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Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876.

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Anmerkungen zu Madeira.
9) Plagusia squamosa Herbst sp. ist eines der merkwürdigeren Beispiele weiter
Verbreitung eines Thiers der Litoralzone. Die Art ist durch ihre bogenförmigen
Borstenkämme sehr charakteristisch und nicht mit andern zu verwechseln. Herbst,
der sie zuerst beschrieben und abgebildet hat, Naturgeschichte der Krabben und
Krebse, Bd. I., 1790, S. 260, Taf. 20., Fig. 113., gibt Ostindien als Vaterland an;
hier könnte man annehmen, dass sie von einem nach Ostindien gehenden oder von
dort zurückkehrenden Reisenden in Madeira mitgenommen worden wäre. Milne
Edwards, hist. nat. des crustacees II., 1837, pag. 94, sagt von ihr: habite la mer
Rouge, l'Ocean indien et peut-etre les eiles de la cote occidentale de l'Afrique, und
führt sie in dem Aufsatz über die geographische Verbreitung der Crustaceen, Bd. III.,
S. 563, als bezeichnende Art für die indische Fauna an. Krauss, südafr. Crustaceen,
S. 42, nennt sie von der Natalküste (Südostafrika), die schon eine indische Fauna
hat. Die Naturforscher der amerikanischen Expeditionen, Dana und Stimpson, kennen
sie nur von Madeira, nicht aber vom östlicheren Theil der indischen Meere, die
sie vielfach durchforscht und wo diese Art auch mir nie vorgekommen ist, dagegen
die verwandte Pl. orientalis M. E. von Hongkong und den Sandwichinseln.
10) Ueber die Fische von Madeira hat derselbe R. J. Lowe wiederholt werth-
volle Arbeiten geliefert, die hauptsächlichsten sind:
Lowe on the fishes of Madeira, in den Proceedings of the zool. soc. of
London. Jahrg. 1833.
-- a new genus of fishes, Alepisaurus, in den Transactions of the zool.
soc. Bd. I., 1835.
-- piscium Maderensium species novae, in den Transactions of the
Cambridge philosophical society, 1836.
-- synopsis of the fishes of Madeira in den Transact. of the zool. soc.
Bd. II., 1841; ein Supplement dazu in Bd. III., Theil I., 1849.
-- history of the fishes of Madeira. London 1843 und 1844, in 8vo
und 4to erschienen.
-- a new genus of Lophiidae (Chaunax). Transact. zool. soc. III., 1843.
-- an account of fishes discovered or observed in Madeira since the
year 1842. Proceed. zool. soc. 1850, pag. 247.
11) Diese Namen haben die Portugiesen selbstverständlich von ihren einhei-
mischen Schalthieren auf die in Madeira vorgefundenen übertragen, wie den oben
erwähnten Namen der wilden Taube. Es sind Stammwörter, die in Süd- und
West-Europa weit verbreitet sind; so ist lapes identisch mit dem altgriechischen
lepas, dem provenzalischen lapedo und dem heutigen englischen limpet. Caramujo
ist nur eine Variation des ebenfalls portugiesischen und spanischen caracol, vene-
zianisch caragolo und französisch escargot, was vielleicht mit dem altgriechischen
Kerux zusammenhängt (vgl. meine Bemerkungen über die classischen Conchyliennamen
in den Jahresheften des Vereins für Naturkunde in Württemberg, 1860, S. 214 und
227). Das Meerohr, Haliotis, nannte unser Wirth in S. Vincente nicht unpassend
lapes-concha, Muschel -- patelle.
12) Folgende weitere Echinodermen sind in verschiedenen Sammlungen und
Schriften als bei Madeira gefunden angegeben:
Anmerkungen zu Madeira.
9) Plagusia squamosa Herbst sp. ist eines der merkwürdigeren Beispiele weiter
Verbreitung eines Thiers der Litoralzone. Die Art ist durch ihre bogenförmigen
Borstenkämme sehr charakteristisch und nicht mit andern zu verwechseln. Herbst,
der sie zuerst beschrieben und abgebildet hat, Naturgeschichte der Krabben und
Krebse, Bd. I., 1790, S. 260, Taf. 20., Fig. 113., gibt Ostindien als Vaterland an;
hier könnte man annehmen, dass sie von einem nach Ostindien gehenden oder von
dort zurückkehrenden Reisenden in Madeira mitgenommen worden wäre. Milne
Edwards, hist. nat. des crustacées II., 1837, pag. 94, sagt von ihr: habite la mer
Rouge, l’Océan indien et peut-être les îles de la côte occidentale de l’Afrique, und
führt sie in dem Aufsatz über die geographische Verbreitung der Crustaceen, Bd. III.,
S. 563, als bezeichnende Art für die indische Fauna an. Krauss, südafr. Crustaceen,
S. 42, nennt sie von der Natalküste (Südostafrika), die schon eine indische Fauna
hat. Die Naturforscher der amerikanischen Expeditionen, Dana und Stimpson, kennen
sie nur von Madeira, nicht aber vom östlicheren Theil der indischen Meere, die
sie vielfach durchforscht und wo diese Art auch mir nie vorgekommen ist, dagegen
die verwandte Pl. orientalis M. E. von Hongkong und den Sandwichinseln.
10) Ueber die Fische von Madeira hat derselbe R. J. Lowe wiederholt werth-
volle Arbeiten geliefert, die hauptsächlichsten sind:
Lowe on the fishes of Madeira, in den Proceedings of the zool. soc. of
London. Jahrg. 1833.
— a new genus of fishes, Alepisaurus, in den Transactions of the zool.
soc. Bd. I., 1835.
— piscium Maderensium species novae, in den Transactions of the
Cambridge philosophical society, 1836.
— synopsis of the fishes of Madeira in den Transact. of the zool. soc.
Bd. II., 1841; ein Supplement dazu in Bd. III., Theil I., 1849.
— history of the fishes of Madeira. London 1843 und 1844, in 8vo
und 4to erschienen.
— a new genus of Lophiidae (Chaunax). Transact. zool. soc. III., 1843.
— an account of fishes discovered or observed in Madeira since the
year 1842. Proceed. zool. soc. 1850, pag. 247.
11) Diese Namen haben die Portugiesen selbstverständlich von ihren einhei-
mischen Schalthieren auf die in Madeira vorgefundenen übertragen, wie den oben
erwähnten Namen der wilden Taube. Es sind Stammwörter, die in Süd- und
West-Europa weit verbreitet sind; so ist lapes identisch mit dem altgriechischen
λεπὰς, dem provenzalischen lapedo und dem heutigen englischen limpet. Caramujo
ist nur eine Variation des ebenfalls portugiesischen und spanischen caracol, vene-
zianisch caragolo und französisch escargot, was vielleicht mit dem altgriechischen
Κήϱυξ zusammenhängt (vgl. meine Bemerkungen über die classischen Conchyliennamen
in den Jahresheften des Vereins für Naturkunde in Württemberg, 1860, S. 214 und
227). Das Meerohr, Haliotis, nannte unser Wirth in S. Vincente nicht unpassend
lapes-concha, Muschel — patelle.
12) Folgende weitere Echinodermen sind in verschiedenen Sammlungen und
Schriften als bei Madeira gefunden angegeben:
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[23/0041] Anmerkungen zu Madeira. ⁹⁾ Plagusia squamosa Herbst sp. ist eines der merkwürdigeren Beispiele weiter Verbreitung eines Thiers der Litoralzone. Die Art ist durch ihre bogenförmigen Borstenkämme sehr charakteristisch und nicht mit andern zu verwechseln. Herbst, der sie zuerst beschrieben und abgebildet hat, Naturgeschichte der Krabben und Krebse, Bd. I., 1790, S. 260, Taf. 20., Fig. 113., gibt Ostindien als Vaterland an; hier könnte man annehmen, dass sie von einem nach Ostindien gehenden oder von dort zurückkehrenden Reisenden in Madeira mitgenommen worden wäre. Milne Edwards, hist. nat. des crustacées II., 1837, pag. 94, sagt von ihr: habite la mer Rouge, l’Océan indien et peut-être les îles de la côte occidentale de l’Afrique, und führt sie in dem Aufsatz über die geographische Verbreitung der Crustaceen, Bd. III., S. 563, als bezeichnende Art für die indische Fauna an. Krauss, südafr. Crustaceen, S. 42, nennt sie von der Natalküste (Südostafrika), die schon eine indische Fauna hat. Die Naturforscher der amerikanischen Expeditionen, Dana und Stimpson, kennen sie nur von Madeira, nicht aber vom östlicheren Theil der indischen Meere, die sie vielfach durchforscht und wo diese Art auch mir nie vorgekommen ist, dagegen die verwandte Pl. orientalis M. E. von Hongkong und den Sandwichinseln. ¹⁰⁾ Ueber die Fische von Madeira hat derselbe R. J. Lowe wiederholt werth- volle Arbeiten geliefert, die hauptsächlichsten sind: Lowe on the fishes of Madeira, in den Proceedings of the zool. soc. of London. Jahrg. 1833. — a new genus of fishes, Alepisaurus, in den Transactions of the zool. soc. Bd. I., 1835. — piscium Maderensium species novae, in den Transactions of the Cambridge philosophical society, 1836. — synopsis of the fishes of Madeira in den Transact. of the zool. soc. Bd. II., 1841; ein Supplement dazu in Bd. III., Theil I., 1849. — history of the fishes of Madeira. London 1843 und 1844, in 8vo und 4to erschienen. — a new genus of Lophiidae (Chaunax). Transact. zool. soc. III., 1843. — an account of fishes discovered or observed in Madeira since the year 1842. Proceed. zool. soc. 1850, pag. 247. ¹¹⁾ Diese Namen haben die Portugiesen selbstverständlich von ihren einhei- mischen Schalthieren auf die in Madeira vorgefundenen übertragen, wie den oben erwähnten Namen der wilden Taube. Es sind Stammwörter, die in Süd- und West-Europa weit verbreitet sind; so ist lapes identisch mit dem altgriechischen λεπὰς, dem provenzalischen lapedo und dem heutigen englischen limpet. Caramujo ist nur eine Variation des ebenfalls portugiesischen und spanischen caracol, vene- zianisch caragolo und französisch escargot, was vielleicht mit dem altgriechischen Κήϱυξ zusammenhängt (vgl. meine Bemerkungen über die classischen Conchyliennamen in den Jahresheften des Vereins für Naturkunde in Württemberg, 1860, S. 214 und 227). Das Meerohr, Haliotis, nannte unser Wirth in S. Vincente nicht unpassend lapes-concha, Muschel — patelle. ¹²⁾ Folgende weitere Echinodermen sind in verschiedenen Sammlungen und Schriften als bei Madeira gefunden angegeben:

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Zitationshilfe: Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/41>, abgerufen am 26.04.2024.