Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

Bild:
<< vorherige Seite

seltsame Einbildung gerathen,
dem die Methode, wie der Teufel zu disputiren
pfleget, gar wohl bekannt gewesen. Was es nun
mit solchen Leuten endlich vor ein Ende nehme,
daferne sie nemlich noch zur That schreiten:
auf was vor einem Wege sie zur That kom-
men, ob sie in diesem Kampffe mit der Hölle,
Sünde, und dem Satan ebenfalls des Verstan-
des beraubet werden; das ist mir noch unbe-
kannt. Gewiß ist, daß dergleichen erbärm-
licher Seelen-Kampff sich dann und wann bey
solchen Leuten findet, die mit der Furcht und
Einbildung geplaget werden: den, und den
Tag wirst du dich selbst umbringen.

§. 73.

Wie geht es aber denn nun zu, daß gleichwol
nicht wenige, wo nicht die meisten, von dergleichen
Leuten endlich von dieser Plage befreyet, und an
Leib und Seele wieder gesund gemacht werden,
so daß das nicht geschiehet, was sie befürchtet,
sondern daß sie sterben, wie alle Menschen ster-
ben, und auch wol durch einen seligen Tod her-
nach auf ihrem Sterbe-Bette aus der Welt
abgefordert werden? Aus dem guten Rathe,
den man solchen Leuten zu geben pfleget, und
den auch wir denselben ietzund geben wollen,
wird die Antwort können auf diese Frage erthei-
let werden. Denn wenn sie diesem guten

Rathe
Y 3

ſeltſame Einbildung gerathen,
dem die Methode, wie der Teufel zu diſputiren
pfleget, gar wohl bekannt geweſen. Was es nun
mit ſolchen Leuten endlich vor ein Ende nehme,
daferne ſie nemlich noch zur That ſchreiten:
auf was vor einem Wege ſie zur That kom-
men, ob ſie in dieſem Kampffe mit der Hoͤlle,
Suͤnde, und dem Satan ebenfalls des Verſtan-
des beraubet werden; das iſt mir noch unbe-
kannt. Gewiß iſt, daß dergleichen erbaͤrm-
licher Seelen-Kampff ſich dann und wann bey
ſolchen Leuten findet, die mit der Furcht und
Einbildung geplaget werden: den, und den
Tag wirſt du dich ſelbſt umbringen.

§. 73.

Wie geht es aber denn nun zu, daß gleichwol
nicht wenige, wo nicht die meiſten, von dergleichen
Leuten endlich von dieſer Plage befreyet, und an
Leib und Seele wieder geſund gemacht werden,
ſo daß das nicht geſchiehet, was ſie befuͤrchtet,
ſondern daß ſie ſterben, wie alle Menſchen ſter-
ben, und auch wol durch einen ſeligen Tod her-
nach auf ihrem Sterbe-Bette aus der Welt
abgefordert werden? Aus dem guten Rathe,
den man ſolchen Leuten zu geben pfleget, und
den auch wir denſelben ietzund geben wollen,
wird die Antwort koͤnnen auf dieſe Frage erthei-
let werden. Denn wenn ſie dieſem guten

Rathe
Y 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0387" n="341"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">&#x017F;elt&#x017F;ame Einbildung gerathen,</hi></fw><lb/>
dem die <hi rendition="#aq">Method</hi>e, wie der Teufel zu <hi rendition="#aq">di&#x017F;puti</hi>ren<lb/>
pfleget, gar wohl bekannt gewe&#x017F;en. Was es nun<lb/>
mit &#x017F;olchen Leuten endlich vor ein Ende nehme,<lb/>
daferne &#x017F;ie nemlich noch zur That &#x017F;chreiten:<lb/>
auf was vor einem Wege &#x017F;ie zur That kom-<lb/>
men, ob &#x017F;ie in die&#x017F;em Kampffe mit der Ho&#x0364;lle,<lb/>
Su&#x0364;nde, und dem Satan ebenfalls des Ver&#x017F;tan-<lb/>
des beraubet werden; das i&#x017F;t mir noch unbe-<lb/>
kannt. Gewiß i&#x017F;t, daß dergleichen erba&#x0364;rm-<lb/>
licher Seelen-Kampff &#x017F;ich dann und wann bey<lb/>
&#x017F;olchen Leuten findet, die mit der Furcht und<lb/>
Einbildung geplaget werden: den, und den<lb/>
Tag wir&#x017F;t du dich &#x017F;elb&#x017F;t umbringen.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head>§. 73.</head><lb/>
        <p>Wie geht es aber denn nun zu, daß gleichwol<lb/>
nicht wenige, wo nicht die mei&#x017F;ten, von dergleichen<lb/>
Leuten endlich von die&#x017F;er Plage befreyet, und an<lb/>
Leib und Seele wieder ge&#x017F;und gemacht werden,<lb/>
&#x017F;o daß das nicht ge&#x017F;chiehet, was &#x017F;ie befu&#x0364;rchtet,<lb/>
&#x017F;ondern daß &#x017F;ie &#x017F;terben, wie alle Men&#x017F;chen &#x017F;ter-<lb/>
ben, und auch wol durch einen &#x017F;eligen Tod her-<lb/>
nach auf ihrem Sterbe-Bette aus der Welt<lb/>
abgefordert werden? Aus dem guten Rathe,<lb/>
den man &#x017F;olchen Leuten zu geben pfleget, und<lb/>
den auch wir den&#x017F;elben ietzund geben wollen,<lb/>
wird die Antwort ko&#x0364;nnen auf die&#x017F;e Frage erthei-<lb/>
let werden. Denn wenn &#x017F;ie die&#x017F;em guten<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Y 3</fw><fw place="bottom" type="catch">Rathe</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[341/0387] ſeltſame Einbildung gerathen, dem die Methode, wie der Teufel zu diſputiren pfleget, gar wohl bekannt geweſen. Was es nun mit ſolchen Leuten endlich vor ein Ende nehme, daferne ſie nemlich noch zur That ſchreiten: auf was vor einem Wege ſie zur That kom- men, ob ſie in dieſem Kampffe mit der Hoͤlle, Suͤnde, und dem Satan ebenfalls des Verſtan- des beraubet werden; das iſt mir noch unbe- kannt. Gewiß iſt, daß dergleichen erbaͤrm- licher Seelen-Kampff ſich dann und wann bey ſolchen Leuten findet, die mit der Furcht und Einbildung geplaget werden: den, und den Tag wirſt du dich ſelbſt umbringen. §. 73. Wie geht es aber denn nun zu, daß gleichwol nicht wenige, wo nicht die meiſten, von dergleichen Leuten endlich von dieſer Plage befreyet, und an Leib und Seele wieder geſund gemacht werden, ſo daß das nicht geſchiehet, was ſie befuͤrchtet, ſondern daß ſie ſterben, wie alle Menſchen ſter- ben, und auch wol durch einen ſeligen Tod her- nach auf ihrem Sterbe-Bette aus der Welt abgefordert werden? Aus dem guten Rathe, den man ſolchen Leuten zu geben pfleget, und den auch wir denſelben ietzund geben wollen, wird die Antwort koͤnnen auf dieſe Frage erthei- let werden. Denn wenn ſie dieſem guten Rathe Y 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/387
Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/387>, abgerufen am 30.12.2024.