Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bion, Nicolas: Neueröfnete mathematische Werkschule. (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 1, 5. Aufl. Nürnberg, 1765.

Bild:
<< vorherige Seite

des Aequators verwandelt, werden 50. Grad zu haben seyn, zu welchen 7.
Minuten 35. Secunden addiret werden, so wird die Summe 50. Grad, 7.
Minuten und 35. Secunden die Differenz der geraden Aufsteigung zwischen
dem Syrius und dem Regulus seyn.

Eben dergleichen Beschaffenheit hat es mit einem Fixstern und ei-
nem Planeten oder zweenen Planeten; unterdessen muß dabey bemerket wer-
den, daß, so die eigenen Bewegung des Planetens oder der Planeten, zwischen
dem Durchgang des einen und des andern merklich ist, man wol darauf acht
baben müsse.

Wie man die Finsternisse beobachten soll.

Bey denen Beobachtungen der Finsternissen haben wir den Anfang und
das Ende, die totale Immersion und Emersion, welche sich accurat genug
mit blossen Augen ohne Sehröhren ästimiren lassen, wiewol wir den Anfang
und das Ende bey denen Mondsfinsternissen ausnehmen, allwo man einen Feh-
ler von 1. oder 2. Minuten, weilen es schwer ist, ganz gewiß das äusserste
vom Schatten zu determiniren, begehen kann: Hingegen kann die Grösse der
Finsterniß, das ist, der verfinsterte Theil auf dem Discus der Sonne und des
Monds, welche durch Zolle oder durch die zwölste Theile des ganzen Diame-
ters der Sonne und des Monds, und durch die Minuten, oder sechzigste Thei-
le von besagten Zollen ausgemessen wird, sich nicht wol ohne Sehröhren, die an
ein Instrument gerichtet sind, erkennen lassen, dann die Schätzung oder Abmes-
sung, die man mit den blossen Augen machen kann, ist dem Fehlen sehr unter-
worfen, gleichwie solches gar leicht in der Historie der alten Finsternissen zu
ersehen ist, obgleich die Beoabachtungen davon von sehr geschickten Astrono-
men gehalten worden.

Die erste Astronomen, welche sich der Sehröhren, die mit zweyen Glä-
sern, nemlich einem convexen Objectio-und einem concaven Ocularglas ver-
sehen gewesen, in denen Beobachtungen der Finsternissen bedienet, haben die
Sonnenfinsternisse nach folgender Manier beobachtet.

Man machte ein Loch in den Laden eines ganz finster gemachten Zim-
mers, und steckte das optische Sehrohr, wie wir solches schon beschrieben
haben, durch, also daß die Strahlen der Sonne, indeme sie durch besagtes
Sehrohr giengen, auf einem Papier oder weissen Tafel, auf welchem man zu
erst einen Zirkel von einer behörigen Grösse mit 5. andern concentrischen
und in gleicher Weite voneinander stehenden Zirkeln beschrieben hatte, auf-
gefangen wurden. Diese Zirkel samt dem Mittelpunct theileten den ganzen
Durchmesser des äussern Zirkels in 12. gleiche Theile. Nachdeme man nun
die besagte Tafel perpendicular nach dem Stande des Sehrohrs gerichtet, so
murde darauf das helle Bild der Sonne um so viel grösser, je mehr die-
se Tafel von dem Ocularglas gegen den innern. Theil des Zimmers ent-

des Aequators verwandelt, werden 50. Grad zu haben ſeyn, zu welchen 7.
Minuten 35. Secunden addiret werden, ſo wird die Summe 50. Grad, 7.
Minuten und 35. Secunden die Differenz der geraden Aufſteigung zwiſchen
dem Syrius und dem Regulus ſeyn.

Eben dergleichen Beſchaffenheit hat es mit einem Fixſtern und ei-
nem Planeten oder zweenen Planeten; unterdeſſen muß dabey bemerket wer-
den, daß, ſo die eigenen Bewegung des Planetens oder der Planeten, zwiſchen
dem Durchgang des einen und des andern merklich iſt, man wol darauf acht
baben müſſe.

Wie man die Finſterniſſe beobachten ſoll.

Bey denen Beobachtungen der Finſterniſſen haben wir den Anfang und
das Ende, die totale Immerſion und Emerſion, welche ſich accurat genug
mit bloſſen Augen ohne Sehröhren äſtimiren laſſen, wiewol wir den Anfang
und das Ende bey denen Mondsfinſterniſſen ausnehmen, allwo man einen Feh-
ler von 1. oder 2. Minuten, weilen es ſchwer iſt, ganz gewiß das äuſſerſte
vom Schatten zu determiniren, begehen kann: Hingegen kann die Gröſſe der
Finſterniß, das iſt, der verfinſterte Theil auf dem Diſcus der Sonne und des
Monds, welche durch Zolle oder durch die zwölſte Theile des ganzen Diame-
ters der Sonne und des Monds, und durch die Minuten, oder ſechzigſte Thei-
le von beſagten Zollen ausgemeſſen wird, ſich nicht wol ohne Sehröhren, die an
ein Inſtrument gerichtet ſind, erkennen laſſen, dann die Schätzung oder Abmeſ-
ſung, die man mit den bloſſen Augen machen kann, iſt dem Fehlen ſehr unter-
worfen, gleichwie ſolches gar leicht in der Hiſtorie der alten Finſterniſſen zu
erſehen iſt, obgleich die Beoabachtungen davon von ſehr geſchickten Aſtrono-
men gehalten worden.

Die erſte Aſtronomen, welche ſich der Sehröhren, die mit zweyen Glä-
ſern, nemlich einem convexen Objectio-und einem concaven Ocularglas ver-
ſehen geweſen, in denen Beobachtungen der Finſterniſſen bedienet, haben die
Sonnenfinſterniſſe nach folgender Manier beobachtet.

Man machte ein Loch in den Laden eines ganz finſter gemachten Zim-
mers, und ſteckte das optiſche Sehrohr, wie wir ſolches ſchon beſchrieben
haben, durch, alſo daß die Strahlen der Sonne, indeme ſie durch beſagtes
Sehrohr giengen, auf einem Papier oder weiſſen Tafel, auf welchem man zu
erſt einen Zirkel von einer behörigen Gröſſe mit 5. andern concentriſchen
und in gleicher Weite voneinander ſtehenden Zirkeln beſchrieben hatte, auf-
gefangen wurden. Dieſe Zirkel ſamt dem Mittelpunct theileten den ganzen
Durchmeſſer des äuſſern Zirkels in 12. gleiche Theile. Nachdeme man nun
die beſagte Tafel perpendicular nach dem Stande des Sehrohrs gerichtet, ſo
murde darauf das helle Bild der Sonne um ſo viel gröſſer, je mehr die-
ſe Tafel von dem Ocularglas gegen den innern. Theil des Zimmers ent-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0290" n="268"/>
des Aequators verwandelt, werden 50.                                 Grad zu haben &#x017F;eyn, zu welchen 7.<lb/>
Minuten 35. Secunden addiret                                 werden, &#x017F;o wird die Summe 50. Grad, 7.<lb/>
Minuten und 35. Secunden                                 die Differenz der geraden Auf&#x017F;teigung zwi&#x017F;chen<lb/>
dem Syrius und                                 dem Regulus &#x017F;eyn. </p>
            <p>Eben dergleichen Be&#x017F;chaffenheit hat es mit einem Fix&#x017F;tern und                                 ei-<lb/>
nem Planeten oder zweenen Planeten; unterde&#x017F;&#x017F;en muß dabey                                 bemerket wer-<lb/>
den, daß, &#x017F;o die eigenen Bewegung des Planetens                                 oder der Planeten, zwi&#x017F;chen<lb/>
dem Durchgang des einen und des                                 andern merklich i&#x017F;t, man wol darauf acht<lb/>
baben mü&#x017F;&#x017F;e. </p>
          </div>
          <div n="3">
            <head>Wie man die Fin&#x017F;terni&#x017F;&#x017F;e beobachten &#x017F;oll.</head><lb/>
            <p>Bey denen Beobachtungen der Fin&#x017F;terni&#x017F;&#x017F;en haben wir den Anfang und<lb/>
das Ende, die totale Immer&#x017F;ion und Emer&#x017F;ion, welche &#x017F;ich                                 accurat genug<lb/>
mit blo&#x017F;&#x017F;en Augen ohne Sehröhren ä&#x017F;timiren                                 la&#x017F;&#x017F;en, wiewol wir den Anfang<lb/>
und das Ende bey denen                                 Mondsfin&#x017F;terni&#x017F;&#x017F;en ausnehmen, allwo man einen Feh-<lb/>
ler von 1.                                 oder 2. Minuten, weilen es &#x017F;chwer i&#x017F;t, ganz gewiß das äu&#x017F;&#x017F;er&#x017F;te<lb/>
vom Schatten zu determiniren, begehen kann: Hingegen kann die                                 Grö&#x017F;&#x017F;e der<lb/>
Fin&#x017F;terniß, das i&#x017F;t, der verfin&#x017F;terte Theil auf dem                                 Di&#x017F;cus der Sonne und des<lb/>
Monds, welche durch Zolle oder durch                                 die zwöl&#x017F;te Theile des ganzen Diame-<lb/>
ters der Sonne und des                                 Monds, und durch die Minuten, oder &#x017F;echzig&#x017F;te Thei-<lb/>
le von                                 be&#x017F;agten Zollen ausgeme&#x017F;&#x017F;en wird, &#x017F;ich nicht wol ohne Sehröhren, die                                 an<lb/>
ein In&#x017F;trument gerichtet &#x017F;ind, erkennen la&#x017F;&#x017F;en, dann die                                 Schätzung oder Abme&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ung, die man mit den blo&#x017F;&#x017F;en Augen machen                                 kann, i&#x017F;t dem Fehlen &#x017F;ehr unter-<lb/>
worfen, gleichwie &#x017F;olches gar                                 leicht in der Hi&#x017F;torie der alten Fin&#x017F;terni&#x017F;&#x017F;en zu<lb/>
er&#x017F;ehen i&#x017F;t,                                 obgleich die Beoabachtungen davon von &#x017F;ehr ge&#x017F;chickten                                 A&#x017F;trono-<lb/>
men gehalten worden. </p>
            <p>Die er&#x017F;te A&#x017F;tronomen, welche &#x017F;ich der Sehröhren, die mit zweyen                                 Glä-<lb/>
&#x017F;ern, nemlich einem convexen Objectio-und einem concaven                                 Ocularglas ver-<lb/>
&#x017F;ehen gewe&#x017F;en, in denen Beobachtungen der                                 Fin&#x017F;terni&#x017F;&#x017F;en bedienet, haben die<lb/>
Sonnenfin&#x017F;terni&#x017F;&#x017F;e nach                                 folgender Manier beobachtet. </p>
            <p>Man machte ein Loch in den Laden eines ganz fin&#x017F;ter gemachten                                 Zim-<lb/>
mers, und &#x017F;teckte das opti&#x017F;che Sehrohr, wie wir &#x017F;olches                                 &#x017F;chon be&#x017F;chrieben<lb/>
haben, durch, al&#x017F;o daß die Strahlen der                                 Sonne, indeme &#x017F;ie durch be&#x017F;agtes<lb/>
Sehrohr giengen, auf einem                                 Papier oder wei&#x017F;&#x017F;en Tafel, auf welchem man zu<lb/>
er&#x017F;t einen Zirkel                                 von einer behörigen Grö&#x017F;&#x017F;e mit 5. andern concentri&#x017F;chen<lb/>
und in                                 gleicher Weite voneinander &#x017F;tehenden Zirkeln be&#x017F;chrieben hatte,                                 auf-<lb/>
gefangen wurden. Die&#x017F;e Zirkel &#x017F;amt dem Mittelpunct                                 theileten den ganzen<lb/>
Durchme&#x017F;&#x017F;er des äu&#x017F;&#x017F;ern Zirkels in 12.                                 gleiche Theile. Nachdeme man nun<lb/>
die be&#x017F;agte Tafel                                 perpendicular nach dem Stande des Sehrohrs gerichtet, &#x017F;o<lb/>
murde                                 darauf das helle Bild der Sonne um &#x017F;o viel grö&#x017F;&#x017F;er, je mehr                                 die-<lb/>
&#x017F;e Tafel von dem Ocularglas gegen den innern. Theil des                                 Zimmers ent-
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[268/0290] des Aequators verwandelt, werden 50. Grad zu haben ſeyn, zu welchen 7. Minuten 35. Secunden addiret werden, ſo wird die Summe 50. Grad, 7. Minuten und 35. Secunden die Differenz der geraden Aufſteigung zwiſchen dem Syrius und dem Regulus ſeyn. Eben dergleichen Beſchaffenheit hat es mit einem Fixſtern und ei- nem Planeten oder zweenen Planeten; unterdeſſen muß dabey bemerket wer- den, daß, ſo die eigenen Bewegung des Planetens oder der Planeten, zwiſchen dem Durchgang des einen und des andern merklich iſt, man wol darauf acht baben müſſe. Wie man die Finſterniſſe beobachten ſoll. Bey denen Beobachtungen der Finſterniſſen haben wir den Anfang und das Ende, die totale Immerſion und Emerſion, welche ſich accurat genug mit bloſſen Augen ohne Sehröhren äſtimiren laſſen, wiewol wir den Anfang und das Ende bey denen Mondsfinſterniſſen ausnehmen, allwo man einen Feh- ler von 1. oder 2. Minuten, weilen es ſchwer iſt, ganz gewiß das äuſſerſte vom Schatten zu determiniren, begehen kann: Hingegen kann die Gröſſe der Finſterniß, das iſt, der verfinſterte Theil auf dem Diſcus der Sonne und des Monds, welche durch Zolle oder durch die zwölſte Theile des ganzen Diame- ters der Sonne und des Monds, und durch die Minuten, oder ſechzigſte Thei- le von beſagten Zollen ausgemeſſen wird, ſich nicht wol ohne Sehröhren, die an ein Inſtrument gerichtet ſind, erkennen laſſen, dann die Schätzung oder Abmeſ- ſung, die man mit den bloſſen Augen machen kann, iſt dem Fehlen ſehr unter- worfen, gleichwie ſolches gar leicht in der Hiſtorie der alten Finſterniſſen zu erſehen iſt, obgleich die Beoabachtungen davon von ſehr geſchickten Aſtrono- men gehalten worden. Die erſte Aſtronomen, welche ſich der Sehröhren, die mit zweyen Glä- ſern, nemlich einem convexen Objectio-und einem concaven Ocularglas ver- ſehen geweſen, in denen Beobachtungen der Finſterniſſen bedienet, haben die Sonnenfinſterniſſe nach folgender Manier beobachtet. Man machte ein Loch in den Laden eines ganz finſter gemachten Zim- mers, und ſteckte das optiſche Sehrohr, wie wir ſolches ſchon beſchrieben haben, durch, alſo daß die Strahlen der Sonne, indeme ſie durch beſagtes Sehrohr giengen, auf einem Papier oder weiſſen Tafel, auf welchem man zu erſt einen Zirkel von einer behörigen Gröſſe mit 5. andern concentriſchen und in gleicher Weite voneinander ſtehenden Zirkeln beſchrieben hatte, auf- gefangen wurden. Dieſe Zirkel ſamt dem Mittelpunct theileten den ganzen Durchmeſſer des äuſſern Zirkels in 12. gleiche Theile. Nachdeme man nun die beſagte Tafel perpendicular nach dem Stande des Sehrohrs gerichtet, ſo murde darauf das helle Bild der Sonne um ſo viel gröſſer, je mehr die- ſe Tafel von dem Ocularglas gegen den innern. Theil des Zimmers ent-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

ECHO: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-10-09T11:08:35Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-10-09T11:08:35Z)
ECHO: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-10-09T11:08:35Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde beibehalten.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen und Zeilen hinweg werden beibehalten.
  • Marginalien werden jeweils am Ende des entsprechenden Absatzes ausgezeichnet.
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule01_1765
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule01_1765/290
Zitationshilfe: Bion, Nicolas: Neueröfnete mathematische Werkschule. (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 1, 5. Aufl. Nürnberg, 1765, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule01_1765/290>, abgerufen am 03.12.2024.