man nach einer Beobachtung einige Schattenpuncte auf der Uhrfläche, wel- che zur Darlegung des Standes der Flächen nützlich sind, nehmen, hernach aber nach den Regeln der Gnomonik oder Uhrbeschreibung alle Linien, die man vorstellen will, sinden. Auf diesen Stücken beruhet die ganze Accu- ratesse der Uhren.
Diese Schattenpuncte müssen in einem Tage innerhalb drey biß vier Stunden nacheinander gesuchet weiden, auch so viel es immer möglich ist, weit voneinander entfernet seyn, damit die andern Puncte und nothwendige Linien wol auseinander kommen.
Das erste Capitel.
Von denen sowol regulairen als irregulairen Uhren, die auf Flächen und Cörpern von unterschiedlichen Figuren gezogen werden.
Dieses Instrument stellet einen inwendig hohlen Körper vor, das 14. Flächen hat, da man auf eine jede von solchen eine Uhr ziehen kann. Dieses wird von Holz, Stein, Kupfer, Messing, oder sonst von einer jeden andern dichten Materie gemacht.
Tab. XXII. Fig. 1.
Die obere Fläche bey A ist mit dem Horizont parallel, derowegen reis- set man so wol dorten, als auf der untern Fläche bey E eine Horizontaluhr auf, wiewol solche unten gar wenig erleuchtet wird. Die Fläche bey B ist mit der Weltare parallel, und machet mit dem parisischen Horizont, weilen wir alle diese Uhren nach besagter Polhöhe gemacht zum voraussetzen, einen Winkel von 49. Graden. Man zichet darauf eine obere Polaruhr, und auf die Fläche F, die just im Gegentheil stehet, verzeichnet man eine untere Po- laruhr. Die Fläche C ist parallel mit dem Hauptoertical, und da, weilen selbiger gegen Mittag siehet, verzeichnet man eine mittägige Verticaluhr darauf, auf die Fläche die gegenüber bey G ist, wann sie just gegen Mitter- nacht stehet, ziehet man eine mitternächtige Verticaluhr, welche in dieser Fi- gur nicht hat können vorgestellet werden.
Die Fläche H ist parallel mit dem Aequator der Welt; derowegen macht solche mit dem Horizont einen Winkel von 41. Graden, der das Complement von der Polhöhe in Paris ist. Man verzeichnet dar- auf eine obere, und auf das Gegenthell eine untere Aequinoctialuhr. Die mit K bezeichnete Fläche gehet parallel mit der Fläche des Mittagzirkels, weilen nun solche gerad gegen Abend stehet, ziehet man eine Vertical-Occi- dentaluhr darauf; auf die entgegen gesetzte Fläche aber eine Vertical-Orien- taluhr. Die Fläche bey I macht einen Winkel von 45. Graden mit der Verticalmittägigen, derowegen verzeichnet man eine Verticalabweichende
man nach einer Beobachtung einige Schattenpuncte auf der Uhrfläche, wel- che zur Darlegung des Standes der Flächen nützlich ſind, nehmen, hernach aber nach den Regeln der Gnomonik oder Uhrbeſchreibung alle Linien, die man vorſtellen will, ſinden. Auf dieſen Stücken beruhet die ganze Accu- rateſſe der Uhren.
Dieſe Schattenpuncte müſſen in einem Tage innerhalb drey biß vier Stunden nacheinander geſuchet weiden, auch ſo viel es immer möglich iſt, weit voneinander entfernet ſeyn, damit die andern Puncte und nothwendige Linien wol auseinander kommen.
Das erſte Capitel.
Von denen ſowol regulairen als irregulairen Uhren, die auf Flächen und Cörpern von unterſchiedlichen Figuren gezogen werden.
Dieſes Inſtrument ſtellet einen inwendig hohlen Körper vor, das 14. Flächen hat, da man auf eine jede von ſolchen eine Uhr ziehen kann. Dieſes wird von Holz, Stein, Kupfer, Meſſing, oder ſonſt von einer jeden andern dichten Materie gemacht.
Tab. XXII. Fig. 1.
Die obere Fläche bey A iſt mit dem Horizont parallel, derowegen reiſ- ſet man ſo wol dorten, als auf der untern Fläche bey E eine Horizontaluhr auf, wiewol ſolche unten gar wenig erleuchtet wird. Die Fläche bey B iſt mit der Weltare parallel, und machet mit dem pariſiſchen Horizont, weilen wir alle dieſe Uhren nach beſagter Polhöhe gemacht zum vorausſetzen, einen Winkel von 49. Graden. Man zichet darauf eine obere Polaruhr, und auf die Fläche F, die juſt im Gegentheil ſtehet, verzeichnet man eine untere Po- laruhr. Die Fläche C iſt parallel mit dem Hauptoertical, und da, weilen ſelbiger gegen Mittag ſiehet, verzeichnet man eine mittägige Verticaluhr darauf, auf die Fläche die gegenüber bey G iſt, wann ſie juſt gegen Mitter- nacht ſtehet, ziehet man eine mitternächtige Verticaluhr, welche in dieſer Fi- gur nicht hat können vorgeſtellet werden.
Die Fläche H iſt parallel mit dem Aequator der Welt; derowegen macht ſolche mit dem Horizont einen Winkel von 41. Graden, der das Complement von der Polhöhe in Paris iſt. Man verzeichnet dar- auf eine obere, und auf das Gegenthell eine untere Aequinoctialuhr. Die mit K bezeichnete Fläche gehet parallel mit der Fläche des Mittagzirkels, weilen nun ſolche gerad gegen Abend ſtehet, ziehet man eine Vertical-Occi- dentaluhr darauf; auf die entgegen geſetzte Fläche aber eine Vertical-Orien- taluhr. Die Fläche bey I macht einen Winkel von 45. Graden mit der Verticalmittägigen, derowegen verzeichnet man eine Verticalabweichende
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0343"n="321"/>
man nach einer Beobachtung einige Schattenpuncte auf der Uhrfläche, wel-<lb/>
che zur Darlegung des Standes der Flächen nützlich ſind, nehmen, hernach<lb/>
aber nach den Regeln der Gnomonik oder Uhrbeſchreibung alle Linien, die<lb/>
man vorſtellen will, ſinden. Auf dieſen Stücken beruhet die ganze Accu-<lb/>
rateſſe der Uhren. </p><p>Dieſe Schattenpuncte müſſen in einem Tage innerhalb drey biß vier<lb/>
Stunden nacheinander geſuchet weiden, auch ſo viel es immer möglich iſt,<lb/>
weit voneinander entfernet ſeyn, damit die andern Puncte und nothwendige<lb/>
Linien wol auseinander kommen. </p><divn="2"><head>Das erſte Capitel.</head><lb/><head>Von denen ſowol regulairen als irregulairen Uhren, die auf<lb/>
Flächen und Cörpern von unterſchiedlichen Figuren<lb/>
gezogen werden.</head><lb/><p>Dieſes Inſtrument ſtellet einen inwendig hohlen Körper vor, das 14.<lb/>
Flächen hat, da man auf eine jede von ſolchen eine Uhr ziehen kann.<lb/>
Dieſes wird von Holz, Stein, Kupfer, Meſſing, oder ſonſt von<lb/>
einer jeden andern dichten Materie gemacht. </p><noteplace="right">Tab. XXII.<lb/>
Fig. 1.</note><p>Die obere Fläche bey A iſt mit dem Horizont parallel, derowegen reiſ-<lb/>ſet man ſo wol dorten, als auf der untern Fläche bey E eine Horizontaluhr<lb/>
auf, wiewol ſolche unten gar wenig erleuchtet wird. Die Fläche bey B iſt<lb/>
mit der Weltare parallel, und machet mit dem pariſiſchen Horizont, weilen<lb/>
wir alle dieſe Uhren nach beſagter Polhöhe gemacht zum vorausſetzen, einen<lb/>
Winkel von 49. Graden. Man zichet darauf eine obere Polaruhr, und auf<lb/>
die Fläche F, die juſt im Gegentheil ſtehet, verzeichnet man eine untere Po-<lb/>
laruhr. Die Fläche C iſt parallel mit dem Hauptoertical, und da, weilen<lb/>ſelbiger gegen Mittag ſiehet, verzeichnet man eine mittägige Verticaluhr<lb/>
darauf, auf die Fläche die gegenüber bey G iſt, wann ſie juſt gegen Mitter-<lb/>
nacht ſtehet, ziehet man eine mitternächtige Verticaluhr, welche in dieſer Fi-<lb/>
gur nicht hat können vorgeſtellet werden. </p><p>Die Fläche H iſt parallel mit dem Aequator der Welt; derowegen<lb/>
macht ſolche mit dem Horizont einen Winkel von 41. Graden, der das<lb/>
Complement von der Polhöhe in Paris iſt. Man verzeichnet dar-<lb/>
auf eine obere, und auf das Gegenthell eine untere Aequinoctialuhr. Die<lb/>
mit K bezeichnete Fläche gehet parallel mit der Fläche des Mittagzirkels,<lb/>
weilen nun ſolche gerad gegen Abend ſtehet, ziehet man eine Vertical-Occi-<lb/>
dentaluhr darauf; auf die entgegen geſetzte Fläche aber eine Vertical-Orien-<lb/>
taluhr. Die Fläche bey I macht einen Winkel von 45. Graden mit der<lb/>
Verticalmittägigen, derowegen verzeichnet man eine Verticalabweichende
</p></div></div></body></text></TEI>
[321/0343]
man nach einer Beobachtung einige Schattenpuncte auf der Uhrfläche, wel-
che zur Darlegung des Standes der Flächen nützlich ſind, nehmen, hernach
aber nach den Regeln der Gnomonik oder Uhrbeſchreibung alle Linien, die
man vorſtellen will, ſinden. Auf dieſen Stücken beruhet die ganze Accu-
rateſſe der Uhren.
Dieſe Schattenpuncte müſſen in einem Tage innerhalb drey biß vier
Stunden nacheinander geſuchet weiden, auch ſo viel es immer möglich iſt,
weit voneinander entfernet ſeyn, damit die andern Puncte und nothwendige
Linien wol auseinander kommen.
Das erſte Capitel.
Von denen ſowol regulairen als irregulairen Uhren, die auf
Flächen und Cörpern von unterſchiedlichen Figuren
gezogen werden.
Dieſes Inſtrument ſtellet einen inwendig hohlen Körper vor, das 14.
Flächen hat, da man auf eine jede von ſolchen eine Uhr ziehen kann.
Dieſes wird von Holz, Stein, Kupfer, Meſſing, oder ſonſt von
einer jeden andern dichten Materie gemacht.
Die obere Fläche bey A iſt mit dem Horizont parallel, derowegen reiſ-
ſet man ſo wol dorten, als auf der untern Fläche bey E eine Horizontaluhr
auf, wiewol ſolche unten gar wenig erleuchtet wird. Die Fläche bey B iſt
mit der Weltare parallel, und machet mit dem pariſiſchen Horizont, weilen
wir alle dieſe Uhren nach beſagter Polhöhe gemacht zum vorausſetzen, einen
Winkel von 49. Graden. Man zichet darauf eine obere Polaruhr, und auf
die Fläche F, die juſt im Gegentheil ſtehet, verzeichnet man eine untere Po-
laruhr. Die Fläche C iſt parallel mit dem Hauptoertical, und da, weilen
ſelbiger gegen Mittag ſiehet, verzeichnet man eine mittägige Verticaluhr
darauf, auf die Fläche die gegenüber bey G iſt, wann ſie juſt gegen Mitter-
nacht ſtehet, ziehet man eine mitternächtige Verticaluhr, welche in dieſer Fi-
gur nicht hat können vorgeſtellet werden.
Die Fläche H iſt parallel mit dem Aequator der Welt; derowegen
macht ſolche mit dem Horizont einen Winkel von 41. Graden, der das
Complement von der Polhöhe in Paris iſt. Man verzeichnet dar-
auf eine obere, und auf das Gegenthell eine untere Aequinoctialuhr. Die
mit K bezeichnete Fläche gehet parallel mit der Fläche des Mittagzirkels,
weilen nun ſolche gerad gegen Abend ſtehet, ziehet man eine Vertical-Occi-
dentaluhr darauf; auf die entgegen geſetzte Fläche aber eine Vertical-Orien-
taluhr. Die Fläche bey I macht einen Winkel von 45. Graden mit der
Verticalmittägigen, derowegen verzeichnet man eine Verticalabweichende
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
ECHO: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-10-09T11:08:35Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-10-09T11:08:35Z)
ECHO: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-10-09T11:08:35Z)
Weitere Informationen:
Anmerkungen zur Transkription:
Der Zeilenfall wurde beibehalten.
Silbentrennungen über Seitengrenzen und Zeilen hinweg werden beibehalten.
Marginalien werden jeweils am Ende des entsprechenden Absatzes ausgezeichnet.
Bion, Nicolas: Neueröfnete mathematische Werkschule. (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 1, 5. Aufl. Nürnberg, 1765, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule01_1765/343>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.