Jch erweise aus diesen Worten, daß Zinzen- dorf den Unterschied der göttlichen Personen gäntzlich aufhebe. Unsere Kirche ist sonsten so billig, daß sie einem einfältigen Christen, das Wort Person nicht eben aufdringet, und bey Verlust seiner Seeligkeit ihn dergestalt daran fesselt, daß er, ohne damit verbundenen Be- grif, es gebrauchen müsse. Wann er den Va- ter, den Sohn, und den heiligen Geist erkennet; wann er die ewige Geburt des Sohnes vom Vater, und den Ausgang des heiligen Geistes von beyden, aus der heiligen Schrift annimt, so saget er damit eben das, was die Kirche nen- net, wann sie drey Personen behauptet und verehret. Allein mit einem Lehrer der Kirchen ist es ein anders. Von einem, der seine Be- griffe so subtil ausschleifen, und von Tag zu Tage ins feinere bringen kan, wie Z. sich rüh- met, fordert man billig, daß er solche aus der heiligen Schrift genommene Worte richtig, nach dem Sinn der göttlichen Offenbarung, und nach dem rechtglaubigen Begrif der Kir- che, verstehen soll. Solche Worte sind die Losungen, wodurch man von den Jrgeistern sich unterscheidet. Ein Einfältiger, der das Wort Person nicht verstehen könte, würde doch bey seiner Einfalt redlich und gottsfürchtig seyn, und die innere Kennzeichen verehren. Aber Zin- zendorf behält das Wort Person, zum Nach- theil der inneren Kennzeichen, und verstecket
seine
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dritter Theil.
§. 34.
Jch erweiſe aus dieſen Worten, daß Zinzen- dorf den Unterſchied der goͤttlichen Perſonen gaͤntzlich aufhebe. Unſere Kirche iſt ſonſten ſo billig, daß ſie einem einfaͤltigen Chriſten, das Wort Perſon nicht eben aufdringet, und bey Verluſt ſeiner Seeligkeit ihn dergeſtalt daran feſſelt, daß er, ohne damit verbundenen Be- grif, es gebrauchen muͤſſe. Wann er den Va- ter, den Sohn, und den heiligen Geiſt erkennet; wann er die ewige Geburt des Sohnes vom Vater, und den Ausgang des heiligen Geiſtes von beyden, aus der heiligen Schrift annimt, ſo ſaget er damit eben das, was die Kirche nen- net, wann ſie drey Perſonen behauptet und verehret. Allein mit einem Lehrer der Kirchen iſt es ein anders. Von einem, der ſeine Be- griffe ſo ſubtil ausſchleifen, und von Tag zu Tage ins feinere bringen kan, wie Z. ſich ruͤh- met, fordert man billig, daß er ſolche aus der heiligen Schrift genommene Worte richtig, nach dem Sinn der goͤttlichen Offenbarung, und nach dem rechtglaubigen Begrif der Kir- che, verſtehen ſoll. Solche Worte ſind die Loſungen, wodurch man von den Jrgeiſtern ſich unterſcheidet. Ein Einfaͤltiger, der das Wort Perſon nicht verſtehen koͤnte, wuͤrde doch bey ſeiner Einfalt redlich und gottsfuͤrchtig ſeyn, und die innere Kennzeichen verehren. Aber Zin- zendorf behaͤlt das Wort Perſon, zum Nach- theil der inneren Kennzeichen, und verſtecket
ſeine
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dritter Theil.
§. 34.
Jch erweiſe aus dieſen Worten, daß Zinzen-
dorf den Unterſchied der goͤttlichen Perſonen
gaͤntzlich aufhebe. Unſere Kirche iſt ſonſten ſo
billig, daß ſie einem einfaͤltigen Chriſten, das
Wort Perſon nicht eben aufdringet, und bey
Verluſt ſeiner Seeligkeit ihn dergeſtalt daran
feſſelt, daß er, ohne damit verbundenen Be-
grif, es gebrauchen muͤſſe. Wann er den Va-
ter, den Sohn, und den heiligen Geiſt erkennet;
wann er die ewige Geburt des Sohnes vom
Vater, und den Ausgang des heiligen Geiſtes
von beyden, aus der heiligen Schrift annimt,
ſo ſaget er damit eben das, was die Kirche nen-
net, wann ſie drey Perſonen behauptet und
verehret. Allein mit einem Lehrer der Kirchen
iſt es ein anders. Von einem, der ſeine Be-
griffe ſo ſubtil ausſchleifen, und von Tag zu
Tage ins feinere bringen kan, wie Z. ſich ruͤh-
met, fordert man billig, daß er ſolche aus der
heiligen Schrift genommene Worte richtig,
nach dem Sinn der goͤttlichen Offenbarung,
und nach dem rechtglaubigen Begrif der Kir-
che, verſtehen ſoll. Solche Worte ſind die
Loſungen, wodurch man von den Jrgeiſtern
ſich unterſcheidet. Ein Einfaͤltiger, der das
Wort Perſon nicht verſtehen koͤnte, wuͤrde doch
bey ſeiner Einfalt redlich und gottsfuͤrchtig ſeyn,
und die innere Kennzeichen verehren. Aber Zin-
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Benner, Johann Hermann: Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 3. Gießen, 1748, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey03_1748/53>, abgerufen am 06.01.2025.
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