Verticalfläche observirten Schattenpunct eine Uhr darauf zu zeichnen.
Wann ein Zeiger, wie H I in eben der Figur, in eine Mauer be- vestiget worden, daß in H der Fuß, und in I die Spitze stehe, anbey aber nach einem gewissen und sichern Weg bekannt ist, daß es Mittag seye,
Wann die Fläche von Mitternacht gegen Morgen oder Abend abwei- chet, ſind die Schattenpuncte höher als der Fuß des Zeigers, welches zu ver- ſtehen giebet, daß der Mittelpunct unten ſeyn müſſe.
Die bequemſte Zeit, dieſe Schattenpuncte zu bemerken, iſt gegen die Solſtitia herum, das iſt, 15. Tage zuvor oder hernach, dann es iſt, wann die Sonne ſich gegen die Aequinoctia nahet, ihre Abweichung gar zu merklich, und die Operation nicht gar richtig.
Unterdeſſen aber könnte man doch die Stellung der Aequinoctiallinie, wann die Sonne in den Aequinoctialpuncten ſich befindet, haben, und eine abweichende Verticaluhr nach folgender Methode verfertigen.
Bey einigen auf einer Verticalfläche obſervirten Schatten- Puncten eine Aequinoctiallinie darauf zu ziehen.
Die einfachſte und leichteſte Methode, um die Aequinoctiallinie auf ei- ner Mauer zu ziehen, iſt zur Zeit der Aequinoctiorum folgende, (obwolen man ſolche zu aller Zeit haben kann, jedoch nicht nach ſo einfachen Methoden.) Nem- lich wann die Sonne in ihrer täglichen Bewegung den Aequator beſchreibet, ſo werden alle Schattenpuncte, die von der Spitze eines eingeſteckten Zeigers fallen, in einer geraden Linie ſtehen, welche die gemeine Section des Aequa- tors im Himmel und der Fläche ſeyn wird.
Wann man nun dieſen Tag über verſchiedene Schattenpuncte, die weit genug voneinander ſtehen, auf der Mauer bemerket, ziehet man durch alle die- ſe Puncte eine gerade Linie, welche die Aequinoctiallinie ſeyn wird, gleichwie in beſagter zwoten Figur die Linie MN iſt, und richtet auf dieſer Linie eine Perpendicularlinie, welche durch den Fuß des Zeigers gehet, auf, welche die Subſtylarlinie AHL ſeyn wird. Manziehet ferner durch den Fuß des Zeigers H eine wagrechte Linie, welche die Horizontallinie, als D H C iſt, beſchreibet H I die Höhe des geraden Zeigers mit der Aequinoctiallinie parallel, und nachdeme die punctirte Linie I K bemerket worden, ziehet man winkelrecht die Axe I A, ſo wird das Punct A den Uhrmittelpunct, und die bleyrechte Linie A B die Mittagslinie, oder die Linie der 12ten Stunde ſeyn; Man wird auch endlich ein Punct von der 6ten Stunde aus dem Durchſchnitt der Aequinoctial-und Horizontallinie überkommen, und folglich ſo viel haben, daß man die Uhr ausmachen könne; Der Winkel H F E wird die Abwei- chung der Fläche ſeyn.
Fig. 2.
Nach einem zu Mittag auf einer Verticalfläche obſervirten Schattenpunct eine Uhr darauf zu zeichnen.
Wann ein Zeiger, wie H I in eben der Figur, in eine Mauer be- veſtiget worden, daß in H der Fuß, und in I die Spitze ſtehe, anbey aber nach einem gewiſſen und ſichern Weg bekannt iſt, daß es Mittag ſeye,
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Wann die Fläche von Mitternacht gegen Morgen oder Abend abwei-
chet, ſind die Schattenpuncte höher als der Fuß des Zeigers, welches zu ver-
ſtehen giebet, daß der Mittelpunct unten ſeyn müſſe.
Die bequemſte Zeit, dieſe Schattenpuncte zu bemerken, iſt gegen die
Solſtitia herum, das iſt, 15. Tage zuvor oder hernach, dann es iſt, wann die
Sonne ſich gegen die Aequinoctia nahet, ihre Abweichung gar zu merklich,
und die Operation nicht gar richtig.
Unterdeſſen aber könnte man doch die Stellung der Aequinoctiallinie,
wann die Sonne in den Aequinoctialpuncten ſich befindet, haben, und eine
abweichende Verticaluhr nach folgender Methode verfertigen.
Bey einigen auf einer Verticalfläche obſervirten Schatten-
Puncten eine Aequinoctiallinie darauf zu ziehen.
Die einfachſte und leichteſte Methode, um die Aequinoctiallinie auf ei-
ner Mauer zu ziehen, iſt zur Zeit der Aequinoctiorum folgende, (obwolen man
ſolche zu aller Zeit haben kann, jedoch nicht nach ſo einfachen Methoden.) Nem-
lich wann die Sonne in ihrer täglichen Bewegung den Aequator beſchreibet,
ſo werden alle Schattenpuncte, die von der Spitze eines eingeſteckten Zeigers
fallen, in einer geraden Linie ſtehen, welche die gemeine Section des Aequa-
tors im Himmel und der Fläche ſeyn wird.
Wann man nun dieſen Tag über verſchiedene Schattenpuncte, die weit
genug voneinander ſtehen, auf der Mauer bemerket, ziehet man durch alle die-
ſe Puncte eine gerade Linie, welche die Aequinoctiallinie ſeyn wird, gleichwie
in beſagter zwoten Figur die Linie MN iſt, und richtet auf dieſer Linie eine
Perpendicularlinie, welche durch den Fuß des Zeigers gehet, auf, welche die
Subſtylarlinie AHL ſeyn wird. Manziehet ferner durch den Fuß des Zeigers
H eine wagrechte Linie, welche die Horizontallinie, als D H C iſt, beſchreibet
H I die Höhe des geraden Zeigers mit der Aequinoctiallinie parallel, und
nachdeme die punctirte Linie I K bemerket worden, ziehet man winkelrecht
die Axe I A, ſo wird das Punct A den Uhrmittelpunct, und die bleyrechte
Linie A B die Mittagslinie, oder die Linie der 12ten Stunde ſeyn; Man
wird auch endlich ein Punct von der 6ten Stunde aus dem Durchſchnitt
der Aequinoctial-und Horizontallinie überkommen, und folglich ſo viel haben,
daß man die Uhr ausmachen könne; Der Winkel H F E wird die Abwei-
chung der Fläche ſeyn.
Nach einem zu Mittag auf einer Verticalfläche obſervirten
Schattenpunct eine Uhr darauf zu zeichnen.
Wann ein Zeiger, wie H I in eben der Figur, in eine Mauer be-
veſtiget worden, daß in H der Fuß, und in I die Spitze ſtehe, anbey
aber nach einem gewiſſen und ſichern Weg bekannt iſt, daß es Mittag ſeye,
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Bion, Nicolas: Neueröfnete mathematische Werkschule. (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 1, 5. Aufl. Nürnberg, 1765, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule01_1765/358>, abgerufen am 04.07.2024.
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