Nach diesen vermeinten Beweisen aus der Schrift, komt Zinzendorf wieder auf andere Gründe. Es muß spricht er, in der Gottheit eine Mutter seyn, weil die Gottesgelehrten darüber eins sind, wer uns zeuge; und weil er auch nicht werde sagen dürfen, wer uns nehme, wann wir zu Jahren ge- kommen sind, (§. 13.) da fehle aber noch die Geburt darzwischen. 1) Die Gottes- gelehrten sind darüber unter sich, und mit der heiligen Schrift einig, daß der Dreieinige GOTT uns zeuge, (§. 43.) dann sonst wä- ren sie keine Gottesgelehrten, sondern Ver- führer. Weil sie nun über dieser Glaubens- Lehre eins sind; so ist eben das die Ursache, daß sie 2) mit der Zinzendorfischen Jrgeiste- rey unmöglich können eins seyn, als welche haben will, daß der Vater uns zeuge mit Ausschliesung der übrigen Personen. Weder ein solcher Vater ist in der Gottheit, noch ein solches Zeugen. Sondern beides ist nur in Zinzendorfs Fantasie gewachsen. Er gebieret Götter und Göttinnen aus seinem düsteren Ge- hirne, wie die Heiden von ihrem Jupiter er- zehlen. Wie können nun die Gottesgelehr- ten mit ihm eins seyn? Also beziehet er sich hier auf eine Unwarheit. So ist es auch 3) mit dem, daß der Mann die glaubige wann sie mannbar worden, nehmen und erkennen solte. (§. 95. *) Es wird freylich
Zin-
P 4
dritter Theil.
§. 124.
Nach dieſen vermeinten Beweiſen aus der Schrift, komt Zinzendorf wieder auf andere Gruͤnde. Es muß ſpricht er, in der Gottheit eine Mutter ſeyn, weil die Gottesgelehrten daruͤber eins ſind, wer uns zeuge; und weil er auch nicht werde ſagen duͤrfen, wer uns nehme, wann wir zu Jahren ge- kommen ſind, (§. 13.) da fehle aber noch die Geburt darzwiſchen. 1) Die Gottes- gelehrten ſind daruͤber unter ſich, und mit der heiligen Schrift einig, daß der Dreieinige GOTT uns zeuge, (§. 43.) dann ſonſt waͤ- ren ſie keine Gottesgelehrten, ſondern Ver- fuͤhrer. Weil ſie nun uͤber dieſer Glaubens- Lehre eins ſind; ſo iſt eben das die Urſache, daß ſie 2) mit der Zinzendorfiſchen Jrgeiſte- rey unmoͤglich koͤnnen eins ſeyn, als welche haben will, daß der Vater uns zeuge mit Ausſchlieſung der uͤbrigen Perſonen. Weder ein ſolcher Vater iſt in der Gottheit, noch ein ſolches Zeugen. Sondern beides iſt nur in Zinzendorfs Fantaſie gewachſen. Er gebieret Goͤtter und Goͤttinnen aus ſeinem duͤſteren Ge- hirne, wie die Heiden von ihrem Jupiter er- zehlen. Wie koͤnnen nun die Gottesgelehr- ten mit ihm eins ſeyn? Alſo beziehet er ſich hier auf eine Unwarheit. So iſt es auch 3) mit dem, daß der Mann die glaubige wann ſie mannbar worden, nehmen und erkennen ſolte. (§. 95. *) Es wird freylich
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dritter Theil.
§. 124.
Nach dieſen vermeinten Beweiſen aus der
Schrift, komt Zinzendorf wieder auf andere
Gruͤnde. Es muß ſpricht er, in der Gottheit
eine Mutter ſeyn, weil die Gottesgelehrten
daruͤber eins ſind, wer uns zeuge; und
weil er auch nicht werde ſagen duͤrfen,
wer uns nehme, wann wir zu Jahren ge-
kommen ſind, (§. 13.) da fehle aber noch
die Geburt darzwiſchen. 1) Die Gottes-
gelehrten ſind daruͤber unter ſich, und mit der
heiligen Schrift einig, daß der Dreieinige
GOTT uns zeuge, (§. 43.) dann ſonſt waͤ-
ren ſie keine Gottesgelehrten, ſondern Ver-
fuͤhrer. Weil ſie nun uͤber dieſer Glaubens-
Lehre eins ſind; ſo iſt eben das die Urſache,
daß ſie 2) mit der Zinzendorfiſchen Jrgeiſte-
rey unmoͤglich koͤnnen eins ſeyn, als welche
haben will, daß der Vater uns zeuge mit
Ausſchlieſung der uͤbrigen Perſonen. Weder
ein ſolcher Vater iſt in der Gottheit, noch ein
ſolches Zeugen. Sondern beides iſt nur in
Zinzendorfs Fantaſie gewachſen. Er gebieret
Goͤtter und Goͤttinnen aus ſeinem duͤſteren Ge-
hirne, wie die Heiden von ihrem Jupiter er-
zehlen. Wie koͤnnen nun die Gottesgelehr-
ten mit ihm eins ſeyn? Alſo beziehet er ſich
hier auf eine Unwarheit. So iſt es auch 3)
mit dem, daß der Mann die glaubige
wann ſie mannbar worden, nehmen und
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Benner, Johann Hermann: Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 3. Gießen, 1748, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey03_1748/247>, abgerufen am 03.03.2025.
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