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Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876.

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Süsswasser-Reptilien von Siam.
Bangkok wie Petshaburi den äusserlich an unsere Unke erinnernden
Oxyglossus lima Tschudi. Die häufigste Wasserschlange des Me-
namstroms, mir von den Eingeborenen bis zum Ueberdruss gebracht,
ist die bekannte unschuldige Homalopsis buccata L. sp. Aber auch
die interessantere Fühlfadenschlange, Herpeton tentaculatum
Lacep., wurde mir gebracht und die auf ihren Schuppen aufgewach-
senen kleinen Conferven bewiesen, dass sie eine Wasserschlange
sei. Die sogenannten Fühler waren platt und wurden nur wenig
selbständig bewegt; der Kopf platt, der Leib vom Stielrunden nach
hinten ins Dreiseitige übergehend, indem die Rückenseite eine
stumpfe Mittelkante erhält und unter stumpfen Winkeln in die
Bauchseite übergeht; die Farbe dunkelbraun, in der vordern Hälfte
fast ganz gleichmässig, in der hintern treten auf dem Rücken drei
Paar, am Bauch ein Paar schwarzer Längslinien hervor.3) Zum
Beissen war das Thier nicht zu bringen. Die Siamesen nannten
diese Schlange mir nuang. Krokodile, take, sah ich mehrmals,
lebende und todte, in den Kanälen zwischen Bangkok und Petsha-
buri, es war stets die bekannte, weit verbreitete Art, Crocodilus
biporcatus Cuv.; nirgends sah ich die von Perrault 1699 beschrie-
bene, seitdem verschollene Art mit zwei mittleren Längskämmen
hintereinander auf dem Scheitel, Crocod. galeatus Cuv. = Siamensis
Schneid. Auch Süsswasserschildkröten sind in Siam zahlreich,
und zwar wie in den übrigen ostasiatischen Ländern sowohl die
harmlosen Emys, siamesisch tao, als die weichschaligen bissigen
Schnappschildkröten, Trionyx, siamesisch taphab.

3. Wirbellose Landthiere.

Unter den Insekten Siams sind die Leuchtkäfer (Lam-
pyris), hing noi, mit Recht berühmt. Wenn man auf dem Flusse
oder einem Kanale des Abends dahinfährt, erscheinen die Bäume
am Ufer oft förmlich illuminirt durch die Menge derselben und man
bemerkt mit Erstaunen, dass die Leuchtkäfer Eines Baumes gleich-
zeitig aufleuchten und gleichzeitig dunkel werden. Dieses ist schon
C. Kämpfer 1690 aufgefallen und seitdem von fast allen Bericht-
erstattern über Siam wiederholt; es ist auch im Allgemeinen richtig,
aber doch nicht streng genommen; einzelne Lichtpunkte sieht man
auch während der dunkeln Zwischenzeiten und das Aufleuchten,
wie das Dunkelwerden geschieht nicht ganz plötzlich, sondern die
Lichtmenge steigt und fällt etwas langsamer als bei dem einzelnen

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Süsswasser-Reptilien von Siam.
Bangkok wie Petshaburi den äusserlich an unsere Unke erinnernden
Oxyglossus lima Tschudi. Die häufigste Wasserschlange des Me-
namstroms, mir von den Eingeborenen bis zum Ueberdruss gebracht,
ist die bekannte unschuldige Homalopsis buccata L. sp. Aber auch
die interessantere Fühlfadenschlange, Herpeton tentaculatum
Lacep., wurde mir gebracht und die auf ihren Schuppen aufgewach-
senen kleinen Conferven bewiesen, dass sie eine Wasserschlange
sei. Die sogenannten Fühler waren platt und wurden nur wenig
selbständig bewegt; der Kopf platt, der Leib vom Stielrunden nach
hinten ins Dreiseitige übergehend, indem die Rückenseite eine
stumpfe Mittelkante erhält und unter stumpfen Winkeln in die
Bauchseite übergeht; die Farbe dunkelbraun, in der vordern Hälfte
fast ganz gleichmässig, in der hintern treten auf dem Rücken drei
Paar, am Bauch ein Paar schwarzer Längslinien hervor.3) Zum
Beissen war das Thier nicht zu bringen. Die Siamesen nannten
diese Schlange mir nuang. Krokodile, take, sah ich mehrmals,
lebende und todte, in den Kanälen zwischen Bangkok und Petsha-
buri, es war stets die bekannte, weit verbreitete Art, Crocodilus
biporcatus Cuv.; nirgends sah ich die von Perrault 1699 beschrie-
bene, seitdem verschollene Art mit zwei mittleren Längskämmen
hintereinander auf dem Scheitel, Crocod. galeatus Cuv. = Siamensis
Schneid. Auch Süsswasserschildkröten sind in Siam zahlreich,
und zwar wie in den übrigen ostasiatischen Ländern sowohl die
harmlosen Emys, siamesisch tao, als die weichschaligen bissigen
Schnappschildkröten, Trionyx, siamesisch taphab.

3. Wirbellose Landthiere.

Unter den Insekten Siams sind die Leuchtkäfer (Lam-
pyris), hing noi, mit Recht berühmt. Wenn man auf dem Flusse
oder einem Kanale des Abends dahinfährt, erscheinen die Bäume
am Ufer oft förmlich illuminirt durch die Menge derselben und man
bemerkt mit Erstaunen, dass die Leuchtkäfer Eines Baumes gleich-
zeitig aufleuchten und gleichzeitig dunkel werden. Dieses ist schon
C. Kämpfer 1690 aufgefallen und seitdem von fast allen Bericht-
erstattern über Siam wiederholt; es ist auch im Allgemeinen richtig,
aber doch nicht streng genommen; einzelne Lichtpunkte sieht man
auch während der dunkeln Zwischenzeiten und das Aufleuchten,
wie das Dunkelwerden geschieht nicht ganz plötzlich, sondern die
Lichtmenge steigt und fällt etwas langsamer als bei dem einzelnen

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[211/0229] Süsswasser-Reptilien von Siam. Bangkok wie Petshaburi den äusserlich an unsere Unke erinnernden Oxyglossus lima Tschudi. Die häufigste Wasserschlange des Me- namstroms, mir von den Eingeborenen bis zum Ueberdruss gebracht, ist die bekannte unschuldige Homalopsis buccata L. sp. Aber auch die interessantere Fühlfadenschlange, Herpeton tentaculatum Lacep., wurde mir gebracht und die auf ihren Schuppen aufgewach- senen kleinen Conferven bewiesen, dass sie eine Wasserschlange sei. Die sogenannten Fühler waren platt und wurden nur wenig selbständig bewegt; der Kopf platt, der Leib vom Stielrunden nach hinten ins Dreiseitige übergehend, indem die Rückenseite eine stumpfe Mittelkante erhält und unter stumpfen Winkeln in die Bauchseite übergeht; die Farbe dunkelbraun, in der vordern Hälfte fast ganz gleichmässig, in der hintern treten auf dem Rücken drei Paar, am Bauch ein Paar schwarzer Längslinien hervor.3) Zum Beissen war das Thier nicht zu bringen. Die Siamesen nannten diese Schlange mir nuang. Krokodile, take, sah ich mehrmals, lebende und todte, in den Kanälen zwischen Bangkok und Petsha- buri, es war stets die bekannte, weit verbreitete Art, Crocodilus biporcatus Cuv.; nirgends sah ich die von Perrault 1699 beschrie- bene, seitdem verschollene Art mit zwei mittleren Längskämmen hintereinander auf dem Scheitel, Crocod. galeatus Cuv. = Siamensis Schneid. Auch Süsswasserschildkröten sind in Siam zahlreich, und zwar wie in den übrigen ostasiatischen Ländern sowohl die harmlosen Emys, siamesisch tao, als die weichschaligen bissigen Schnappschildkröten, Trionyx, siamesisch taphab. 3. Wirbellose Landthiere. Unter den Insekten Siams sind die Leuchtkäfer (Lam- pyris), hing noi, mit Recht berühmt. Wenn man auf dem Flusse oder einem Kanale des Abends dahinfährt, erscheinen die Bäume am Ufer oft förmlich illuminirt durch die Menge derselben und man bemerkt mit Erstaunen, dass die Leuchtkäfer Eines Baumes gleich- zeitig aufleuchten und gleichzeitig dunkel werden. Dieses ist schon C. Kämpfer 1690 aufgefallen und seitdem von fast allen Bericht- erstattern über Siam wiederholt; es ist auch im Allgemeinen richtig, aber doch nicht streng genommen; einzelne Lichtpunkte sieht man auch während der dunkeln Zwischenzeiten und das Aufleuchten, wie das Dunkelwerden geschieht nicht ganz plötzlich, sondern die Lichtmenge steigt und fällt etwas langsamer als bei dem einzelnen 14*

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Zitationshilfe: Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/229>, abgerufen am 21.11.2024.