Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bion, Nicolas: Neueröfnete mathematische Werkschule. (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 1, 5. Aufl. Nürnberg, 1765.

Bild:
<< vorherige Seite
Das achte Buch.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche der
Sonnenuhren,
Anmerkungen und Erklärungen, die zu den Sonnenuhren
geyören.

Die Sonnenuhren haben ihren Namen von den vornehmsten Zirkeln
der (Sphaerae,) Kugel, mit welchen sie parallel sind; Man nennet zum
Exempel, eine Horizontaluhr diejenige, welche parallel mit dem Huri-
zont ist, eine Aequinoctialuhr diese, die mit dem Aequator der Welt parallel
laust, die Verticaluhren diejenigen, die mit einem von den Verticalzirkeln pa-
rallel sind, und so weiters.

Man stellet auf die Uhrfläche, um die Stunden darauf zu weisen,
zweyerley Arten der Zeiger, der eine wird ein aufrechter genennet, welcher
aus einem spitzigen Stänglein bestehet, das mit seiner Spitze und mit einem
einigen Schattenpunct die Stunde selbiger Zeit andeutet; Der andere
wird ein schräger oder ein abhängsstehender Zeiger, oder gar eine Axe ge-
nennet, welcher die Stunde, oder einen Theil der Stunde, nach seiner ganzen
Länge zeiget.

Die Spitze des aufrechten Zeigers stellet bey allen Sonnenuhren den
Mittelpunct der Welt und des Aequators vor. Die Uhrfläche ist von dem
Mittelpuncte der Erden so weit entfernet, als der aufrechte Zeiger lang ist.

Die Weite der Sonne biß in den Mittelpuncte der Erde ist so groß, daß
man alle Puncten auf der Fläche der Erde, die wir bewohnen, so ansehen und
achten darf, als wann solche mit dem Mittelpuncte selbsten eins wären; dann
es wird nicht gespühret, daß dieser Unterschied, welcher die Grösse des ganzen
halben Durchmessers der Erde ist, die mehr ats 1400. gemeine Fra[]-
zösische Meilen austräget, eine merkliche Veränderung bey dem täglichen
Umlauf der Sonne um den Erdmittelpunct, oder um eine gerade Linie,
die durch dieses Mittelpunct gehet, und die man die Weltare nennet, mit sich
dringe.

So kann demnach das äusserste von dem Zeiger in allen Sonnenuhren
vor den Mittelpunct der Erde genommen, und die mit der Weltaxe parallel-
laufende Linie, welche durch das äusserste dieses Zeigers gehet, als die Welt-
are angesehen werden.

Die Stundenlinien, die man auf den Uhrflächen ziehet, sind die
Durchschnitte der Stundenzirkel in der Weltkugel mit der Uhrfläche.

Das achte Buch.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche der
Sonnenuhren,
Anmerkungen und Erklärungen, die zu den Sonnenuhren
geyören.

Die Sonnenuhren haben ihren Namen von den vornehmſten Zirkeln
der (Sphæræ,) Kugel, mit welchen ſie parallel ſind; Man nennet zum
Exempel, eine Horizontaluhr diejenige, welche parallel mit dem Huri-
zont iſt, eine Aequinoctialuhr dieſe, die mit dem Aequator der Welt parallel
lauſt, die Verticaluhren diejenigen, die mit einem von den Verticalzirkeln pa-
rallel ſind, und ſo weiters.

Man ſtellet auf die Uhrfläche, um die Stunden darauf zu weiſen,
zweyerley Arten der Zeiger, der eine wird ein aufrechter genennet, welcher
aus einem ſpitzigen Stänglein beſtehet, das mit ſeiner Spitze und mit einem
einigen Schattenpunct die Stunde ſelbiger Zeit andeutet; Der andere
wird ein ſchräger oder ein abhängsſtehender Zeiger, oder gar eine Axe ge-
nennet, welcher die Stunde, oder einen Theil der Stunde, nach ſeiner ganzen
Länge zeiget.

Die Spitze des aufrechten Zeigers ſtellet bey allen Sonnenuhren den
Mittelpunct der Welt und des Aequators vor. Die Uhrfläche iſt von dem
Mittelpuncte der Erden ſo weit entfernet, als der aufrechte Zeiger lang iſt.

Die Weite der Sonne biß in den Mittelpuncte der Erde iſt ſo groß, daß
man alle Puncten auf der Fläche der Erde, die wir bewohnen, ſo anſehen und
achten darf, als wann ſolche mit dem Mittelpuncte ſelbſten eins wären; dann
es wird nicht geſpühret, daß dieſer Unterſchied, welcher die Gröſſe des ganzen
halben Durchmeſſers der Erde iſt, die mehr ats 1400. gemeine Fra[]-
zöſiſche Meilen austräget, eine merkliche Veränderung bey dem täglichen
Umlauf der Sonne um den Erdmittelpunct, oder um eine gerade Linie,
die durch dieſes Mittelpunct gehet, und die man die Weltare nennet, mit ſich
dringe.

So kann demnach das äuſſerſte von dem Zeiger in allen Sonnenuhren
vor den Mittelpunct der Erde genommen, und die mit der Weltaxe parallel-
laufende Linie, welche durch das äuſſerſte dieſes Zeigers gehet, als die Welt-
are angeſehen werden.

Die Stundenlinien, die man auf den Uhrflächen ziehet, ſind die
Durchſchnitte der Stundenzirkel in der Weltkugel mit der Uhrfläche.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0341" n="319"/>
      <div n="1">
        <head>Das achte Buch.</head><lb/>
        <head>Von der Zubereitung und dem Gebrauche der<lb/>
Sonnenuhren,</head><lb/>
        <head>Anmerkungen und Erklärungen, die zu den Sonnenuhren<lb/>
geyören.</head><lb/>
        <p>Die Sonnenuhren haben ihren Namen von den vornehm&#x017F;ten Zirkeln<lb/>
der                         (Sphæræ,) Kugel, mit welchen &#x017F;ie parallel &#x017F;ind; Man nennet zum<lb/>
Exempel,                         eine Horizontaluhr diejenige, welche parallel mit dem Huri-<lb/>
zont i&#x017F;t,                         eine Aequinoctialuhr die&#x017F;e, die mit dem Aequator der Welt parallel<lb/>
lau&#x017F;t, die Verticaluhren diejenigen, die mit einem von den                         Verticalzirkeln pa-<lb/>
rallel &#x017F;ind, und &#x017F;o weiters. </p>
        <p>Man &#x017F;tellet auf die Uhrfläche, um die Stunden darauf zu wei&#x017F;en,<lb/>
zweyerley Arten der Zeiger, der eine wird ein aufrechter genennet,                         welcher<lb/>
aus einem &#x017F;pitzigen Stänglein be&#x017F;tehet, das mit &#x017F;einer Spitze                         und mit einem<lb/>
einigen Schattenpunct die Stunde &#x017F;elbiger Zeit andeutet;                         Der andere<lb/>
wird ein &#x017F;chräger oder ein abhängs&#x017F;tehender Zeiger, oder gar                         eine Axe ge-<lb/>
nennet, welcher die Stunde, oder einen Theil der Stunde,                         nach &#x017F;einer ganzen<lb/>
Länge zeiget. </p>
        <p>Die Spitze des aufrechten Zeigers &#x017F;tellet bey allen Sonnenuhren den<lb/>
Mittelpunct der Welt und des Aequators vor. Die Uhrfläche i&#x017F;t von dem<lb/>
Mittelpuncte der Erden &#x017F;o weit entfernet, als der aufrechte Zeiger lang                         i&#x017F;t. </p>
        <p>Die Weite der Sonne biß in den Mittelpuncte der Erde i&#x017F;t &#x017F;o groß, daß<lb/>
man alle Puncten auf der Fläche der Erde, die wir bewohnen, &#x017F;o an&#x017F;ehen                         und<lb/>
achten darf, als wann &#x017F;olche mit dem Mittelpuncte &#x017F;elb&#x017F;ten eins                         wären; dann<lb/>
es wird nicht ge&#x017F;pühret, daß die&#x017F;er Unter&#x017F;chied, welcher                         die Grö&#x017F;&#x017F;e des ganzen<lb/>
halben Durchme&#x017F;&#x017F;ers der Erde i&#x017F;t, die mehr ats                         1400. gemeine Fra<gap/>-<lb/>&#x017F;i&#x017F;che Meilen austräget, eine merkliche                         Veränderung bey dem täglichen<lb/>
Umlauf der Sonne um den Erdmittelpunct,                         oder um eine gerade Linie,<lb/>
die durch die&#x017F;es Mittelpunct gehet, und die                         man die Weltare nennet, mit &#x017F;ich<lb/>
dringe. </p>
        <p>So kann demnach das äu&#x017F;&#x017F;er&#x017F;te von dem Zeiger in allen Sonnenuhren<lb/>
vor                         den Mittelpunct der Erde genommen, und die mit der Weltaxe                         parallel-<lb/>
laufende Linie, welche durch das äu&#x017F;&#x017F;er&#x017F;te die&#x017F;es Zeigers                         gehet, als die Welt-<lb/>
are ange&#x017F;ehen werden. </p>
        <p>Die Stundenlinien, die man auf den Uhrflächen ziehet, &#x017F;ind die<lb/>
Durch&#x017F;chnitte der Stundenzirkel in der Weltkugel mit der Uhrfläche. </p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[319/0341] Das achte Buch. Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Sonnenuhren, Anmerkungen und Erklärungen, die zu den Sonnenuhren geyören. Die Sonnenuhren haben ihren Namen von den vornehmſten Zirkeln der (Sphæræ,) Kugel, mit welchen ſie parallel ſind; Man nennet zum Exempel, eine Horizontaluhr diejenige, welche parallel mit dem Huri- zont iſt, eine Aequinoctialuhr dieſe, die mit dem Aequator der Welt parallel lauſt, die Verticaluhren diejenigen, die mit einem von den Verticalzirkeln pa- rallel ſind, und ſo weiters. Man ſtellet auf die Uhrfläche, um die Stunden darauf zu weiſen, zweyerley Arten der Zeiger, der eine wird ein aufrechter genennet, welcher aus einem ſpitzigen Stänglein beſtehet, das mit ſeiner Spitze und mit einem einigen Schattenpunct die Stunde ſelbiger Zeit andeutet; Der andere wird ein ſchräger oder ein abhängsſtehender Zeiger, oder gar eine Axe ge- nennet, welcher die Stunde, oder einen Theil der Stunde, nach ſeiner ganzen Länge zeiget. Die Spitze des aufrechten Zeigers ſtellet bey allen Sonnenuhren den Mittelpunct der Welt und des Aequators vor. Die Uhrfläche iſt von dem Mittelpuncte der Erden ſo weit entfernet, als der aufrechte Zeiger lang iſt. Die Weite der Sonne biß in den Mittelpuncte der Erde iſt ſo groß, daß man alle Puncten auf der Fläche der Erde, die wir bewohnen, ſo anſehen und achten darf, als wann ſolche mit dem Mittelpuncte ſelbſten eins wären; dann es wird nicht geſpühret, daß dieſer Unterſchied, welcher die Gröſſe des ganzen halben Durchmeſſers der Erde iſt, die mehr ats 1400. gemeine Fra_ - zöſiſche Meilen austräget, eine merkliche Veränderung bey dem täglichen Umlauf der Sonne um den Erdmittelpunct, oder um eine gerade Linie, die durch dieſes Mittelpunct gehet, und die man die Weltare nennet, mit ſich dringe. So kann demnach das äuſſerſte von dem Zeiger in allen Sonnenuhren vor den Mittelpunct der Erde genommen, und die mit der Weltaxe parallel- laufende Linie, welche durch das äuſſerſte dieſes Zeigers gehet, als die Welt- are angeſehen werden. Die Stundenlinien, die man auf den Uhrflächen ziehet, ſind die Durchſchnitte der Stundenzirkel in der Weltkugel mit der Uhrfläche.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

ECHO: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-10-09T11:08:35Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-10-09T11:08:35Z)
ECHO: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-10-09T11:08:35Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde beibehalten.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen und Zeilen hinweg werden beibehalten.
  • Marginalien werden jeweils am Ende des entsprechenden Absatzes ausgezeichnet.
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule01_1765
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule01_1765/341
Zitationshilfe: Bion, Nicolas: Neueröfnete mathematische Werkschule. (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 1, 5. Aufl. Nürnberg, 1765, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule01_1765/341>, abgerufen am 21.11.2024.