Art mit grossem gelbem Gürtel. Kleine Blutegel (Nephelis) in Bächen.
2. Strandbewohner.
Die Ufer des Meeres sind entweder von anstehenden Felsen oder von mässig grossen Rollsteinen und einzelnen Felsblöcken gebildet. Einen Sandstrand oder Schlammküste habe ich nicht zu sehen bekommen. Zwischen den Steinen und an den Felsblöcken des Strandes bei S. Vincente fand ich noch Eidechsen und einzelne Schnecken (H. undata, nitidiuscula), von phanerogamen Pflanzen Chrysanthemum pinnatifidum, eine Fumaria (Vaillanti?), ein Solanum und Plantago coronopus, nebst einem Farnkraut, Asplenium marinum, und einer gelbgrauen Steinflechte aus der Abtheilung der Parmelien; die gelbe P. parietina dagegen bekleidet die steilen Felsabhänge der Schlucht von S. Vincente in Menge, hört aber sogleich auf, sobald sich die Schlucht gegen die See hin öffnet. Eine kurze Strecke, etwa ein Dutzend Schritte, sind die Steine ganz leer von lebenden Wesen, alsdann beginnen in einer Höhe, die nur kurze Zeit und vielleicht nicht bei jeder Fluth vom Wasser erreicht wird, die Litorinen (L. striata King), anfangs nur kleine (junge?) Exemplare, und sehr vereinzelt die kleinen flachen Meereicheln (Chthamalus); von Vegetation noch keine Spur. Etwas tiefer, wo die Litorinen schon häufig sind, beginnt eine kleine konische Patelle, P. guttata Orb. Noch tiefer, bei mittlerem Wasserstand etwa gerade im Niveau des Wassers, wo die Litorinen schon weniger zahlreich sind, beginnt ein grüner Ueberzug (kurze Enteromorphen) die Felsen schlüpfrig zu machen, und hier werden die genannten zwei Schnecken bereits durch andere ersetzt, deren schöneres glatteres Aussehen, namentlich der mehr oder weniger perlmutterartige Glanz der Innenfläche, an- deutet, dass sie des Wassers weniger entbehren können. Es sind Trochus colubrinus Gould, die sternförmige, flache, innen blaue Patella scutellaris und die mehr längliche, aussen rauhgerippte, meist von Algen überzogene Patella aspera.8) Noch tiefer, nur bei niedrigem Wasserstand entblösst, kommt ein rothgefärbter Gürtel; diese Farbe rührt von einem kurzen Dickicht von Corallinen (Calvadosii) auf den Steinen her, deren Rauhigkeit dem nackten Fuss wieder einen sicheren Anhalt giebt, und in welchem kleine, noch lebhafter roth gefärbte Mollusken (Hydrobia sp. und Kellia
Letzte Landpflanzen. Erste Meerthiere.
Art mit grossem gelbem Gürtel. Kleine Blutegel (Nephelis) in Bächen.
2. Strandbewohner.
Die Ufer des Meeres sind entweder von anstehenden Felsen oder von mässig grossen Rollsteinen und einzelnen Felsblöcken gebildet. Einen Sandstrand oder Schlammküste habe ich nicht zu sehen bekommen. Zwischen den Steinen und an den Felsblöcken des Strandes bei S. Vincente fand ich noch Eidechsen und einzelne Schnecken (H. undata, nitidiuscula), von phanerogamen Pflanzen Chrysanthemum pinnatifidum, eine Fumaria (Vaillanti?), ein Solanum und Plantago coronopus, nebst einem Farnkraut, Asplenium marinum, und einer gelbgrauen Steinflechte aus der Abtheilung der Parmelien; die gelbe P. parietina dagegen bekleidet die steilen Felsabhänge der Schlucht von S. Vincente in Menge, hört aber sogleich auf, sobald sich die Schlucht gegen die See hin öffnet. Eine kurze Strecke, etwa ein Dutzend Schritte, sind die Steine ganz leer von lebenden Wesen, alsdann beginnen in einer Höhe, die nur kurze Zeit und vielleicht nicht bei jeder Fluth vom Wasser erreicht wird, die Litorinen (L. striata King), anfangs nur kleine (junge?) Exemplare, und sehr vereinzelt die kleinen flachen Meereicheln (Chthamalus); von Vegetation noch keine Spur. Etwas tiefer, wo die Litorinen schon häufig sind, beginnt eine kleine konische Patelle, P. guttata Orb. Noch tiefer, bei mittlerem Wasserstand etwa gerade im Niveau des Wassers, wo die Litorinen schon weniger zahlreich sind, beginnt ein grüner Ueberzug (kurze Enteromorphen) die Felsen schlüpfrig zu machen, und hier werden die genannten zwei Schnecken bereits durch andere ersetzt, deren schöneres glatteres Aussehen, namentlich der mehr oder weniger perlmutterartige Glanz der Innenfläche, an- deutet, dass sie des Wassers weniger entbehren können. Es sind Trochus colubrinus Gould, die sternförmige, flache, innen blaue Patella scutellaris und die mehr längliche, aussen rauhgerippte, meist von Algen überzogene Patella aspera.8) Noch tiefer, nur bei niedrigem Wasserstand entblösst, kommt ein rothgefärbter Gürtel; diese Farbe rührt von einem kurzen Dickicht von Corallinen (Calvadosii) auf den Steinen her, deren Rauhigkeit dem nackten Fuss wieder einen sicheren Anhalt giebt, und in welchem kleine, noch lebhafter roth gefärbte Mollusken (Hydrobia sp. und Kellia
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[13/0031]
Letzte Landpflanzen. Erste Meerthiere.
Art mit grossem gelbem Gürtel. Kleine Blutegel (Nephelis) in
Bächen.
2. Strandbewohner.
Die Ufer des Meeres sind entweder von anstehenden Felsen
oder von mässig grossen Rollsteinen und einzelnen Felsblöcken
gebildet. Einen Sandstrand oder Schlammküste habe ich nicht zu
sehen bekommen. Zwischen den Steinen und an den Felsblöcken
des Strandes bei S. Vincente fand ich noch Eidechsen und einzelne
Schnecken (H. undata, nitidiuscula), von phanerogamen Pflanzen
Chrysanthemum pinnatifidum, eine Fumaria (Vaillanti?), ein Solanum
und Plantago coronopus, nebst einem Farnkraut, Asplenium marinum,
und einer gelbgrauen Steinflechte aus der Abtheilung der Parmelien;
die gelbe P. parietina dagegen bekleidet die steilen Felsabhänge der
Schlucht von S. Vincente in Menge, hört aber sogleich auf, sobald
sich die Schlucht gegen die See hin öffnet. Eine kurze Strecke,
etwa ein Dutzend Schritte, sind die Steine ganz leer von lebenden
Wesen, alsdann beginnen in einer Höhe, die nur kurze Zeit und
vielleicht nicht bei jeder Fluth vom Wasser erreicht wird, die
Litorinen (L. striata King), anfangs nur kleine (junge?) Exemplare,
und sehr vereinzelt die kleinen flachen Meereicheln (Chthamalus);
von Vegetation noch keine Spur. Etwas tiefer, wo die Litorinen
schon häufig sind, beginnt eine kleine konische Patelle, P. guttata
Orb. Noch tiefer, bei mittlerem Wasserstand etwa gerade im Niveau
des Wassers, wo die Litorinen schon weniger zahlreich sind, beginnt
ein grüner Ueberzug (kurze Enteromorphen) die Felsen schlüpfrig
zu machen, und hier werden die genannten zwei Schnecken bereits
durch andere ersetzt, deren schöneres glatteres Aussehen, namentlich
der mehr oder weniger perlmutterartige Glanz der Innenfläche, an-
deutet, dass sie des Wassers weniger entbehren können. Es sind
Trochus colubrinus Gould, die sternförmige, flache, innen blaue
Patella scutellaris und die mehr längliche, aussen rauhgerippte, meist
von Algen überzogene Patella aspera.8) Noch tiefer, nur bei
niedrigem Wasserstand entblösst, kommt ein rothgefärbter Gürtel;
diese Farbe rührt von einem kurzen Dickicht von Corallinen
(Calvadosii) auf den Steinen her, deren Rauhigkeit dem nackten
Fuss wieder einen sicheren Anhalt giebt, und in welchem kleine,
noch lebhafter roth gefärbte Mollusken (Hydrobia sp. und Kellia
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Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/31>, abgerufen am 22.12.2024.
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