andern mitzutheilen. Mein Studiren ist, lei- der, auch mäßig genug in der Welt gewesen, so daß du mir unrecht thun würdest, wenn du mich unter die Püchler und Südler rechnen woltest, die gantze Tage und Nächte über den Büchern liegen, und doch wol wenig vor sich bringen. Die gute Methode im Studiren, auf welche ich zu fallen das Glücke gehabt, hat mir müßige Tage und Stunden genug in mei- nem Leben verstattet, die ein anderer sich nicht leicht würde haben machen dürffen, wenn er auch nur das niedrige Maaß der Erudition er- langen wollen, welches du mir zuschreiben möch- test. Jch habe außer meiner Mutter- Sprache bis 8. andere Sprachen gelernet, in Humanioribus, in Philosophicis, in Theologi- schen Dingen, in der Morale und Polemic mich geübet, ohne daß es mich viel Zeit, oder Mühe gekostet, dasjenige zu erlernen, was ich erlernet zu haben, in Schrifften, wie ich meyne, ge- wiesen, so wenig als es auch seyn möchte.
Anno 1704. §. 77.
Jetzt komme ich wieder zurücke in das 1704. Jahr, und in das 29. Jahr meines Alters, bey welchem ich oben stehen geblieben. Jch bin von Halle noch nicht zurücke gekommen, allwo
ich
nicht ſchwer angekommen:
andern mitzutheilen. Mein Studiren iſt, lei- der, auch maͤßig genug in der Welt geweſen, ſo daß du mir unrecht thun wuͤrdeſt, wenn du mich unter die Puͤchler und Suͤdler rechnen wolteſt, die gantze Tage und Naͤchte uͤber den Buͤchern liegen, und doch wol wenig vor ſich bringen. Die gute Methode im Studiren, auf welche ich zu fallen das Gluͤcke gehabt, hat mir muͤßige Tage und Stunden genug in mei- nem Leben verſtattet, die ein anderer ſich nicht leicht wuͤrde haben machen duͤrffen, wenn er auch nur das niedrige Maaß der Erudition er- langen wollen, welches du mir zuſchreiben moͤch- teſt. Jch habe außer meiner Mutter- Sprache bis 8. andere Sprachen gelernet, in Humanioribus, in Philoſophicis, in Theologi- ſchen Dingen, in der Morale und Polemic mich geuͤbet, ohne daß es mich viel Zeit, oder Muͤhe gekoſtet, dasjenige zu erlernen, was ich erlernet zu haben, in Schrifften, wie ich meyne, ge- wieſen, ſo wenig als es auch ſeyn moͤchte.
Anno 1704. §. 77.
Jetzt komme ich wieder zuruͤcke in das 1704. Jahr, und in das 29. Jahr meines Alters, bey welchem ich oben ſtehen geblieben. Jch bin von Halle noch nicht zuruͤcke gekommen, allwo
ich
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nicht ſchwer angekommen:
andern mitzutheilen. Mein Studiren iſt, lei-
der, auch maͤßig genug in der Welt geweſen,
ſo daß du mir unrecht thun wuͤrdeſt, wenn du
mich unter die Puͤchler und Suͤdler rechnen
wolteſt, die gantze Tage und Naͤchte uͤber den
Buͤchern liegen, und doch wol wenig vor ſich
bringen. Die gute Methode im Studiren,
auf welche ich zu fallen das Gluͤcke gehabt, hat
mir muͤßige Tage und Stunden genug in mei-
nem Leben verſtattet, die ein anderer ſich nicht
leicht wuͤrde haben machen duͤrffen, wenn er
auch nur das niedrige Maaß der Erudition er-
langen wollen, welches du mir zuſchreiben moͤch-
teſt. Jch habe außer meiner Mutter-
Sprache bis 8. andere Sprachen gelernet, in
Humanioribus, in Philoſophicis, in Theologi-
ſchen Dingen, in der Morale und Polemic mich
geuͤbet, ohne daß es mich viel Zeit, oder Muͤhe
gekoſtet, dasjenige zu erlernen, was ich erlernet
zu haben, in Schrifften, wie ich meyne, ge-
wieſen, ſo wenig als es auch ſeyn moͤchte.
Anno 1704.
§. 77.
Jetzt komme ich wieder zuruͤcke in das 1704.
Jahr, und in das 29. Jahr meines Alters, bey
welchem ich oben ſtehen geblieben. Jch bin
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/420>, abgerufen am 21.11.2024.
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