Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Sonnenuhren,
Anmerkungen und Erklärungen, die zu den Sonnenuhren geyören.
Die Sonnenuhren haben ihren Namen von den vornehmsten Zirkeln der (Sphaerae,) Kugel, mit welchen sie parallel sind; Man nennet zum Exempel, eine Horizontaluhr diejenige, welche parallel mit dem Huri- zont ist, eine Aequinoctialuhr diese, die mit dem Aequator der Welt parallel laust, die Verticaluhren diejenigen, die mit einem von den Verticalzirkeln pa- rallel sind, und so weiters.
Man stellet auf die Uhrfläche, um die Stunden darauf zu weisen, zweyerley Arten der Zeiger, der eine wird ein aufrechter genennet, welcher aus einem spitzigen Stänglein bestehet, das mit seiner Spitze und mit einem einigen Schattenpunct die Stunde selbiger Zeit andeutet; Der andere wird ein schräger oder ein abhängsstehender Zeiger, oder gar eine Axe ge- nennet, welcher die Stunde, oder einen Theil der Stunde, nach seiner ganzen Länge zeiget.
Die Spitze des aufrechten Zeigers stellet bey allen Sonnenuhren den Mittelpunct der Welt und des Aequators vor. Die Uhrfläche ist von dem Mittelpuncte der Erden so weit entfernet, als der aufrechte Zeiger lang ist.
Die Weite der Sonne biß in den Mittelpuncte der Erde ist so groß, daß man alle Puncten auf der Fläche der Erde, die wir bewohnen, so ansehen und achten darf, als wann solche mit dem Mittelpuncte selbsten eins wären; dann es wird nicht gespühret, daß dieser Unterschied, welcher die Grösse des ganzen halben Durchmessers der Erde ist, die mehr ats 1400. gemeine Fra[]- zösische Meilen austräget, eine merkliche Veränderung bey dem täglichen Umlauf der Sonne um den Erdmittelpunct, oder um eine gerade Linie, die durch dieses Mittelpunct gehet, und die man die Weltare nennet, mit sich dringe.
So kann demnach das äusserste von dem Zeiger in allen Sonnenuhren vor den Mittelpunct der Erde genommen, und die mit der Weltaxe parallel- laufende Linie, welche durch das äusserste dieses Zeigers gehet, als die Welt- are angesehen werden.
Die Stundenlinien, die man auf den Uhrflächen ziehet, sind die Durchschnitte der Stundenzirkel in der Weltkugel mit der Uhrfläche.
Das achte Buch.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Sonnenuhren,
Anmerkungen und Erklärungen, die zu den Sonnenuhren geyören.
Die Sonnenuhren haben ihren Namen von den vornehmſten Zirkeln der (Sphæræ,) Kugel, mit welchen ſie parallel ſind; Man nennet zum Exempel, eine Horizontaluhr diejenige, welche parallel mit dem Huri- zont iſt, eine Aequinoctialuhr dieſe, die mit dem Aequator der Welt parallel lauſt, die Verticaluhren diejenigen, die mit einem von den Verticalzirkeln pa- rallel ſind, und ſo weiters.
Man ſtellet auf die Uhrfläche, um die Stunden darauf zu weiſen, zweyerley Arten der Zeiger, der eine wird ein aufrechter genennet, welcher aus einem ſpitzigen Stänglein beſtehet, das mit ſeiner Spitze und mit einem einigen Schattenpunct die Stunde ſelbiger Zeit andeutet; Der andere wird ein ſchräger oder ein abhängsſtehender Zeiger, oder gar eine Axe ge- nennet, welcher die Stunde, oder einen Theil der Stunde, nach ſeiner ganzen Länge zeiget.
Die Spitze des aufrechten Zeigers ſtellet bey allen Sonnenuhren den Mittelpunct der Welt und des Aequators vor. Die Uhrfläche iſt von dem Mittelpuncte der Erden ſo weit entfernet, als der aufrechte Zeiger lang iſt.
Die Weite der Sonne biß in den Mittelpuncte der Erde iſt ſo groß, daß man alle Puncten auf der Fläche der Erde, die wir bewohnen, ſo anſehen und achten darf, als wann ſolche mit dem Mittelpuncte ſelbſten eins wären; dann es wird nicht geſpühret, daß dieſer Unterſchied, welcher die Gröſſe des ganzen halben Durchmeſſers der Erde iſt, die mehr ats 1400. gemeine Fra[]- zöſiſche Meilen austräget, eine merkliche Veränderung bey dem täglichen Umlauf der Sonne um den Erdmittelpunct, oder um eine gerade Linie, die durch dieſes Mittelpunct gehet, und die man die Weltare nennet, mit ſich dringe.
So kann demnach das äuſſerſte von dem Zeiger in allen Sonnenuhren vor den Mittelpunct der Erde genommen, und die mit der Weltaxe parallel- laufende Linie, welche durch das äuſſerſte dieſes Zeigers gehet, als die Welt- are angeſehen werden.
Die Stundenlinien, die man auf den Uhrflächen ziehet, ſind die Durchſchnitte der Stundenzirkel in der Weltkugel mit der Uhrfläche.
<TEI><text><body><pbfacs="#f0341"n="319"/><divn="1"><head>Das achte Buch.</head><lb/><head>Von der Zubereitung und dem Gebrauche der<lb/>
Sonnenuhren,</head><lb/><head>Anmerkungen und Erklärungen, die zu den Sonnenuhren<lb/>
geyören.</head><lb/><p>Die Sonnenuhren haben ihren Namen von den vornehmſten Zirkeln<lb/>
der (Sphæræ,) Kugel, mit welchen ſie parallel ſind; Man nennet zum<lb/>
Exempel, eine Horizontaluhr diejenige, welche parallel mit dem Huri-<lb/>
zont iſt, eine Aequinoctialuhr dieſe, die mit dem Aequator der Welt parallel<lb/>
lauſt, die Verticaluhren diejenigen, die mit einem von den Verticalzirkeln pa-<lb/>
rallel ſind, und ſo weiters. </p><p>Man ſtellet auf die Uhrfläche, um die Stunden darauf zu weiſen,<lb/>
zweyerley Arten der Zeiger, der eine wird ein aufrechter genennet, welcher<lb/>
aus einem ſpitzigen Stänglein beſtehet, das mit ſeiner Spitze und mit einem<lb/>
einigen Schattenpunct die Stunde ſelbiger Zeit andeutet; Der andere<lb/>
wird ein ſchräger oder ein abhängsſtehender Zeiger, oder gar eine Axe ge-<lb/>
nennet, welcher die Stunde, oder einen Theil der Stunde, nach ſeiner ganzen<lb/>
Länge zeiget. </p><p>Die Spitze des aufrechten Zeigers ſtellet bey allen Sonnenuhren den<lb/>
Mittelpunct der Welt und des Aequators vor. Die Uhrfläche iſt von dem<lb/>
Mittelpuncte der Erden ſo weit entfernet, als der aufrechte Zeiger lang iſt. </p><p>Die Weite der Sonne biß in den Mittelpuncte der Erde iſt ſo groß, daß<lb/>
man alle Puncten auf der Fläche der Erde, die wir bewohnen, ſo anſehen und<lb/>
achten darf, als wann ſolche mit dem Mittelpuncte ſelbſten eins wären; dann<lb/>
es wird nicht geſpühret, daß dieſer Unterſchied, welcher die Gröſſe des ganzen<lb/>
halben Durchmeſſers der Erde iſt, die mehr ats 1400. gemeine Fra<gap/>-<lb/>
zöſiſche Meilen austräget, eine merkliche Veränderung bey dem täglichen<lb/>
Umlauf der Sonne um den Erdmittelpunct, oder um eine gerade Linie,<lb/>
die durch dieſes Mittelpunct gehet, und die man die Weltare nennet, mit ſich<lb/>
dringe. </p><p>So kann demnach das äuſſerſte von dem Zeiger in allen Sonnenuhren<lb/>
vor den Mittelpunct der Erde genommen, und die mit der Weltaxe parallel-<lb/>
laufende Linie, welche durch das äuſſerſte dieſes Zeigers gehet, als die Welt-<lb/>
are angeſehen werden. </p><p>Die Stundenlinien, die man auf den Uhrflächen ziehet, ſind die<lb/>
Durchſchnitte der Stundenzirkel in der Weltkugel mit der Uhrfläche. </p></div></body></text></TEI>
[319/0341]
Das achte Buch.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche der
Sonnenuhren,
Anmerkungen und Erklärungen, die zu den Sonnenuhren
geyören.
Die Sonnenuhren haben ihren Namen von den vornehmſten Zirkeln
der (Sphæræ,) Kugel, mit welchen ſie parallel ſind; Man nennet zum
Exempel, eine Horizontaluhr diejenige, welche parallel mit dem Huri-
zont iſt, eine Aequinoctialuhr dieſe, die mit dem Aequator der Welt parallel
lauſt, die Verticaluhren diejenigen, die mit einem von den Verticalzirkeln pa-
rallel ſind, und ſo weiters.
Man ſtellet auf die Uhrfläche, um die Stunden darauf zu weiſen,
zweyerley Arten der Zeiger, der eine wird ein aufrechter genennet, welcher
aus einem ſpitzigen Stänglein beſtehet, das mit ſeiner Spitze und mit einem
einigen Schattenpunct die Stunde ſelbiger Zeit andeutet; Der andere
wird ein ſchräger oder ein abhängsſtehender Zeiger, oder gar eine Axe ge-
nennet, welcher die Stunde, oder einen Theil der Stunde, nach ſeiner ganzen
Länge zeiget.
Die Spitze des aufrechten Zeigers ſtellet bey allen Sonnenuhren den
Mittelpunct der Welt und des Aequators vor. Die Uhrfläche iſt von dem
Mittelpuncte der Erden ſo weit entfernet, als der aufrechte Zeiger lang iſt.
Die Weite der Sonne biß in den Mittelpuncte der Erde iſt ſo groß, daß
man alle Puncten auf der Fläche der Erde, die wir bewohnen, ſo anſehen und
achten darf, als wann ſolche mit dem Mittelpuncte ſelbſten eins wären; dann
es wird nicht geſpühret, daß dieſer Unterſchied, welcher die Gröſſe des ganzen
halben Durchmeſſers der Erde iſt, die mehr ats 1400. gemeine Fra_ -
zöſiſche Meilen austräget, eine merkliche Veränderung bey dem täglichen
Umlauf der Sonne um den Erdmittelpunct, oder um eine gerade Linie,
die durch dieſes Mittelpunct gehet, und die man die Weltare nennet, mit ſich
dringe.
So kann demnach das äuſſerſte von dem Zeiger in allen Sonnenuhren
vor den Mittelpunct der Erde genommen, und die mit der Weltaxe parallel-
laufende Linie, welche durch das äuſſerſte dieſes Zeigers gehet, als die Welt-
are angeſehen werden.
Die Stundenlinien, die man auf den Uhrflächen ziehet, ſind die
Durchſchnitte der Stundenzirkel in der Weltkugel mit der Uhrfläche.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
ECHO: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-10-09T11:08:35Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-10-09T11:08:35Z)
ECHO: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-10-09T11:08:35Z)
Weitere Informationen:
Anmerkungen zur Transkription:
Der Zeilenfall wurde beibehalten.
Silbentrennungen über Seitengrenzen und Zeilen hinweg werden beibehalten.
Marginalien werden jeweils am Ende des entsprechenden Absatzes ausgezeichnet.
Bion, Nicolas: Neueröfnete mathematische Werkschule. (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 1, 5. Aufl. Nürnberg, 1765, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule01_1765/341>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.