wegen, und war das Blut bereits schon alles in den Unter-Leib getreten. Es starben denselben Sommer viel Leute am Durchfall und rothe Ruhr, so daß sie in zwey, drey Tagen todt waren. D. Naboth, den ich zu mir holen ließ, sagte mir das Leben schon ab; doch durch den häuffigen Ge- brauch des Thee-Wassers, und der Artzney, die er mir gab, hörten noch denselben Tag die Stühle wieder auf.
§. 126.
Viel grössere Incommodität aber haben mir die Spasmi und convulsivischen Bewegungen im Leibe verursachet; und habe bereits oben bey einer andern Gelegenheit erzehlet, daß ich viel- mahl, insonderheit früh nach dem Gebrauch des Thees wenig, oder nichts in Büchern lesen kön- nen. Wenn ich lesen wolte, und auf das acht geben, was ich las, und die Lebens-Geister aus dem verschleimten Geäder in das Haupt zog, so lieffen die flüchtigen Gedancken wie Pfeile, und wurde mir dabey höchst übel, und weichlich um den Magen. Es war, als wenn sich etwas im Leibe zusammen zöge, oder auch, als ob sich manchmahl etwas von einander gäbe. Wenn ich nicht zuweilen das Buch weggeleget, so hätte ich müssen hinfallen. Ehe ich die Lehre von Spasmis und von innerlichen Convulsionen inne
hatte,
O o
gleichwie er auch auſſer dem
wegen, und war das Blut bereits ſchon alles in den Unter-Leib getreten. Es ſtarben denſelben Sommer viel Leute am Durchfall und rothe Ruhr, ſo daß ſie in zwey, drey Tagen todt waren. D. Naboth, den ich zu mir holen ließ, ſagte mir das Leben ſchon ab; doch durch den haͤuffigen Ge- brauch des Thée-Waſſers, und der Artzney, die er mir gab, hoͤrten noch denſelben Tag die Stuͤhle wieder auf.
§. 126.
Viel groͤſſere Incommoditaͤt aber haben mir die Spaſmi und convulſiviſchen Bewegungen im Leibe verurſachet; und habe bereits oben bey einer andern Gelegenheit erzehlet, daß ich viel- mahl, inſonderheit fruͤh nach dem Gebrauch des Thées wenig, oder nichts in Buͤchern leſen koͤn- nen. Wenn ich leſen wolte, und auf das acht geben, was ich las, und die Lebens-Geiſter aus dem verſchleimten Geaͤder in das Haupt zog, ſo lieffen die fluͤchtigen Gedancken wie Pfeile, und wurde mir dabey hoͤchſt uͤbel, und weichlich um den Magen. Es war, als wenn ſich etwas im Leibe zuſammen zoͤge, oder auch, als ob ſich manchmahl etwas von einander gaͤbe. Wenn ich nicht zuweilen das Buch weggeleget, ſo haͤtte ich muͤſſen hinfallen. Ehe ich die Lehre von Spaſmis und von innerlichen Convulſionen inne
hatte,
O o
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0623"n="577"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">gleichwie er auch auſſer dem</hi></fw><lb/>
wegen, und war das Blut bereits ſchon alles in<lb/>
den Unter-Leib getreten. Es ſtarben denſelben<lb/>
Sommer viel Leute am Durchfall und rothe Ruhr,<lb/>ſo daß ſie in zwey, drey Tagen todt waren. <hirendition="#aq">D.<lb/>
Naboth,</hi> den ich zu mir holen ließ, ſagte mir das<lb/>
Leben ſchon ab; doch durch den haͤuffigen Ge-<lb/>
brauch des <hirendition="#aq">Thée-</hi>Waſſers, und der Artzney, die<lb/>
er mir gab, hoͤrten noch denſelben Tag die Stuͤhle<lb/>
wieder auf.</p></div><lb/><divn="1"><head><hirendition="#b">§. 126.</hi></head><lb/><p>Viel groͤſſere <hirendition="#aq">Incommodit</hi>aͤt aber haben mir<lb/>
die <hirendition="#aq">Spaſmi</hi> und <hirendition="#aq">convulſivi</hi>ſchen Bewegungen im<lb/>
Leibe verurſachet; und habe bereits oben bey<lb/>
einer andern Gelegenheit erzehlet, daß ich viel-<lb/>
mahl, inſonderheit fruͤh nach dem Gebrauch des<lb/><hirendition="#aq">Thées</hi> wenig, oder nichts in Buͤchern leſen koͤn-<lb/>
nen. Wenn ich leſen wolte, und auf das acht<lb/>
geben, was ich las, und die Lebens-Geiſter aus<lb/>
dem verſchleimten Geaͤder in das Haupt zog, ſo<lb/>
lieffen die fluͤchtigen Gedancken wie Pfeile, und<lb/>
wurde mir dabey hoͤchſt uͤbel, und weichlich um<lb/>
den Magen. Es war, als wenn ſich etwas<lb/>
im Leibe zuſammen zoͤge, oder auch, als ob ſich<lb/>
manchmahl etwas von einander gaͤbe. Wenn<lb/>
ich nicht zuweilen das Buch weggeleget, ſo haͤtte<lb/>
ich muͤſſen hinfallen. Ehe ich die Lehre von<lb/><hirendition="#aq">Spaſmis</hi> und von innerlichen <hirendition="#aq">Convulſio</hi>nen inne<lb/><fwplace="bottom"type="sig">O o</fw><fwplace="bottom"type="catch">hatte,</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[577/0623]
gleichwie er auch auſſer dem
wegen, und war das Blut bereits ſchon alles in
den Unter-Leib getreten. Es ſtarben denſelben
Sommer viel Leute am Durchfall und rothe Ruhr,
ſo daß ſie in zwey, drey Tagen todt waren. D.
Naboth, den ich zu mir holen ließ, ſagte mir das
Leben ſchon ab; doch durch den haͤuffigen Ge-
brauch des Thée-Waſſers, und der Artzney, die
er mir gab, hoͤrten noch denſelben Tag die Stuͤhle
wieder auf.
§. 126.
Viel groͤſſere Incommoditaͤt aber haben mir
die Spaſmi und convulſiviſchen Bewegungen im
Leibe verurſachet; und habe bereits oben bey
einer andern Gelegenheit erzehlet, daß ich viel-
mahl, inſonderheit fruͤh nach dem Gebrauch des
Thées wenig, oder nichts in Buͤchern leſen koͤn-
nen. Wenn ich leſen wolte, und auf das acht
geben, was ich las, und die Lebens-Geiſter aus
dem verſchleimten Geaͤder in das Haupt zog, ſo
lieffen die fluͤchtigen Gedancken wie Pfeile, und
wurde mir dabey hoͤchſt uͤbel, und weichlich um
den Magen. Es war, als wenn ſich etwas
im Leibe zuſammen zoͤge, oder auch, als ob ſich
manchmahl etwas von einander gaͤbe. Wenn
ich nicht zuweilen das Buch weggeleget, ſo haͤtte
ich muͤſſen hinfallen. Ehe ich die Lehre von
Spaſmis und von innerlichen Convulſionen inne
hatte,
O o
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 577. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/623>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.