Jch war noch nicht 14. Jahr alt, so träu- mete meiner ältesten Schwester, als ob sie mich in einem Zuber, oder Tonne, so mit Pflaum- muß, oder mit einer solchen Materie angefüllet, welche demselben ähnlich geschienen, in Lebens- Gefahr, und bis in den Hals stecken gesehen, so daß ich mich auf alle Weise bemühet heraus zu kommen, aber lange Zeit heraus zu kommen nicht vermögend gewesen. Es schien, als ob sie nicht alles so sagen wolte, was sie gedachte, und wie es ihr vorgekommen, und als ob es vielmehr wahrhaffter Koth gewesen, der über meinen gan- tzen Leib gegangen. Weil von derselben Zeit an mein Leben großen Veränderungen unter- worffen gewesen, so habe ich nach etlichen Jah- ren gar leicht die Auslegung zu diesem Traume finden können. Aus dergleichen und andern Träumen mehr, die noch von grösserer Merck- würdigkeit sind, und die ich besser unten erzeh- len werde, erhellet zum wenigsten so viel, daß der Mensch in unzehligen Dingen noch ein un- auflößlich Rätzel sey: daß GOtt mit Fleiß viel Dinge in Dunckelheit und lauter Nacht laße, den Menschen Gelegenheit zu geben weiter nachzu- dencken, und andern wichtigen Dingen Beyfall zu geben, so er uns in seinem Worte zu glauben
vor-
und erzehlet:
Anno 1689.
Jch war noch nicht 14. Jahr alt, ſo traͤu- mete meiner aͤlteſten Schweſter, als ob ſie mich in einem Zuber, oder Tonne, ſo mit Pflaum- muß, oder mit einer ſolchen Materie angefuͤllet, welche demſelben aͤhnlich geſchienen, in Lebens- Gefahr, und bis in den Hals ſtecken geſehen, ſo daß ich mich auf alle Weiſe bemuͤhet heraus zu kommen, aber lange Zeit heraus zu kommen nicht vermoͤgend geweſen. Es ſchien, als ob ſie nicht alles ſo ſagen wolte, was ſie gedachte, und wie es ihr vorgekommen, und als ob es vielmehr wahrhaffter Koth geweſen, der uͤber meinen gan- tzen Leib gegangen. Weil von derſelben Zeit an mein Leben großen Veraͤnderungen unter- worffen geweſen, ſo habe ich nach etlichen Jah- ren gar leicht die Auslegung zu dieſem Traume finden koͤnnen. Aus dergleichen und andern Traͤumen mehr, die noch von groͤſſerer Merck- wuͤrdigkeit ſind, und die ich beſſer unten erzeh- len werde, erhellet zum wenigſten ſo viel, daß der Menſch in unzehligen Dingen noch ein un- aufloͤßlich Raͤtzel ſey: daß GOtt mit Fleiß viel Dinge in Dunckelheit und lauter Nacht laße, den Menſchen Gelegenheit zu geben weiter nachzu- dencken, und andern wichtigen Dingen Beyfall zu geben, ſo er uns in ſeinem Worte zu glauben
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[62/0108]
und erzehlet:
Anno 1689.
Jch war noch nicht 14. Jahr alt, ſo traͤu-
mete meiner aͤlteſten Schweſter, als ob ſie mich
in einem Zuber, oder Tonne, ſo mit Pflaum-
muß, oder mit einer ſolchen Materie angefuͤllet,
welche demſelben aͤhnlich geſchienen, in Lebens-
Gefahr, und bis in den Hals ſtecken geſehen, ſo
daß ich mich auf alle Weiſe bemuͤhet heraus zu
kommen, aber lange Zeit heraus zu kommen nicht
vermoͤgend geweſen. Es ſchien, als ob ſie
nicht alles ſo ſagen wolte, was ſie gedachte, und
wie es ihr vorgekommen, und als ob es vielmehr
wahrhaffter Koth geweſen, der uͤber meinen gan-
tzen Leib gegangen. Weil von derſelben Zeit
an mein Leben großen Veraͤnderungen unter-
worffen geweſen, ſo habe ich nach etlichen Jah-
ren gar leicht die Auslegung zu dieſem Traume
finden koͤnnen. Aus dergleichen und andern
Traͤumen mehr, die noch von groͤſſerer Merck-
wuͤrdigkeit ſind, und die ich beſſer unten erzeh-
len werde, erhellet zum wenigſten ſo viel, daß
der Menſch in unzehligen Dingen noch ein un-
aufloͤßlich Raͤtzel ſey: daß GOtt mit Fleiß viel
Dinge in Dunckelheit und lauter Nacht laße, den
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/108>, abgerufen am 30.12.2024.
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