man den Compaß oder die Boussole an die Oefnung des Lochs, umden Win- kel, den die (Linea directionis) oder Abzielungslinie mit der Nadel machet, zu sehen; und wann man unter der Erden ist, macht man einen Laufgra- ben, der eben den Winkel mit dem Compaß mache, und also gelanget man an den vorgegebenen Ort.
Es gibt auch noch viel andere Nutzen, von welchen wir die vornehm- sten anjetzo erklären wollen.
Erster Nutz.
Mit der Boussole oder dem Compaß die Abweichung einer Mauer zu finden.
Hier ist zu erinnern, daß vier sogenannte Haupt- oder Cardinalpuncte seyn, nemlich Mitternacht, Mittag, Morgen und Abend, welche den Ho- rizont in vier gleiche Theile, wie solches in der ersten Figur angedeutet wor- den, abtheilen.
Fig. I. Tab. XIV.
Wann man einen von diesen Puncten gefunden hat, so hat man al- le andere; dann zum Exempel: wann man Mitternacht vor sich hat, wird der Mittag hinterwärts, der Morgen zur rechten Hand, und zur linken der Abend seyn.
Eine Mauer, welche auf der Linie, die gerad von Mitternacht gegen Mittag gehet, aufgeführet wäre, müste in dem Plano des Mittagzirkels ste- hen, daß also eine von ihren Seiten gerad gegen Morgen, und die andere gerad gegen Abend gerichtet wäre.
Eine andere Mauer aber, welche gerade Winkel mit dieser ersten mach- te, das ist, die auf der Linie, welche von Morgen gegen Abend gehet, auf- gerichtet wäre, würde mit dem Hauptvertikal parallel lauffen, und nicht abweichen; es würde auch eine Seite von solcher gerad gegen Mittag, und die andere gerad gegen Mitternacht stehen.
Wann man sich nun einbildet, daß eine Mauer auf der Linie D E aufge- richtet seye, wird man solches das Abweichen um so viel Grad, als der Bogen F dergleichen in sich hält, benennen: Wann nun zum Exempel, dieser 40. Grad ist, weichet die Seite dieser Mauer, die gegen Mittag zustehet, von Mittag gegen Morgenum 40. Grade ab, und die gegenüber stehende Seite dieser Mauer weichet von Mitternacht gegen Abend ebenfalls um 40. Grade ab, also daß die Abweichung einer Mauer nichts anders ist, als der Winkel, den diese Mauer mit dem Hauptvertikal machet.
Eine andere Mauer, die parallel mit der Linie G H wäre, würde um so viel Grad, als deren der Bogen C in sich hält, abweichen; Wann demnach dieser Bogen 30. Grad hat, wird die Seite der Mauer, die gegen Mittag stehet, um 30. Grad vom Mittag gegen Abend abweichen, und die gegen- überstehende Seite gleichfalls um 30. Grad von Mitternacht gegen Morgen abgehen.
man den Compaß oder die Bouſſole an die Oefnung des Lochs, umden Win- kel, den die (Linea directionis) oder Abzielungslinie mit der Nadel machet, zu ſehen; und wann man unter der Erden iſt, macht man einen Laufgra- ben, der eben den Winkel mit dem Compaß mache, und alſo gelanget man an den vorgegebenen Ort.
Es gibt auch noch viel andere Nutzen, von welchen wir die vornehm- ſten anjetzo erklären wollen.
Erſter Nutz.
Mit der Bouſſole oder dem Compaß die Abweichung einer Mauer zu finden.
Hier iſt zu erinnern, daß vier ſogenannte Haupt- oder Cardinalpuncte ſeyn, nemlich Mitternacht, Mittag, Morgen und Abend, welche den Ho- rizont in vier gleiche Theile, wie ſolches in der erſten Figur angedeutet wor- den, abtheilen.
Fig. I. Tab. XIV.
Wann man einen von dieſen Puncten gefunden hat, ſo hat man al- le andere; dann zum Exempel: wann man Mitternacht vor ſich hat, wird der Mittag hinterwärts, der Morgen zur rechten Hand, und zur linken der Abend ſeyn.
Eine Mauer, welche auf der Linie, die gerad von Mitternacht gegen Mittag gehet, aufgeführet wäre, müſte in dem Plano des Mittagzirkels ſte- hen, daß alſo eine von ihren Seiten gerad gegen Morgen, und die andere gerad gegen Abend gerichtet wäre.
Eine andere Mauer aber, welche gerade Winkel mit dieſer erſten mach- te, das iſt, die auf der Linie, welche von Morgen gegen Abend gehet, auf- gerichtet wäre, würde mit dem Hauptvertikal parallel lauffen, und nicht abweichen; es würde auch eine Seite von ſolcher gerad gegen Mittag, und die andere gerad gegen Mitternacht ſtehen.
Wann man ſich nun einbildet, daß eine Mauer auf der Linie D E aufge- richtet ſeye, wird man ſolches das Abweichen um ſo viel Grad, als der Bogen F dergleichen in ſich hält, benennen: Wann nun zum Exempel, dieſer 40. Grad iſt, weichet die Seite dieſer Mauer, die gegen Mittag zuſtehet, von Mittag gegen Morgenum 40. Grade ab, und die gegenüber ſtehende Seite dieſer Mauer weichet von Mitternacht gegen Abend ebenfalls um 40. Grade ab, alſo daß die Abweichung einer Mauer nichts anders iſt, als der Winkel, den dieſe Mauer mit dem Hauptvertikal machet.
Eine andere Mauer, die parallel mit der Linie G H wäre, würde um ſo viel Grad, als deren der Bogen C in ſich hält, abweichen; Wann demnach dieſer Bogen 30. Grad hat, wird die Seite der Mauer, die gegen Mittag ſtehet, um 30. Grad vom Mittag gegen Abend abweichen, und die gegen- überſtehende Seite gleichfalls um 30. Grad von Mitternacht gegen Morgen abgehen.
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man den Compaß oder die Bouſſole an die Oefnung des Lochs, umden Win-
kel, den die (Linea directionis) oder Abzielungslinie mit der Nadel machet,
zu ſehen; und wann man unter der Erden iſt, macht man einen Laufgra-
ben, der eben den Winkel mit dem Compaß mache, und alſo gelanget man
an den vorgegebenen Ort.
Es gibt auch noch viel andere Nutzen, von welchen wir die vornehm-
ſten anjetzo erklären wollen.
Erſter Nutz.
Mit der Bouſſole oder dem Compaß die Abweichung
einer Mauer zu finden.
Hier iſt zu erinnern, daß vier ſogenannte Haupt- oder Cardinalpuncte
ſeyn, nemlich Mitternacht, Mittag, Morgen und Abend, welche den Ho-
rizont in vier gleiche Theile, wie ſolches in der erſten Figur angedeutet wor-
den, abtheilen.
Wann man einen von dieſen Puncten gefunden hat, ſo hat man al-
le andere; dann zum Exempel: wann man Mitternacht vor ſich hat, wird
der Mittag hinterwärts, der Morgen zur rechten Hand, und zur linken der
Abend ſeyn.
Eine Mauer, welche auf der Linie, die gerad von Mitternacht gegen
Mittag gehet, aufgeführet wäre, müſte in dem Plano des Mittagzirkels ſte-
hen, daß alſo eine von ihren Seiten gerad gegen Morgen, und die andere
gerad gegen Abend gerichtet wäre.
Eine andere Mauer aber, welche gerade Winkel mit dieſer erſten mach-
te, das iſt, die auf der Linie, welche von Morgen gegen Abend gehet, auf-
gerichtet wäre, würde mit dem Hauptvertikal parallel lauffen, und nicht
abweichen; es würde auch eine Seite von ſolcher gerad gegen Mittag, und
die andere gerad gegen Mitternacht ſtehen.
Wann man ſich nun einbildet, daß eine Mauer auf der Linie D E aufge-
richtet ſeye, wird man ſolches das Abweichen um ſo viel Grad, als der Bogen
F dergleichen in ſich hält, benennen: Wann nun zum Exempel, dieſer 40.
Grad iſt, weichet die Seite dieſer Mauer, die gegen Mittag zuſtehet, von
Mittag gegen Morgenum 40. Grade ab, und die gegenüber ſtehende Seite
dieſer Mauer weichet von Mitternacht gegen Abend ebenfalls um 40. Grade
ab, alſo daß die Abweichung einer Mauer nichts anders iſt, als der Winkel,
den dieſe Mauer mit dem Hauptvertikal machet.
Eine andere Mauer, die parallel mit der Linie G H wäre, würde um
ſo viel Grad, als deren der Bogen C in ſich hält, abweichen; Wann demnach
dieſer Bogen 30. Grad hat, wird die Seite der Mauer, die gegen Mittag
ſtehet, um 30. Grad vom Mittag gegen Abend abweichen, und die gegen-
überſtehende Seite gleichfalls um 30. Grad von Mitternacht gegen Morgen
abgehen.
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Bion, Nicolas: Neueröfnete mathematische Werkschule. (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 1, 5. Aufl. Nürnberg, 1765, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule01_1765/202>, abgerufen am 22.02.2025.
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