sein eigen Blut erlöset. Er vereiniget sich mit ihr, nicht nur als GOtt, sondern auch nach seiner Menschheit. Er giebt im H. Abendmal ihr seinen Leib und Blut seeliglich zu geniesen.
§. 48.
Allein, 1) wo jemand den inneren Unter- schied der göttlichen Perfonen aufhebet, wie unser Herrnhuter gethan hat: so kan aus die- sen der menschlichen Natur Christi zukommen- den Würkungen, nicht begriffen werden, daß eine zweyte Person in der Gottheit vorhanden seye, welche die auf solche Art würkende mensch- liche Natur angenommen habe. Wer nicht weiß, daß der himmlische Vater durch die ewi- ge Zeugung einen eingebohrnen Sohn habe, der wird dem Vater eben so leicht die Mensch- werdung zuschreiben, als wir sie dem zuschrei- ben müssen, welcher der ewigen Geburt halber der Sohn GOttes ist. Er wird auf die Träu- me der alten Jrgeister verfallen. Er wird sa- gen, es sey eine und eben dieselbe Person der Gottheit, welche sich nach Verschiedenheit ihrer äusserlichen Werke, bald einen Vater, bald einen Sohn nenne. Kurtz, er wird eine Pla- tonische Dreyeinigkeit ausfinden, wie Zinzen- dorf seinen Methodismum ausgefunden hat. (§. 49.) Setzet man aber 2) das innere per- sönliche Kennzeichen voraus, nemlich, daß der Sohn GOttes wegen der ewigen Geburt, die andere Person seye; welches GOtt und seine
Chri-
dritter Theil.
ſein eigen Blut erloͤſet. Er vereiniget ſich mit ihr, nicht nur als GOtt, ſondern auch nach ſeiner Menſchheit. Er giebt im H. Abendmal ihr ſeinen Leib und Blut ſeeliglich zu genieſen.
§. 48.
Allein, 1) wo jemand den inneren Unter- ſchied der goͤttlichen Perfonen aufhebet, wie unſer Herrnhuter gethan hat: ſo kan aus die- ſen der menſchlichen Natur Chriſti zukommen- den Wuͤrkungen, nicht begriffen werden, daß eine zweyte Perſon in der Gottheit vorhanden ſeye, welche die auf ſolche Art wuͤrkende menſch- liche Natur angenommen habe. Wer nicht weiß, daß der himmliſche Vater durch die ewi- ge Zeugung einen eingebohrnen Sohn habe, der wird dem Vater eben ſo leicht die Menſch- werdung zuſchreiben, als wir ſie dem zuſchrei- ben muͤſſen, welcher der ewigen Geburt halber der Sohn GOttes iſt. Er wird auf die Traͤu- me der alten Jrgeiſter verfallen. Er wird ſa- gen, es ſey eine und eben dieſelbe Perſon der Gottheit, welche ſich nach Verſchiedenheit ihrer aͤuſſerlichen Werke, bald einen Vater, bald einen Sohn nenne. Kurtz, er wird eine Pla- toniſche Dreyeinigkeit ausfinden, wie Zinzen- dorf ſeinen Methodismum ausgefunden hat. (§. 49.) Setzet man aber 2) das innere per- ſoͤnliche Kennzeichen voraus, nemlich, daß der Sohn GOttes wegen der ewigen Geburt, die andere Perſon ſeye; welches GOtt und ſeine
Chri-
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[59/0075]
dritter Theil.
ſein eigen Blut erloͤſet. Er vereiniget ſich mit
ihr, nicht nur als GOtt, ſondern auch nach
ſeiner Menſchheit. Er giebt im H. Abendmal
ihr ſeinen Leib und Blut ſeeliglich zu genieſen.
§. 48.
Allein, 1) wo jemand den inneren Unter-
ſchied der goͤttlichen Perfonen aufhebet, wie
unſer Herrnhuter gethan hat: ſo kan aus die-
ſen der menſchlichen Natur Chriſti zukommen-
den Wuͤrkungen, nicht begriffen werden, daß
eine zweyte Perſon in der Gottheit vorhanden
ſeye, welche die auf ſolche Art wuͤrkende menſch-
liche Natur angenommen habe. Wer nicht
weiß, daß der himmliſche Vater durch die ewi-
ge Zeugung einen eingebohrnen Sohn habe,
der wird dem Vater eben ſo leicht die Menſch-
werdung zuſchreiben, als wir ſie dem zuſchrei-
ben muͤſſen, welcher der ewigen Geburt halber
der Sohn GOttes iſt. Er wird auf die Traͤu-
me der alten Jrgeiſter verfallen. Er wird ſa-
gen, es ſey eine und eben dieſelbe Perſon der
Gottheit, welche ſich nach Verſchiedenheit ihrer
aͤuſſerlichen Werke, bald einen Vater, bald
einen Sohn nenne. Kurtz, er wird eine Pla-
toniſche Dreyeinigkeit ausfinden, wie Zinzen-
dorf ſeinen Methodismum ausgefunden hat.
(§. 49.) Setzet man aber 2) das innere per-
ſoͤnliche Kennzeichen voraus, nemlich, daß der
Sohn GOttes wegen der ewigen Geburt, die
andere Perſon ſeye; welches GOtt und ſeine
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Benner, Johann Hermann: Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 3. Gießen, 1748, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey03_1748/75>, abgerufen am 03.03.2025.
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